17 Oktober 2016

Johnny

Die Straßenzeile zog sich endlos hin. Rechts Hochhäuser, links Hochhäuser und dazwischen ein Fluss aus Asphalt, über dem die Luft trotz der herbstlichen Temperaturen waberte. Eine junge Frau und ihre Mutter spazierten auf dem Bürgersteig durch die Stadt und unterhielten sich über Belanglosigkeiten. Keine der beiden schenkte der Umgebung Aufmerksamkeit und so bemerkten sie nicht, dass sich vor ihnen eine Lücke in den Wänden aus Stahlbeton auftat.

Zwischen den Giganten aus Glas und grauer Fassade brach das Sonnenlicht gleißend auf die Straße. Es überflutete einen mit Kies bestreuten Platz, kroch über Blumenbeete und durch die Lücken eines Zaunes und badete ein holsteinisches Bauernhaus in warmem Weiß.

Die beiden Frauen blieben stehen, als sie die Auffahrt zu dem Gehöft erreicht hatten, und blickten sich um. Roter Backstein, ein reetgedecktes Dach, eine bunt bemalte Eingangstür. An das eineinhabstöckige Haus fügte sich ein längliches Gebäude an, welches von einem weißen Lattenzaun umschlossen wurde. Hinter den Gebäuden erstreckten sich Wiesen bis weit in Richtung Horizont. Kühe brüllten in der Ferne, ein einsames Pferd antwortete ihnen aus dem Stall. Andere Pferden fielen von der Weide aus in das Wiehern mit ein.

Die junge Frau wandte sich an ihre Mutter. »Ob sie noch hier wohnen?«

Diese zuckte mit den Schultern und trat durch das offene Hoftor auf den Hof: »Ich weiß es nicht. Vielleicht, vielleicht sind sie aber auch längst weg. Geh nachsehen, wenn es dich interessiert.«

Die junge Frau nickte, ging an ihrer Mutter vorbei und betrat mit sicheren Schritten den Stall. Die Kinder, die über den Hof tobten, ignorierte sie genauso wie Menschen im Stall. Früher war sie häufig hier gewesen, in all ihren Schulferien und an vielen Wochenenden. Hier hatte sie Ruhe und ein zweites Zuhause gefunden. Und ihre Jugendliebe. Sie durchquerte die Stallgasse und verließ das Gebäude durch einen Ausgang, der zu den Weiden führte.

Weiße Zäune umschlossen sattgrüne Wiesen. Die Kühe standen mit den Pferden gemeinsam auf dem Gras. Schwarz-weiße Kühe, Pferde in allen Farben und Mustern, einzelne Stallarbeiter, die die Wiesen reinigten.

Sie ging auf das Tor zu einer der Weiden und er kam ihr sofort entgegen.

Er hatte sich in all den Jahren, in denen sie erwachsen wurde, nicht verändert. Er trug sein weißeres Sommerkleid, doch sein Kopf und seine Schenkel, seine Mähne und sein Schweif waren von tiefem kupferrot. Eine schnurgerade Blesse erstreckte sich von seinen Ohren zu seinen Nüstern, die Beine waren hochweiß gestiefelt. Und er erkannte sie. Er wieherte ihr entgegen wie damals und schmiegte die weiche Nase an ihre Schulter.

Strahlend liebkoste den Kopf des Tieres. Er war größer als früher, das Pony hatte sich in ein stattliches Pferd verwandelt. Immerhin würde sie so auf ihm reiten können, ohne, dass er dabei gequält aussah.

Eines der Kinder kam aus dem Stall auf sie zu. Es blieb neben ihr stehen und lächelte. »Es wurde immer viel erzählt, von dem Mädchen, das die Größe des Ponys nicht abgeschreckt hatte. Bist du das Mädchen?«

Die junge Frau nickte schweigend. Sie war zu beschäftigt, dem Pferd all die Zärtlichkeiten zurückzugeben, auf die sie beide so lange verzichten mussten. Als sie schließlich aufsah, stand die Betreiberin des Hofes vor ihr.

Sie lächelte und reichte der jungen Frau die Trense des Tieres: »Wir wussten, du würdest zurückfinden. Er gehört dir, du weißt es. Kaum jemand hat sich mit ihm beschäftigen wollen in all den Jahren. Nimm ihn, führe ihn hinaus, reitet wieder in den Wald.«

Mit Tränen in den Augen nahm die junge Frau die Trense entgegen und zog sie dem rotschimmeligen Pony über den Kopf. Anschließend eilte sie in den Stall, holte den Sattel und sattelte ihren alten Freund, um ihn dann mit sich hinaus zu nehmen.

Ihre Mutter wartete am Eingang des Hofes auf dem Bürgersteig. »Was hast du jetzt vor?«, wollte sie von ihrer Tochter wissen.

»Wir werden in den Wald gehen. Ausreiten, wie Früher.«

Die Mutter nickte und begleitete ihre Tochter weiter auf dem Weg durch die Straßen. Das kleine Paradies verblasste bald im Schatten der Stahlbetonriesen. Sie wanderten Meter um Meter, bis die Häuser schließlich kleiner wurden. Vorgärten unterbrachen die Armee der Gebäude und das Licht breitete sich wie ein Teppich über die Straße aus. Kneipen, Biergärten, Privathäuser standen in immer größerem Abstand zueinander am Bürgersteig.

Die beiden Frauen näherten sich dem Ausgang der großen Stadt und unterhielten sich wieder über Belanglosigkeiten. Doch nun begleitete sie ein altes Pony, welches bei weitem nicht mehr so hässlich erschien, wie die junge Frau es in Erinnerung hatte. Die Sonne stand treu am höchsten Punkt des Himmels und erleuchtete die Welt, als wolle sie der jungen Frau alle Zeit geben, die sie und ihr Pferd benötigten, um zum Wald zurückzukehren, der endlich am Horizont aufragte. Nur noch ein Gebäude lag vor ihnen.

Neben der Straße verliefen Schienen, sie kamen aus dem nirgendwo und führten, parallel zum Bürgersteig, in das Gebäude, eine moderne Bahnhalle, die sie noch durchqueren mussten, um zur Natur hinter der Stadt zu gelangen. Eine Art modernes Stadttor, die letzte Hürde auf dem Weg zurück.

Die junge Frau, ihre Mutter und der Ponywallach betraten das Gebäude.

Die Schienen endeten in der Mitte des gigantischen Raumes. Auf ihnen stand ein alter Triebwagen und wurde von einigen Mechanikern gewartet. Auf der anderen Seite der Halle erhob sich eine Treppe. Etliche Stufen führten im Zickzack über drei große Plattformen zum Ausgang hinauf, denn das Gebäude war in einen Hügel gebaut. Neben der Treppe befand sich ein Aufzug, der jedoch nicht lang genug war, um das Pferd mit hineinzunehmen.

Die junge Frau und ihre Mutter betrachteten den Aufzug eine Weile, sahen dann einander an und seufzten. Es hatte keinen Sinn, ihnen blieb nichts anderes übrig, als die Treppe zu erklimmen. Das Tier trottete brav neben der jungen Frau her, die erste Treppe hinauf.

Auf der Plattform befand sich ein Büro, umschlossen von gläsernen Wänden. Ein Mitarbeiter der Bahn hastete aus dem Raum auf die beiden Frauen zu. Er blieb mit ausgebreiteten Armen vor ihnen stehen. »Sie können unmöglich mit dem Pferd die Stufen hinauf!«

»Wieso nicht?« Die junge Frau runzelte die Stirn und sah über die Schulter auf die Stufen, die sie bereits zurückgelassen hatten. »Er hat doch auch die erste Treppe geschafft. Die Anderen werden ihm auch nichts ausmachen.«

»Wo wollen Sie überhaupt mit dem Tier hin?«

»In den Wald«, antwortete die Mutter: »Meine Tochter bekam ihr Pferd geschenkt, damit sie im Wald ausreiten kann.«

Der Mitarbeiter zögerte eine Weile, musterte das Pferd und gab schließlich den Weg frei: »Gut. Er scheint ja nicht zu schwer für die Treppe zu sein. Gehen Sie, bevor Sie noch jemand anderes sieht. Pferde sollten keine Treppen steigen.«

Die Frauen nickten und stiegen weiter Schritt für Schritt die Stahlstufen empor, das Pferd begleitete sie. Auf der letzten Ebene öffneten sie die doppelflügelige Glastür und traten auf die steinerne Brücke, die das Gebäude mit der Hügelspitze verband. Der Wald lag nur noch wenige Minuten von ihnen entfernt.

Die junge Frau lächelte, stieg in den Sattel und reichte ihrer Mutter zum Abschied die Hand.

Anschließend ritt sie in schnellem Trab hinaus in den Wald.

06 Oktober 2016

Die Vorlesung

Es waren nur ihre Rückenschmerzen, die sie vor dem Wegnicken bewahrten. Mittwochnachmittage hatten grundsätzlich etwas Ermüdendes und die stotternde, wenig mitreißende Sprechweise des Professors machte es nicht besser. Vor einigen Wochen war sie voller Elan in das neue Semester gestartet und hatte beschlossen, jedes Thema mit Interesse anzugehen. Nun saß sie hier, lehnte sich abwechselnd auf dem Sitz zurück, um ihren Rücken zu beruhigen oder legte ihren Kopf auf dem Tisch ab, um vielleicht doch der Schläfrigkeit nachzugeben. Oder war sie nicht schläfrig? Ihre Augen brannten. Heuschnupfen? Nein, zu früh im Jahr. Außerdem sicher nicht im Hörsaal. Es gab hier keine Pflanzen und gegen den Gummibaum auf dem Flur war sie nicht allergisch. Nicht, dass sie wusste. Sie gähnte, richtete sich auf und zwang sich, den Ausführungen des Professors zu folgen.
Mineralogie. Das Beste an diesem Fach war, dass graduierte Mineralogen Mineralen Namen geben durften, sollten sie Neue entdecken. Mineralit, nein, das war ein dummer Name. Aerodactylit, ja. Sie kicherte. Allein, um Jahrgänge folgender Studenten zu ärgern. Aber brauchte man für diesen Namen die Einwilligung von Nintendo? Immerhin war der Begriff sicher geschützt. Gengarit, wenn sie schon dabei war. Absolit, der war gut. Ab sol - Fern der Sonne. Absolit - Fern der Sonne mit Mineralsuffix. Das war wirklich gut. Ein toller Name für ein Mineral im Erdinneren. Aber auch hier wieder die Sache mit dem dummen Copyright. Aber das Sonic-Hedghog-Gen und das Protein Pikachurin? Ob die Wissenschaftler da auch erst angefragt hatten? Andererseits, Pikachurin war vor der Benamung des Proteins ja kein Begriff. Vielleicht sollte sie das Pikachu-DS aus dem Rucksack holen und spielen? Oder ihr Buch fortsetzen, das war sicher besser. Aber Lesen, während der Professor redete? Noch dazu Englisch? Britisches Englisch zu allem Überfluss. Nein, dafür fehlte ihr die Konzentration.
Ihr Blick heftete sich auf das Bild, welches der Beamer an die Wand warf. Kugeln, Striche, Formeln, dichteste Packungen, hexagonal, kubisch. Das kannte sie alles aus dem letzten Semester und dem davor und dem davor und dem davor. Sie gähnte erneut. Der Professor forderte die Studenten auf, die Packungsdichte einer kubisch dichtesten Kugelpackung auszurechnen. Sie schloss die Augen, murmelte: »Zweiundfünfzig Prozent ...«
Der Professor erzählte irgendetwas von der Kristallographievorlesung im letzten Semester. Ihr Rücken zog scharf an ihren Schulterblättern. Sie richtete sich wieder auf. Sie sollte zum Stall fahren oder tanzen oder spazieren gehen, sich bewegen, nicht auf diesen Stühlen sitzen. Mehr als eine Stunde auf diesen Dingern sollten als Folter gelten. Die Zweitsemester um sie herum tippten fleißig auf ihren Taschenrechnern, aber in ihren Gesichtern konnte sie lesen, dass sie keine Ahnung hatten. Der Professor auch, er hakte nach. Keiner hatte den Mut, sein Nichtwissen anzuerkennen. Sie seufzte, legte den Kopf wieder auf dem Klapptisch ab und schloss die Augen. Der Schmerz biss in ihrem Rücken. Der Raum war still. Sie richtete sich auf, holte das DS hervor und begann ein sinnloses Puzzlespiel. Zehn Minuten, bis der Professor wieder Aufmerksamkeit forderte. Als kein Ergebnis genannt wurde, rechnete er hastig vor. Wie wollten diese Studenten im Winter Kristallographie bestehen, wenn sie schon bei den einfachen Aufgaben versagten? Oder waren die Aufgaben deswegen so einfach, weil sie die Kristallographie schon kann? Wahrscheinlich war sie der einzige Student im ganzen Hörsaal, der dem Professor überhaupt folgen konnte.
Er redete irgendetwas über Koordinationszahlen. KZ. Bei den Chemikern gab es jemanden, der sich weigerte, das Wort abzukürzen. Euphemismusparadoxon. Ich kann die negative Bedeutung eines Wortes nur dann durchbrechen, wenn ich es bewusst neutral oder positiv belege. Geil. Schwul. Naja, eher das Englische queer. Hitler als Witzfigur. Oder eben KZ. Ihr Freund war genauso. Hatte sie ihn damals davon überzeugen können oder nicht? Wieso sollte sie Angst vor zwei verdammten Buchstaben haben? Wie albern, wie deutsch.
»Die Koordinationszahlen der Kugelpackungen sind identisch«, insistierte der Professor. Sie sah auf, rechtzeitig, um zu sehen, wie er mit dem Finger gegen die Luft stieß, um jede Silbe zu betonen: »Und-die-Zahl-ist-zwölf.«
Nein, sechshundertsechsundsechzig, sie kicherte. Kristallographen waren der Antichrist und Plagioklas war die Antwort auf alles und gleichbedeutend mit Wasser. Brechungsindex zweiundvierzig. Zweiundvierzig war die Antwort auf alles. Dämlicher Geologen-Nerd-Insider. War sechshundertsechsundsechzig durch zwölf teilbar? Nein, nein, das musste eine andere Zahl sein. Sie war zu schläfrig, um zu rechnen und ihr Taschenrechner zu tief in ihrem Rucksack verbuddelt. Der Professor stellte irgendeine Frage, die sie nicht hörte. Ihr Kopf war leer. Schlafen? Schlafen. Sie verschränkte die Arme auf dem Tisch, legte den Kopf ab und schloss die Augen. Allgemeines Gemurmel. Der Professor wiederholte die Frage. Ob man mit irgendwelchen Mitteln irgendwie feststellen könne, welche Kugelpackung man habe. Sie entschied sich für Ja. Zu müde zum Nachdenken.
Der Professor schwieg eine Weile. Ihr Rücken brachte sie um. Kleine Messer in ihren Muskeln, nein, Hebel. Irgendjemand saß auf ihrer Wirbelsäule und zog an kleinen Hebeln. Sie setzte sich wieder auf, ihr Blick suchte den Dozenten. Dieser stand vor dem langen Tisch vor der Tafel und lächelte verzweifelt. Er konnte so nervös werden, wenn man ihn nicht verstand. Sie seufzte. Der Professor gestikulierte wild mit den Armen.
»Sie müssen sich doch fragen, wann immer ich eine Frage stelle. Nein, nicht ›Was ist das Ergebnis?‹ sondern, ›Wie beantworte ich die Frage?‹ Die Antwort ist doch offensichtlich!«
Zustimmendes Gemurmel aus dem Saal, indem mittlerweile auch sie aufgegeben hatte, seinen Ausführungen folgen zu wollen. Vielleicht nächste Woche. Vielleicht nächsten Monat. Sie sah auf die Uhr. Halb vier. Noch eine Viertelstunde. Vielleicht auch erst in der Woche vor den Prüfungen.

23 September 2016

Das Ende des Milenniums

Sie öffnete die Haustür und stieg die Treppe nach oben. Dort angekommen ging sie, ohne die Jacke abzulegen, ins Wohnzimmer. Sie war spät dran, der Sportlehrer hatte wie immer überzogen und eigentlich wollte sie Mathe noch vor der Sendung gemacht haben. Sie legte den Rucksack auf dem Sofa ab. Der Fernseher lief eine Kriegsreportage, vermutlich Zweiter Weltkrieg, ihr Vater saß am Computer. Sie betrachtete das Programm eine Weile, seufzte, legte auch ihre Jacke ab und ging ins Badezimmer. Erst einmal duschen, dann Mathe überfliegen. Sie sah auf die Uhr: In etwa anderthalb Stunden ging ihre Lieblingsserie los.
Sie duschte sich in aller Ruhe, zog sich bequeme Kleidung an und kehrte ins Wohnzimmer zurück. Dort nahm sie ihre Tasche vom Sofa und wühlte nach den Unterlagen für ihre Hausaufgaben. Sie setzte sich mit Heft, Stift, Lehrbuch und Taschenrechner bewaffnet an den Esstisch. Mathematik war ein furchtbares Übel, aber wenn ihr Vater zu Hause war, sollte sie die Aufgaben ernst nehmen.
»Soll ich leiser schalten?«, fragte er, ohne vom Computerbildschirm aufzusehen. Sie schüttelte den Kopf und brummte ein »Geht schon«, während sie auf ihrem Kugelschreiber herumkaute. Warum sah sich dieser Mann eigentlich immer deprimierende Themen an? Ihr reichte es vollkommen, dass sie gerade in sämtlichen nicht-naturwissenschaftlichen Fächern das Dritte Reich behandeln mussten. Sie wollte sich nicht noch zu Hause damit beschäftigen. Und warum lief der Fernseher überhaupt, wenn er sich gerade mit dem Computer beschäftigte?
Sie lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück und dachte über die Aufgabe nach. Im Fernsehen war ein Gebäude zu sehen, aus dem dicke schwarze Wolken in den hellblauen Himmel aufstiegen. Schnitt. Ein Loch in der Wand eines anderen Bauwerkes. Sie wandte sich wieder ihren Hausaufgaben zu. Ihr Vater hatte den Ton des TV-Gerätes abgestellt, vermutlich, weil er ihn selbst störte. Wenn er weder hinsah noch zuhörte, warum lief dieser Kasten überhaupt? Mysterien über Eltern, die nie zu klären sind.Die Batterien des Taschenrechners gaben den Geist auf. Klasse. Keine Möglichkeit mehr, solange durchzurechnen, bis ihr das Ergebnis gefiel. Sie sah zu ihrem Vater: »Kannst du mir mal eben bei Algebra helfen?«
»Geht nicht«, murmelte er und starrte dabei konzentriert auf den Computerbildschirm. Typisch, sich über ihre Noten beschweren, aber keine Hilfe anbieten können. Das dumme Was-auch-Immer hinter dem Bildschirm war wichtiger. Sie sah wieder auf die Uhr. Noch vierzig Minuten. Wenn sie jetzt das Programm wechselte, würde sie auch noch die Sitcom und die anschließenden Nachrichten sehen. Sie stand auf, ging zum Schreibtisch und griff nach der Fernbedienung. Das sah ihr alter Herr natürlich, mit den Augen in seinen Ohren oder wie auch immer. Vielleicht saßen auch kleine Spiegel in den Kanten des Monitors.
»Was hast du vor?«, fragte er. Sie kehrte mit der Fernbedienung an ihren Platz zurück und studierte die Knöpfe. »Ich will umschalten. Gleich kommt die Serie, die ich immer gucke.«
Ihr Vater schwieg, die Stille im Raum hatte etwas Unnatürliches an sich. Sie hörte das helle Rauschen der beiden Bildschirme, ein an- und abschwellendes Geräusch am Rande der Wahrnehmung, wie die Schreie einer Fledermaus.
»Wenn mein eigener Receiver ja endlich funktionieren würde, könnte ich in meinem Zimmer schauen«, bemerkte sie. Der Receiver in ihrem Zimmer war schon länger ein Streitthema. Er war angeschlossen und eingerichtet, doch ihr Vater hatten ihn versehentlich von der Satellitenschüssel abgeklemmt. Seitdem teilten sie sich den Fernseher im Wohnzimmer.
»Das würde dir nichts nützen«, sagte ihr Vater. Sie hielt inne und sah ihn an. Er deutete auf den Fernseher und fuhr fort: »Ich schätze, deine Serie muss heute ausfallen.«
»Du schaust dir denen komischen Weltkriegsbericht doch sowieso nicht an«, entgegnete sie schroff. Das war so typisch. Er belegte den einzigen funktionierenden Fernseher, ohne das Programm zu beachten und niemand durfte umschalten. Sie funkelte ihn an. Er schüttelte den Kopf und antwortete: »Das ist es nicht. Aber auch auf RTL 2 oder wo auch immer deine komische japanische Show läuft, wird auch nichts anderes sein. Schalt ruhig um.« Seine Stimme klang entfernt, als gehörte sie nicht ihm. Belegt, angestrengt. Vermutlich der Herpes, die Entzündungen machten ihn unerträglich.
Sie überschlug im Kopf das Datum. War irgendein Gedenktag, den sie vergessen hatte? Bis zum dritten Oktober war es noch ein wenig hin. Andere wichtige Tage waren im August oder so. Welcher Tag war heute genau? September, das wusste sie, aber welcher Tag? Sie zögerte, auf den Kalender zu sehen und wechselte stattdessen das Programm. Es lief keine Sitcom, ihr Vater hatte Recht. Auf dem anderen Sender dieselben Bilder. Geschockte Menschen, Rauchwolken, Trümmer, Flugzeuge. Ihr wurde erst jetzt bewusst, dass die Bilder im Fernsehen in Farbe waren. Dokumentarisches Material über die Weltkriege war Schwarzweiß. Wieso waren die Bilder in Farbe? Sie zitterte. Sie stellten doch nur Angriffe nach. Computeranimationen vielleicht. Sie spürte, dass ihre Erklärungen falsch waren. Irgendetwas war passiert und sie hatte es nicht bemerkt, keine Nachrichten, kein Radio. Sie spürte, wie ihr Gesicht heiß wurde und Tränen in ihre Augen schossen. Was verdammt noch mal war da los, dass ihre Serie nicht kam. Was für ein dummer Scheißtag war heute? Sie sah ihren Vater an. »Was ist da los? Was ist das?«
»Mach den Ton an«, murmelte er. Er hatte sich auf seinem Stuhl herumgedreht und starrte ausdruckslos auf die Mattscheibe. Was wurde hier gespielt? Sie stellte den Fernseher lauter. Ein pixeliges, verwackeltes Handyvideo zeigte, wie ein Flieger in ein Hochhaus krachte.
»Um 9:03 Uhr Ortszeit krachte das zweite Flugzeug in den Turm Zwei des World Trade Centers. Die US-Regierung geht von einem terroristischen Hintergrund aus. Beide getroffenen Türme sind in sich zusammengestürzt, die Zahl der Toten ist weiter unklar. New York ist in Aufruhr.«
Sie ließ die Fernbedienung fallen. Die Bilder waren kein Dokumentationsmaterial aus einem der Weltkriege, nicht einmal nachgestellte Szenen. Diese Bilder waren echt, sie passierten in den USA, vor gerade einmal zwei Stunden. Wieso hatte sie nichts davon mitbekommen? In der Schule? Im Bus? Sie schluckte, eine Träne rann über ihre Wange. Ihr Herz drohte, ihre Rippen zu sprengen, sie atmete gegen einen harten Widerstand in ihren Bronchien an. Jegliches Zeitgefühl hatte sie verlassen, der Raum um sie herum existierte für sie nicht mehr. Was interessierte sie die dumme Serie von heute Abend? Warum konnte es nicht ein blöder, überflüssiger Gedenktag sein? Gott, was passierte hier? Sollte 2001 nicht der Anfang einer neuen, friedlichen Welt werden? Der Golfkrieg war vorbei, die Unabhängigkeitskämpfe der ehemaligen Sowjetstaaten und des ehemaligen Jugoslawien vorüber. Das Ende des letzten Jahrtausends war doch friedlich verlaufen? Es würde in dieser Zukunft keine Kriege mehr geben, die große Aussage der Feuerwerke des Millenniums. Und jetzt? Ihre Knie zitterten, sie ließ sich auf einen Stuhl fallen. Noch immer fassungslos starrte sie auf den Fernseher. Die Worte der Reporterin hallen in ihrem Kopf wieder. Terroristische Anschläge, Flugzeug, Ortszeit. Bis eben wusste sie nichts vom World Trade Center und jetzt war es in Trümmer gefallen. Vergänglichkeit, Gegenwart, Zukunft. Mit den Tränen in ihren Augen verschwamm die Welt um sie herum.

05 September 2016

Die Nebelwand

Petri lebte ein ausgesprochen wohl geordnetes Leben. Er stand jeden Morgen um die gleiche Zeit auf, kam um die gleiche Zeit ins Büro und ging um die gleiche Zeit schlafen. Auch heute war es einer der ewig gleichen Tage. Selbst das Wetter war grau und durchschnittlich, ein nebliger Tag im November.
Petri verließ das Büro pünktlich zu Betriebsschluss und wartete auf den Bus, der ebenso pünktlich vorfuhr. Er gehörte zu den wenigen Menschen, die sich noch nie über die Unpünktlichkeit der öffentlichen Verkehrsmittel beschwert hatten, denn die beiden Busfahrer, mit denen Petri jeden Tag zu tun hatte, teilten seinen eigenen preußischen Ordnungssinn und waren häufig etwas früher, aber niemals zu spät an ihrer Haltestelle.
Petri stieg in den warmen, trockenen Innenraum des Wagens und beobachtete während der Fahrt die Nebelwand, die langsam über Frankfurt waberte. Der Bus nahm die Auffahrt zur Autobahn, um das kurze Stück über den Flughafen zu fahren. Der Nebel wurde zunehmend dichter, der Busfahrer drosselte das Tempo. Petri sah auf die Uhr. Wenn das Wetter so blieb, würde er zu spät zum Abendessen zuhause sein und deshalb noch die Nachrichten verpassen. Er wandte den Blick vom Fenster ab und wollte Özmir zu mehr Mut anhalten.
Er stockte, als sein Blick in den Gang fiel, außer ihm und dem Fahrer war niemand in dem Bus, was ungewöhnlich war. Normalerweise verließen mit Petri zusammen mehrere Kollegen das Büro und nahmen auch mit ihm zusammen denselben Bus in die Wohngebiete zurück. Ihm war noch gar nicht aufgefallen, dass heute etwas anders war. Hatte er einen Feiertag oder eine Betriebsfeier verpasst? Er sah irritiert aus dem Fenster. Die wabernde Masse lichtete sich ein wenig und gab den Blick auf den Flughafen frei.
Özmir bremste scharf. Petri musste sich an einem Handlauf abstützen. »Was ist los?«
»Wir kommen nicht weiter. Die Polizei hat die Strecke gesperrt. Der Nebel, nehme ich an.«
»Bitte was?« Petri schüttelte den Kopf. »Lassen Sie mich aussteigen und nachsehen.«
»Bei dem Nebel? Sie wissen doch gar nicht, was da los ist, Herr Petri.«
Petri zögerte. Er war nie der Mutigste gewesen und Veränderungen hatten ihm schon als Kind nicht behagt. Aber irgendjemand musste nachsehen, ob und was dort geschehen war. Er atmete tief ein. »Es wird schon nichts sein. Vielleicht kann ich von hier aus auch mit dem Zug weiter.«
»Wie Sie wollen.« Der Busfahrer öffnete die hintere Tür.
Petri stieg aus, überquerte die Straße und betrat das Terminal. Er sah sich nach einem der Flughafenpolizisten um, in der Hoffnung, er könne ihm Auskunft geben, doch er war auch in dem großen Gebäude allein. Ein Schauer überlief ihn, er sah sich um. Durch die Bauarbeiten konnte er die Straße nicht einsehen. Ob der Bus noch da war? Ob er zurückgehen sollte? Er schüttelte den Kopf. Wenn die Straße blockiert war, war der Zug seine einzige Möglichkeit, pünktlich nach Hause zu kommen. Leider kannte er sich am Flughafen nicht aus.
Vor ihm erstreckte sich ein Gang, der auf einer Seite von Läden und Türen gesäumt war, hinter ihm führte der Weg in einen leeren Gang. Er spürte, dass dieser Weg ihn in die falsche Richtung führen würde. Es war eine diffuse Ahnung, die er jedoch ignorierte. Vielleicht würde dies sein erstes und einziges Abenteuer werden, seitdem er sich als Kind im Wald verlaufen hatte. Er drehte sich herum und folgte dem schmalen Gang.
Der Gang war erleuchtet, doch die Wände waren offen, Kabel lagen sichtbar in Schächten dahinter. Petri betrachtete sie im Vorbeigehen und stieß schließlich gegen einen Widerstand. Er sah auf, an sich hinunter und stellte fest, dass sich vor ihm eine ältere Frau mit porzellanweiser Haut und tiefschwarzen Augen befand.
Sie blinzelte zu ihm nach oben, deutete mit der knochigen Hand auf den Gang und schnarrte: »Was tun Sie hier? Kommen Sie aus dem Nebel?«
Ihre Stimme irritierte Petri. Sie war knarzig, aber weit entfernt, als ob sie aus einem anderen Raum zu ihm sprach. Er sah sich um und folgte mit dem Blick der Geste der Alten. Er schüttelte den Kopf. »Ich, nein, doch. Ich komme aus dem Nebel, ja. Ich will nach Hause.«
»Das ist nicht Ihr Zuhause! Verschwinden Sie, bevor ich meinen Sohn rufe!«
Petri wich zurück, er spürte, dass es besser war, zu verschwinden. Er drehte sich herum und rannte in Richtung Ausgang. Er öffnete mit der Schulter die erste Glastür, ihm war, als verfolge ihn ein grelles Lachen.
»Özmir! Özmir!« Er passierte auch die zweite Tür der Schleuse, hinaus in den Nebel, stieß mit etwas zusammen, taumelte zurück und fiel. Sein Kopf schlug am Boden auf.
Als er wieder zu sich kam, fand sich Petri in seinem Büro wieder, den Kopf seitlich auf dem Schreibtisch mit nassgesabbertem Hemdsärmel. Er blinzelte aus dem Fenster. Ein normaler Donnerstag im November, eine weiße Nebelwand trennte die Realität des Büros von den Gefahren der Außenwelt. Er schüttelte den Kopf, noch unsicher, ob er wirklich im Büro war. Vorsichtig sah er sich um. Ja, er saß an seinem Schreibtisch und war mit der Arbeit für heute fertig. Sein Blick fiel auf die Uhr, er konnte nicht allzulange geschlafen haben. Wenn er ohnehin mit seinem Tagewerk fertig war, konnte er heute auch genauso gut einen Bus früher nach Hause fahren. Ehe der Nebel noch dichter wurde.

24 August 2016

Rocky und der Butzemann

Aloha

Lange ist's her. Ich hatte ein kleines Krea-tief zu überwinden und das Blog hat am meisten darunter gelitten. Wenn man ohnehin schon keine Lust zum Schreiben hat, sollte man sich wenigstens den Dingen widmen, zu denen man sich aufraffen kann. Jetzt bin ich jedenfalls wieder hier.

Zirkulum

 

Zirkulum ist abgeschlossen und findet sich jetzt endlich als ebook im Verkauf. Angefangen habe ich den ersten Entwurf im November 2015, als NaNoWriMo-Projekt. Mein Erstes. Bis zum Endprodukt und dem Erscheinen im April gab es drei vollständige Überarbeitungsphasen und mehrere kleinere Feinarbeiten. In den Monaten, die das Werk ruhen durfte, habe ichmich hauptsächlich den Konzepten und Entwürfen für andere Projekte gewidmet, aber auch der Verkaufsarbeit für meine anderen Bücher.



Werbefazit

Dabei ist mir etwas sehr Interessantes aufgefallen. Es gibt einen signifikanten Unterschied in der Genreakzeptanz bei ebooks gegenüber Prints. Während sich Euro-jin (Gegenwartsliteratur) fast ausschließlich als Printbuch verkauft hat (und auch bei amazon nicht ausgeliehen wird), läuft Totes Blut (Urban Fantasy) beinahe ausschließlich als ebook und vergleichsweise gut über die kindle-Ausleihe.
Für Zirkulum (Urban Science Fiction) habe ich daher das Fazit gezogen, auf eine Druckversion via Create Space ersteinmal zu verzichten. Sie wird sich vorraussichtlich schlecht verkaufen.
Für die, die es interessiert: Das Orakel (Fantasy) verkäuft sich ungefähr gar nicht. Ich persönlich finde das ganz witzig, weil ich selbst während des Schreibens zu dieser Geschichte nicht denselben Bezug aufbauen konnte wie zu den anderen, dafür später mehr Werbung gemacht habe.

Das weitere Vorgehen

 

Im Moment versuche ich, mein "Heftroman-Projekt" soweit abzuschließen, dass ich den ersten Band eventuell noch im Storyteller-Wettbewerb einreichen kann, allerdings sieht es dafür schlecht aus. Die First beträgt noch etwa drei Wochen und ich habe gerade einmal die erste Überarbeitung hinter mir.
Die Neufassung von Satanskerker, die ich für Weihnachten fertig haben wollte, werde ich genauso verchieben müssen, jedenfalls, wenn es in dem Tempo weitergeht, in dem ich gerade jetzt arbeite.
Das Ziel mit einem Buch in drei Monaten, welches ich mir selbst Anfang des Jahres gesetzt hatte, kann ich auf jeden Fall nicht einhalten, ohne dabei auszubrennen. Selbst hochorganisiert und motiviert brauche ich zu viele Regenerationsphasen dazwischen. Ist aber auch nicht schlimm, immerhin zählt ja nicht die Quantität, auch wenn sie bei der Sichtbarkeit hilft.

Zum Abschluss

 

Der Anfang (= die komplette erste Szene) meines allerersten Romanprojekts "Abenteuer mit Rocky", aus dem ich vor einiger Zeit schonmal zitiert habe. Einfach nur, weil ich es lustig finde und zur Zeit zur Entspannung und Übung daran arbeite, da irgendwann etwas Vernünftiges herauszubekommen.

Eines Tages kam Rocky (mein Meerschweinchen) mit einer Sau und ihren Schweinchen an einen Hafen mit tausend Schiffen. Familie Schwein stieg in Klarabella (ein Kurboot) und Rocky in Dino (ein Zeitboot). Auf Dino war ein Erfinder. Er hatte die Idee, ein Zeitboot zu bauen. Sie fuhren zur See.

Bis dann
Jo

15 Juni 2016

Ich bin in der Zeitung ... und sehr nass

Aloha

Groß, der Artikel auf der Titelseite
Ich darf das große Geheimnis der letzten Woche lüften:
Ich bin in der Zeitung. Gut, es ist nur Lokalpresse und eigentlich ein Anzeigenblatt, aber ich bin in der Zeitung und der Witz ist, darauf reagieren die Menschen wirklich. Ich habe innerhalb von 20 Stunden auf der Facebookseite über 400 Views und rund 20 Likes bekommen. Das ist für einen Artikel mehr, als die Seite im gesamten Jahr davor hatte.

Aber genug zum Marketingeffekt auf der FB-Seite. Hier geht es zum Artikel in der Limburger Zeitung.

Es war im Übrigen nicht ganz so Aufregend, wie man sich ein Zeitungsinterview vielleicht vorstellen mag. Die Fragen hielten sich sehr im Rahmen und der Kontakt war eher lässig. Trotzdem hat es für einen wirklich großen Artikel gereicht, ich teile mir den Platz nur mit einer kleinen Notiz und einem viel kürzeren Artikel über einen Überfall auf ein Taxi. Wobei das ein wenig Situationskomik ist, zwei Drittel der Seite geht es um einen Roman, in dem auch Gangster eine wichtige Rolle spielen und im letzten Drittel geht es um ein reales Verbrechen.

Regen


Ansonsten ist es ruhig. Ich muss mich dringend noch mit anderen Zeitungen in Verbindung setzen. Wie gesagt, es war gar nicht schlimm und es generiert wirklich Aufmerksamkeit. Die Leute glauben eben doch noch an die Zeitung.

Apropos, ich trage ja auch eine Lokalzeitung aus. Mittwochs, also heute. Ich bin immernoch nass. Zehn Minuten tropischer Regenschauer. Ich bin ja wirklich niemand, der sich über das Wetter beschwert, aber ganz allmählich dürfte es sich mal einpendeln. Von wegen Klimaerwärmung, das Wissen aus meinem Studium sagt mir, dass es sich um eine beginnende Eiszeit handeln muss. Woachenlanger Starkregen ist ein Indiz für aufkommende Eiszeiten und wie Eiszeit hat sich das Wasser auch angefühlt.
Wenn ihr die nächsten Tage nichts von mir hört, wisst ihr dann schon mal, woran es liegt.

Island! Island!


Ich stehe ja auch auf Fußball, vor allem auf die Spiele der ausländischen mannschaften bei internationalen Ereignissen. Fan der eigenen Mannschaft sein kann ja jeder. Im Vorfeld der EM war ich stark für Wales und Island, also die beiden absoluten Außenseiter. Ok, da ist noch Nordirland, aber die zählen nicht. Die sind mir nicht unbekannt genug.
Eines der gigantischen Windräder am Elzer Berg
Fast 200 Meter hoch
Jedenfalls muss ich sagen, haben mich beide Mannschaften die letzte Woche begeistert und ich bin auf die nächsten Spiele gespannt. Vor allem die isländischen Fans gestern waren ja absolut toll. Die haben die Stimmung noch durch den Fernseher trasanportieren können. Da ist es auch egal, das ich 4:0 für Portugal getippt hatte.
Ja, ich bin für Island gewesen, aber das ist ja kein Grund, mit Realitätsverlust anzufangen ;-)


Den ersten isländischen Torschuss habe ich übrigens gar nicht gesehen, während der ersten Hälfte der ersten Halbzeit war ich noch Gassi, in der Nähe des Windparks "Elzer Berg". Diese Windkraftanlagen hätten den Namen "Wolkenkratzer" verdient, so groß wie die sind.

Meine Favoriten auf den Titel sind im Moment übrigens, neben Deutschland (ich werde ja von meinem Umfeld gezwungen, Deutschland als Favoriten zu nennen), Italien, Ungarn und die Ukraine. Sie mögen ja gegen uns verloren haben, aber die Ukrainer sind wirklich gut. Und Italien und Ungarn sind nach den Spielen letzte Woche selbsterklärend.

So und nun werde ich mich unter meine Decke legen und die Erkältung im Keim erschlafen.

Gute Nacht  und bis dann
Jo


09 Juni 2016

Eine Lehre vom eigenen Schaffen

Aloha

Ich habe beim Aufräumen eine ganze Menge wirklich alter Manuskripte wiedergefunden. Einige davon stammen noch aus meiner Grundschulzeit, der Schrift nach zu urteilen aus der zweiten oder dritten Klasse. Um meine eigene Entwicklung zu verstehen, die Ideen zu bewahren und vor allem meine geistigen Ergüsse vor dem Tod durch Ausbleichen zu retten, habe ich jetzt angefangen, alles abzutippen.

Ich habe selten so gelacht.


Ein Text handelt von einem Meerschweinchen, dass auf einem Boot eine Weltreise quer durch die Zeit macht. Vielleicht kann man die Grundidee irgendwann gebrauchen, vielleicht auch nicht. Was jedenfalls gar nichts taugt, ist die Geschichte in der Form, wie ich sie damals geschrieben habe.
Trotzdem war ich natürlich davon überzeugt, dass sie gut und spannend ist. Vor allem »spannend« ist ein sehr treffender Ausdruck. Nicht. Macht euch selbst ein Bild, das ist eine originale Szene, ich habe beim Tippen lediglich Rechtschreib- und Kommafehler ausgebessert.

»Glücklicherweise überlebten alle diesen Fluchtversuch. Als Rocky und Lucky auf dem Weg zur Dino waren, schrie auf einmal Lucky: »Vorsicht, Rocky!« In diesem Augenblick erschien nämlich ein hungriger Carnotaurus vor Rocky und Lucky. Riko und König wollten umdrehen und zurückgaloppieren, doch hinter ihnen stand der Tyrannosaurus Rex.
Gibt es einen Ausweg? Oder werden Rocky und Lucky von hungrigen Raubsauriern gefressen? Wer’s wissen will, liest weiter!«

 Zerpflücke den eigenen Text


Vor allem dieser Einwurf des Erzählers ist göttlich. Ich habe mich sehr amüsiert. Auch mein erstes Romanskript findet auf diesem Weg allmählich einen Weg in die digitale Welt. Die Geschichte, die schon damals weit mehr war, als eine Fanfiction zu Jurie Hornemans Lionheart, war allerdings nur bedingt besser als »Abenteuer mit Rocky«.
Eines meiner Lieblingswörter als Kind war das überflüssige Wörtchen »plötzlich«. Wann immer ich nicht wusste, was ich machen sollte, passierte irgendetwas »plötzlich«, es kam also ein Deus ex Machina. Nicht nur bei Rocky, auch bei Valdyn. Und wie bei Rocky habe ich damals bei Valdyn mit eben jenem Deus ex Machina, aber auch mit meiner Tendenz, möglichst wenig Wörter zu verwenden, jegliche Spannung im Keim erstickt.

Worauf ich hinaus will, ist Folgendes:


Wir alle sind am Anfang unseres Tuns davon überzeugt, das größte, beste und schönste Buch der Welt geschrieben zu haben. Viele veröffentlichen dann, über einen Druckkostenzuschussverlag im schlimmsten Fall, und wundern sich, dass niemand ihr Buch lesen will. Und mit ein paar Jahren (oder auch Jahrzehnten) Abstand fallen einem plötzlich selbst all die Fehler im Spannungsbogen, der Komposition der Szenen oder der Wortwahl auf. Deswegen ist überarbeiten wichtig. Selbst in überarbeiteten Skripten finde ich noch Fehler jeglicher Natur. Da können zwanzig Augen drauf geschaut haben, trotzdem fehlen logische Schlüsse oder einfache Buchstaben.
Sicherlich kann man sich auch zu Tode überarbeiten, aber gerade ungeplottete Geschichten, wie meine Frühwerke, erfordern sehr viel Aufmerksamkeit, auch hinsichtlich des Handwerklichen. Arbeit, die vor einem Lektorat geleistet werden sollte, wenn man sich nicht dumm und dämlich zahlen will. Man muss die eigenen Werke immer kritisch betrachten, auch wenn es schwerfällt.
Manchmal braucht man dann auch einen sehr großen Abstand, wie ich von meinen Schulgeschichten. Was bleibt, ist der Kern der Idee. Warum sollte auch ein Meerschweinchen nicht auf einem Schiff durch die Zeit reisen?
Davon abgesehen kann man von solchen Dingen viel über sich selbst und seine Entwicklung als Schreiberling lernen, was letzten Endes allen späteren Werken zu Gute kommt. Aber auch dem Werk, welches man nach all der Zeit überarbeitet oder vielleicht besser komplett neu schreibt.

05 Juni 2016

Produkttest: Lotte Chococo Matcha

Aloha



Heute gibt es wieder ein kleines Produkttest-Video. Diesmal geht es um die Matcha-Schokoladenkekse »Chococo Matcha« von Lotte. Ich bin ja ein großer Freund von Schokoladenkeksen und von Matcha-Produkten, also habe ich großes erwartet. Die Kekse haben mich allerdings wirklich umgehauen. Ich habe selten etwas so Leckeres gegessen, aber seht selbst.






Nebenbei bemerkt:

Ich habe, trotz anderslautender Aussage im Video, auch ein paar Leute die Kekse probieren lassen und bekam auch hier nur positive Rückmeldungen. Selbst ein Kommilitone von mir, von dem ich mehr Ablehnung gegen das Produkt erwartet hätte, war begeistert. Ich bin dafür, dass diese Kekse auch hier in den regulären Handel kommen. In ein Regal mit den Matcha-Kitkat (Produkttest folgt).

Liebe Grüße und bis dann

Jo



28 Mai 2016

Role Play Convention 2016

​Aloha

Der Start der Reise
So, mein Besuch auf der Role Play Convention liegt hinter mir und wie schon letztes Jahr muss ich sagen, dass es echt schade ist, nur einen Tag da zu sein. Nächstes Jahr peile ich einfach mal beide Tage an. Gut, nächstes Jahr will ich mich auch bemühen, eine Lesung zu halten oder e einen Stand anzumieten, aber das ist eine andere Sache.

Es gab wieder viel zu sehen und zu testen und vor allem zu spielen, aber eines nach dem anderen. Erst einmal die Anfahrt nach Köln. Eigentlich ist das keine große Sache. Im Heimatort ins Auto, auf die A3 und runter nach Köln. Dummerweise war heute Morgen die Strecke zwischen Diez und Montabaur gesperrt, sodass es hieß: Eine dreiviertel Stunde durch den Westerwald gurken. Vorbei an »Helfersheim« und »Leuterod«. Kein Witz, der Ort heißt wirklich so. Ich hoffe nur, der Ortsname lässt sich nicht auf ein großes Gemetzel (also ein »Leute roden«) zurückführen. Ich habe auf dem Westerwald schon seltsame Menschen erlebt, ich war als Kind oft genug da. Immerhin stand da mein Pony.

Wird sind jedenfalls eine halbe Stunde später als geplant an der Messe angekommen und haben uns erst einmal in den Verkaufsständen verrannt. Zelda-Bademäntel, Zelda-Mützen, Zelda-Basecaps, Pokemon-Merch, Zelda-Tassen, Zelda-Geldbörsen, Zelda-Überraschungstüten. Ich glaube, man versteht, worauf ich hinaus will. Gekauft habe ich letzten Endes einen MP3-Player, 4 GB, MIT BATTERIE. Ihr glaubt gar nicht, wie lange ich nach sowas gesucht habe. Mein Alter spinnt immer mehr rum, vor allem bei niedrigen Temperaturen. Ich hoffe, der hier ist sein Geld wert. Was nicht schwierig sein wird, denn besonders teuer war der nicht. Saturn-Restposten.

Da ist er.
Meine Freundin und ich haben auch einen Grabbeltisch mit billigen Horrorfilmen durchwühlt. Die Plots waren fast alle miserable, aber dafür war nahezu alles dabei. Horror-Priester, sinnfreier Sex mit Untoten und Unlebendigen, Splatter und untote Gladiatoren. Selten so gelacht. Eine Geschichte um falsches Vertrauen und Vergewaltigung (bis hierher schien der Plot gut zu sein) und dann, mitten im Wald, kommen untote Gladiatoren dazu. Wer den Film wieder erkennt, bitte melden, zweifuffzig waren mir zu teuer, aber ich würde gerne wissen, ob der durchweg so albern ist, wie der Plot klingt. Oh, und Rechtschreib-, Tipp- und Kommafehler gab es auf in den Beschreibungen auch zuhauf.

Wieder zurück, über die Stände der Comic- und Mangazeichner, vorbei an einem Indiana-Jones-Fanclub (den ich nicht ohne Zitate passieren konnte, man muss sich ja zu erkennen geben) und einer coolen Transformersausstellung endlich zum eigentlichen Ziel, den Pen and Paper Rollenspielen. Zu spät, um sich für Rune Quest einzutragen, aber früh genug für eine Runde Los Muertos (geleitet vom Autor selbst) und eine Runde von Dragon Legion, die europaweite Events macht. Getragen vom Erasmus-Programm.

Beide Spiele verliefen sehr gut und vor allem besser als Rune Quest letztes Jahr. In beiden Sessions haben alle Figuren überlebt, vor allem meine. Es hat unglaublich viel Spaß gemacht, wir haben sehr viel gelacht und mal wieder vergessen, Adressen auszutauschen. Wie jedes Jahr. Aber vielleicht kann man nächstes Jahr mal mit der internationalen Truppe irgendwo in Europa spielen. Das System war einfach, aber trotzdem etwas gewöhnungsbedürftig, aber ich mochte die Idee sehr gerne. Und dass, obwohl unser Spielleiter uns offenbar mit seinem untoten Bären umbringen wollte.

Jurassic Steampunk
In Los Muertos konnte ich übrigens meinen neuen "Mitbewohner" Alfred zum ersten Mal voll ausspielen. Es ist erstaunlich, wie gut ein Beamter, der von einem Dackel erstickt wurde, in die mexikanische Unterwelt passt. Es war herrlich, vor allem, weil der Dackel quicklebendig mit von der Partie war. Alfred werdet ihr, wenn alles gut läuft, auch schon bald näher kennenlernen.

Außerdem hatten wir die Finger noch an einem netten kleinen Brettspiel, Loony Quest. Man musste Freihand Linien zeichnen, die möglichst genau einem vorgegebenen Weg folgen.  Jedenfalls waren wir da ganz brauchbar dabei, obwohl keine von uns der Meinung ist, eine gute Hand-Augen-Koordination zu haben.

Abschließend kann ich nur sagen: Klasse Veranstaltung, liebes Team und nächstes Jahr kommen wir gerne wieder. Hoffentlich ist meine Willenskraft dann wieder groß genug, nichts (oder wenigstens nicht alles) zu kaufen, wo »Zelda« draufsteht. Oder sagt euren Händlern, sie müssen Dinge verkaufen, wo »Saint Seiya« draufsteht, aber dann werde ich mir die Heimfahrt nicht mehr leisten können, wie ich mich kenne. Obwohl, solange es nicht die Hörspiele oder das kleine Ash-Plüschbaby von Banana Fish ist, ist alles gut.

Viele Grüße und bis dann

Jo

PS: Bernhard Hennen habe ich leider verpasst, also gab es auch das Foto von mir, ihm und "Totes Blut" nicht, was ich mir vorgenommen hatte. Schade, eigentlich.

20 Mai 2016

Produkttest: Furuta Sequoia Matcha

Aloha

Wie schon angedroht, habe ich einen kleinen "Produkttest", so man das denn so nennen will. Es geht um das einzige Einzelstück aus meinem kleinen Paket aus Japan (unter den Süßigkeiten). Als ich meine Freundin danach fragte, war ihre Aussage: "Sowas wie Duplo, aber es schmeckt nicht."
Sie hat zwar anschließend zugegeben, bislang nur Erdbeere und Schokolade probiert zu haben, aber natürlich war meine Hemmschwelle trotzdem erhöht. Jedenfalls muss ich sagen, ich fand das Produkt gar nicht mal so übel. Vielleicht nichts für jeden Tag (dann bleibe ich lieber bei Kitkat), aber schlecht war es wahrlich nicht.

Furota Sequoia: Matcha Chocolat Wafer

Den Test selbst habe ich in ein kleines Video verpackt, um meiner Freundin, die noch immer in Japan residiert, auch mein Gesicht zu zeigen. Vermutlich wird sie mich nötigen, auf diese Weise alles zu testen, was sie mir schickt, ich werde euch also weiterhin mit schlechten Videos belästigen müssen. Ich hoffe, ihr verzeiht mir.

Und nun viel Spaß mit meiner Meinung zu "Furota Sequoia Matcha Chocolat Wafer".



Was ich bei einer kleinen Recherche zu der Frage, was ich eigentlich da gegessen habe, noch herausgefunden habe, ist, dass es das Zeug nicht nur in Erdbeer, Schoko und Matcha, sondern auch mindestens noch in Banane gibt. Banane klingt unglaublich pappsüß, ich fürchte, dass muss ich auch mal ordern. Dumm nur, dass es keine halben Riegel gibt.

Projektupdate "Euro-Jin"


Damit ich keine zwei Posts für einen Tag vollschreibe (die dann beide nur halbe Länge haben), möchte ich hier schnell ein Update für meine Projekte geben. Euro-Jin befindet sich auf der Zielgeraden. Im Moment findet ihr die ersten Szenen hier bei Wattpad und ich freue mich über jedes Feedback. In den nächsten Tagen will ich mit dem Feinschleifer drübergehen und dann wird es nicht mehr lange dauern, bis das Buch erhältlich sein wird. Ich werde auch hier auf Selfpublishing zurückgreifen und schauen, welchen Anbieter/ Distributor ich wähle.





 Projektupdate "Satanskerker"


Die neue Rohfassung ist heute fertig geworden. Ich muss gestehen, ich fühle mich etwas leer. Bis ich die Überarbeitung anfange, werde ich immer mal Charakterinfos und dergleichen posten. Irgendwo muss ich mit all dem Wissen hin, dass ich die letzten Monate angesammelt habe. Mir gefällt das Buch soweit besser als die Urfassung, es ist etwas umfangreicher (und wird das wohl auch bleiben). Wenn sich das Testlesen bei Wattpad mit Euro-Jin bewährt, werde ich es für Satanskerker vielleicht auch machen.
Was auf jeden Fall auch noch passieren muss, ist eine Änderung des Covers und natürlich ein neuer Titel. Für Letzetren bin ich fleißig am brainstormen (manchmal, wenn ich mir meine Sätze ansehe, frage ich mich, warum ich eigentlich Bücher schreiben will. Soviel Umgangssprache tut fast schon weh).


Gut, bis hierhin gehabt euch wohl und man liest sich.

Bis dann
Jo

11 Mai 2016

Paket aus Übersee

Aloha

Heute geht es nicht um Bücher, irgendwie geht es allgemein selten um Bücher, aber das soll egal sein. Eine Freundin von mir ist derzeit in Japan und hat Zugriff auf ganz viele Dinge, die ich sonst teuer importieren lassen müsste. Darunter mein Lieblingskitkat mit Matcha. Seit sie mir vor zwei Jahren mal eins zum Probieren gegeben hat, komme ich von den Dingern nicht mehr los. Leider ist der Import über Zwischenhändler extrem teuer. Jetzt kann ich mich für eine Weile mit dem Zeug versorgen lassen.

Matcha!



Aber Kitkat ist nicht das einzige Produkt mit Grünteepulver. Ich habe ihr angetragen, mir jegliche Süßigkeit zu schicken, die aus dem Zeug gemacht wird. Heute kammein erstes Paket und ich glaube, ich werde mich die nächsten Wochen mal als Produkttester versuchen.

Ich habe mein geliebtes Kitkat (noch besser wäre es ja mit Matche und Kirschblüte, aber man kann nicht alles haben), zwei verschiedene Sorten Kekse, Maisflips mit Matcha (wenn ich die Verpackung richtig deute) und etwas, das mich entfernt an Duplo erinnert. Ich bin auf jeden Fall gespannt.

Ah und nicht zu vergessen: Die Belgische Weiße Schokolade von Guylian, gefüllt mit Matcha, die ich in unserem Supermarkt entdeckt habe. Bei so viel Antioxidantien kann man gar keine Krankheiten mehr kriegen.

Myth Cloth EX

 

In dem Paket war noch eine andere Kleinigkeit. Ich bin ja ein riesiger Saint Seiya Fan, was in Deutschland leider ein schwieriges Fandom ist. Es gibt hierzulande keinerlei Produkte der Serie, außer zwei Videospielen, einigen Bänden des Spin-offs Episode G und dem ersten Film auf DVD, natürlich in mieser Synchronisation. Ich importiere mir daher schon lange die DVDs und die Manga aus Japan, Malaysia und den USA. Hin und wieder gönne ich mir auch einen Fanartikel oder ein Weitres Spiel, wobei ich froh darüber bin, dass die Serie in Frankreich, aber auch in Südamerika sehr beliebt ist.


Wovon ich schon sehr lange träume, sind die Myth Cloth Figuren, genauer die der EX Serie. Dabei handelt es sich um über 100 Actionfiguren, zu allen Charakteren der Serie und in allen Erscheinungsformen, in denen sie im Anime aufgetaucht sind. Kostenpunkt pro Figur: 80 Euro aufwärts, zusätzlich zu Versand, Zoll und dergleichen. Auch hier machen Zwischenhändler die Sache nur noch wesentlich teurer.
Jedenfalls hat meine Freundin auch da die Möglichkeit, an gebrauchte Stücke zu kommen, die dann gleich nur noch die Hälfte kosten und hat mich mit einem Spectre Deathmask beglückt. Das Schlimme an diesem unglaublich tollen Geschenk ist nur, dass ich jetzt, wo ich mich von der Qualität überzeugen konnte, erst recht noch mehr von den Figuren haben will. Wo bleibt ein Lottogewinn, wenn man ihn braucht?

Das Besondere an den EX Figuren ist übrigens das Material. Teile der Rüstung sind aus Metall gefertigt, was die Figur nicht nur glänzen lässt, sondern auch für ein gewisses Gewicht sorgt. Aber das nur am Rande.




 Bis zum nächsten Mal
Jo



23 April 2016

Shakespeares Todestag und der Welttag des Buches

Aloha

Ich weiß, ich bin furchtbar schlecht in der Titelfindung und im Moment auch beim Finden von Inhalten. Heute ist Welttag des Buches, Shakespeares vierhundertster Todestag und vermutlich noch ein paar Dinge mehr, die eigentlich inspirierend sein sollten. Inspirierend genug für einen Blog-Beitrag, meine ich, trotzdem fällt mir nichts Gescheites ein.

Wie immer, wenn mir nichts Gescheites einfällt, werde ich also mal ein wenig drauflos labern. Das kennt ihr ja schon von mir.

Shakespeare

Probe am Geburtstag

Zu Shakespeares Todestag fällt mir immerhin ein wenig was ein. Ich spiele bei uns im Ort ja unter anderem im Amateurtheater "theater am bach" mit und dieses Jahr ist wieder Zeit für ein großes Sommerstück. Unsere Regisseurin hat sich da für »Viel Lärm um Nichts« entscheiden und soweit ich das nach unseren Proben beurteilen kann, wird es großartig werden.

Wir haben in unserem Verein einige wirklich gute Darsteller, die ihre Rollen auch wunderbar ausfüllen können. Davon abgesehen haben wir einen sehr guten Ruf, der sich nach der Aufführung von »Jedermann« vor drei Jahren vermutlich bis nach China herumgesprochen hat. Oder war es Australien? Jedenfalls hatten wir in dem Jahr tatsächlich Besucher vom anderen Ende der Welt bei uns auf der Mühle zu Gast und sogar eine Delegation aus Bayreuth, die recht begeistert von unserer Aufführung war. Wenn das nichts heißen soll, dann kann ich mir auch nicht mehr helfen.

Ich selbst spiele zwei kleine Rollen, noch dazu eigentlich männliche. Das hat sich seit dem Sommerstück »Der grüne Kakadu« (2007) irgendwie eingefahren. Nicht, dass ich etwas dagegen hätte, aber meine letzte, wirklich weibliche Rolle hatte ich 2009 (»Pension Schöller« und die Großmutter in »Prinz und Bettelknabe«). Die Großmutter habe ich übrigens parallel zu einem Wachsoldaten gespielt, so viel zur Weiblichkeit.

Allerdings muss ich gestehen, dass mir in aller Regel auch die burschikoseren Rollen eher liegen. Ich bin auf jeden Fall guter Dinge und sehr gespannt, wie das Stück im Sommer angenommen werden wird.

Welttag des Buches


Ich könnte an dieser Stelle schamlos Werbung für Das Orakel und Totes Blut machen, tue es aber nicht. Nicht allzu offensichtlich jedenfalls. Gut, ich habe es getan, aber darum geht es nicht.

Zum Welttag des Buches habe ich im Moment tatsächlich wenig beizusteuern. Meine Lektüre beläuft sich im Moment auf meine Arbeitsunterlagen von der Schule des Schreibens, meinen Theatertext, ein altes Tierbuch und das Korrekturlesen meines Mafiaromans.

Nichts allzu Spannendes also.

Camp NaNoWriMo


Das alte Cover zu "Satanskerker"
Für mein Camp-Projekt, die Neufassung von Satanskerker, habe ich mich die letzte Woche unglaublich ins Zeug gelegt und bereits über 30.000 Wörter niedergeschrieben. Die Geschichte hat zwar die Perspektive gewechselt, diesmal steht der ehemalige Antagonist viel mehr im Vordergrund, aber ich glaube, sie wird so tatsächlich besser. Die Überarbeitung später dürfte schwierig werden, weil ich einen Mittelweg zwischen der Ursprungs-Fassung und der neuen finden will.

Da bräuchte ich auch eure Hilfe. In der Ursprungsfassung ist es so gewesen, dass ich von den einzelnen Häftlingen kurz die Vorgeschichte ihres Verbrechens und die Umstände ihrer Festnahme geschildert habe. Ein Kapitel pro Figur. Würde euch so etwas überhaupt interessieren, oder wollt ihr diese Dinge lieber später im Lauf der Geschichte erfahren?

Ich hoffe stark, dass der nächste Post auf dem Blog aufschlussreicher wird oder wieder eine schöne Geschichte beinhaltet, aber versprechen kann ich das nicht. Vielleicht wird es auch eine Kritik zu einem Anime, den ich mir zur Zeit ansehe. Wir werden sehen.

Bis dann

Jo

21 März 2016

Wie ein Spiel mich zum Schreiben brachte

Aloha

Der Beitrag über Gaming hat mich zu meinem alten Lieblingsspiel »Lionheart« von Thalion zurückgebracht. Nicht nur für ein Let’s play, bei dem man mir dabei zuschauen darf, wie ich in den Geschicklichkeitssequenzen heillos versagte, sondern auch zum Spiel selbst. Mein ungebrochener Ehrgeiz, die Geschichte endlich einmal zu schaffen und vor allem, zu verstehen. Als ich das Spiel nämlich das erste Mal spielte, war ich acht oder neun und des Englischen noch nicht weit genug mächtig, um die Bildschirmtexte zu verstehen.

Jump’n’Run Action mit Story

Valdyn (Covver Art/ Dieter Rottermund)

Das hat mich als Kind schon gestört, vor allem, da in der Anleitung (die ihr hier runterladen könnt) die Vorgeschichte des Spiels auf Deutsch abgedruckt stand. Die Geschichte war so gut, dass sie mich tatsächlich dazu animiert hat, das Spiel zu spielen, obwohl ich das Genre eigentlich gehasst habe (und in der Art, wie es in dem Spiel umgesetzt ist, heute noch hasse). Aber die Figur in der Geschichte hat mich tief berührt, vielleicht tiefer als jede andere fiktive Figur vorher und nachher, inklusive Ash Lynx aus Banana Fish.

 

 

 

Der traurige Anti-Held


Die Geschichte strikt sich um den Katzenmenschen Valdyn, der aufgrund seines Charakters auch Lionheart genannt wird und den eben dieser Spitzname in Probleme bringt. Er soll nämlich das gleichnamige Juwel, das Zeichen der Königsmacht, zurückbeschaffen, welches von Norka, dem Herrscher des Nachbarreichs, gestohlen wurde. Eigentlich hat Valdyn darauf überhaupt keine Lust, dummerweise war seine Freundin aber zur Zeit des Diebstahls im Tempel und wurde von Norka kurzerhand versteinert. Valdyn bricht daher doch in das feindliche Land auf, um neben dem Juwel auch einen Gegenzauber zu finden. Bis hierhin die Geschichte im Handbuch.
Den weiteren Verlauf habe ich tatsächlich gestern erst so richtig verstanden, da mein Englisch mittlerweile doch recht brauchbar ist.

Meine allererste Fanfiction

Der erste Bossgegner

Es war jedoch nicht schlimm, dass ich damals außer »Dragon«, »Ship« und »Sword« nicht viel verstanden habe. Das Spiel hat eine wunderbare Optik und zumindest die Level, die ich gespielt habe, konnten auch in Bildern sprechen. Deswegen habe ich kurzerhand die Geschichte so nacherzählt, wie ich sie verstanden habe. Irgendwann kam dann eine Vorgeschichte hinzu, dann habe ich Valdyns Leben nach dem Abenteuer weitergesponnen und ausgefüllt. Mein Held mag zahmer gewesen sein, als das Original, aber dafür wurde er auch heldenmutiger. Mit der Zeit, jedenfalls.
Und irgendwann kam der Moment, den ich im Rückblick nicht mehr ausmachen kann. Irgendwann war Valdyn nicht mehr Valdyn, sondern Eduard, der auserwählte Knabe. Noch später, nach über 20 Jahren existiert auch Eduard nicht mehr. Aber Valdyn hat den Grundstein für meine eigene Fantasy-Welt gelegt und für meinen Helden Feig, der mir so viel geholfen hat. Allerdings haben Feig und Valdyn kaum noch etwas gemein, Äußerlichkeiten, wenn überhaupt. All die Jahre, die ich das Spiel missverstanden habe und die noch längere Zeit, die ich es nicht spielen konnte, haben viel verändert und das ist gut so.

So kann ich sagen, dass Feig mir gehört, mir allein. Auch wenn ich noch immer weiß, aus was er geboren wurde. Auch das ist gut so, denn so kann es nicht passieren, dass ich ihn zu nahe an seinem Paten lasse. Ich will Jurie Horneman nicht seinen Valdyn stehlen.


Jurie Horneman


Wo ich dabei bin: Nachdem ich das Spiel beendet hatte, fühlte ich das tiefe Bedürfnis, mich nach dem Verbleib des Entwicklerteams zu erkundigen. Ich wollte mich bei ihnen für das Spiel bedanken, speziell bei Jurie, der die Geschichte geschrieben hatte. Zu meiner großen Überraschung hat Jurie einen Twitter-Account und ich habe ihm in der Nacht um kurz vor zwei ein dickes Dankeschön geschrieben.
Es sah einfach nur gut aus

Was noch schöner war: Jurie hat sich darüber gefreut und mir geantwortet. Es war kein ausladendes Gespräch, nicht einmal ein langer Twitter-Kontakt, aber ich bin sehr glücklich darüber. Immerhin hat mich Juries Geschichte nicht nur zum Schreiben gebracht, sondern auch charakterlich geprägt, mir einige Male das Leben gerettet und Jurie auf diese Weise zu meinem ersten großen Idol gemacht.

Gut, genug über mich geredet. Das musste einfach mal raus. Ich werde jetzt auch keine abschließende Frage stellen, nur um eine Diskussion loszutreten, die nie ins Rollen kommt. Danke, dass ihr diese langen Ausführungen gelesen habt und bis zum nächsten Mal.

Jo

18 März 2016

Bloggeralphabet - F wie Foren


Aloha

Anne Schwarz hat auf ihrem Blog neontrauma eine schöne Aktion gestartet, und zwar das "Blogger Alphabet". Dort wird alle zwei Wochene in neuer Buchstabe mit einem dazugehörigen Thema ausgegeben und los geht die fröhliche Blogparade.
Mit den bisherigen Themen konnte ich persönlich wenig anfangen, dafür liegt mir der aktuelle Buchstabe besonders am Herzen. Vom 14.3. bis zum 27.3. dreht sich nämlich alles um Foren. Internetforen, um genau zu sein.

Wie ich zum Netz kam

Foren haben für mich eine besondere Bedeutung, den sie hängen direkt mit dem Anfang meiner Internetzeit zusammen. Neben all den lustigen Sharing-Börsen, die damals noch so etwas Ähnliches wie halblegal waren und Websites über die Themen, die mich damals am meisten interessiert haben (Pokémon, Digimon, B’tX und Saint Seiya), waren Internetforen die wichtigste Anlaufstelle für mich.
Zum einen lag es daran, dass wir sehr früh bei uns zu Hause Internet hatten und es so Dinge wie MSN und ICQ noch nicht gab, zum anderen konnte ich die Messenger auch dann nicht nutzen, als es sie gab, da wir sehr lange, eigentlich bis zum Ende der Hardwareproduktion, Amigas statt PCs hatten. Nostalgischer Moment. Danke.

Ich habe mich also verdammt viel in Foren herumgetrieben und war da, ganz im Gegensatz zu meinem realen Leben, sehr kommunikativ und wenig schüchtern. Über die Foren bin ich auch, mehr oder weniger direkt, zum Schreiben gekommen. Nicht nur, weil man einen Forenbeitrag allgemein umfangreicher gestaltet als eine Nachricht in einem Chat oder bei Facebook. Dabei sei angemerkt, dass Facebook, egal wie oft das behauptet wird, kein Forum ist, sondern eine Chatplattform mit Datenspeicher. Für ein Forum herrscht in der Reihenfolge der Beiträge einfach zuviel Chaos und es fehlt eine Suchfunktion, aber das nur nebenbei.

Rollenspiele

 

Nein, ans Schreiben kam ich über die sogenannten Rollenspielforen. Ich habe schon vorher geschrieben, vor allem Fanfictions zu Videospielen. Gut, damals hieß das noch nicht Fanfiction, das kam ja auch erst mit dem Internet auf, aber egal. Das Interesse am Schreiben und an Rollenspielen fielen aber plus-minus zusammen, was vermutlich an einer Pokémon-Fansite mit Fanfictions lag. Die Seite existiert heute nicht mehr, sie hat mich aber, wenn mich nicht alles täuscht, zu meinem ersten Forum geführt, dem DreamStar.

Damals hatte das DreamStar noch eine große, brummende Rollenspielsektion, an der ich mich beteiligt habe (heute existiert das Forum nicht mehr). In aller Regel waren es Rollenspiele zu bekannten Filmen, Serien und Manga und ich habe einfach meine Fanfiction-Charaktere genutzt. Nachdem ich mich etwas eingelebt hatte, habe ich mit »Lionheart« auch ein eigenes Rollenspiel gestartet, dass interessanterweise meine Zeit am DreamStar überlebt hat.

Weltenstadt

 

Etwas weiter ausschweifend war das Weltenstadt-Forum, auf das mich eine Freundin gebracht hat. Hier war das gesamte Forum ein durchlaufendes Rollenspiel in einer offenen Welt. Die Idee an sich fand ich immer gut, aber ich habe es nicht lange ausgehalten. Zum einen waren die Regeln relativ streng und entsprachen zu weiten Teilen nicht denen, die ich aus dem DreamStar kannte, zum anderen war mir die Community schon zu eingespielt. Ich bin lieber in den kleineren, offeneren Foren geblieben.

Das DreamStar ist mir irgendwann dann verloren gegangen. Wortwörtlich. Ich hatte die Adresse falsch notiert und früher gab es so was wie Browserverlauf speichern zwar auch, aber das war alles komplizierter als heute. Zumindest auf unseren Rechnern. Ich hatte also einen Tippfehler und statt in meinem Lieblingsforum landete ich plötzlich auf einer Pornoseite. Daraufhin habe ich mir ein neues Forum gesucht, das Comics in Leipzig. Als ich mich da aufgrund der immer abstruseren Regeln auch nicht mehr wohlgefühlt hatte, bin ich schließlich an das Masters gekommen, wo ich heute noch bin.

Fazit

 

Ich habe jetzt nur grob meine wichtigsten Stationen aufgezählt und die Foren zu anderen Themen außen vor gelassen. Ich habe im Laufe meiner Internetzeit viele Foren gesehen und mich immer gerne dort beteiligt. Die Umstellung auf soziale Medien und Blogs ist mir schwergefallen, auch, weil gerade bei Facebook und Co. viel zu viele Leute sind, die glauben, sie hätten vom Umgang mit Menschen im Internet Ahnung, die aber nicht in der Lage sind, vernünftige Diskussionen zu führen.
Ich glaube an die Foren, wenigstens als Spartenprodukt, und wäre traurig, wenn sie ausstürben (Yeah, Konjuktiv ;-) ).

Vielleicht bin ich in der Beziehung altmodisch. Fakt ist aber, dass ich über die Foren viele Leute kennengelernt und sogar einige gute Freunde gefunden habe. Sehr gute Freunde. Beste Freunde. Solche Dinge funktionieren sicher auch über Facebook, Google und Co, aber anders. Die sozialen Medien bevorzugen wie auch das reale Leben extrovertierte, laute Typen. In Foren kommen die stillen Denker eher zum Tragen. Alles hat Vor- und Nachteile.

Ich danke hiermit den Foren, die es gab und gibt dafür, dass sie mir im Leben geholfen haben, mich mit Freunden zusammengebracht haben und nicht zuletzt zwei wunderschöne Wochen in Bulgarien bescherten, ein Land, dass ich ohne eine Forenbekanntschaft nie besucht hätte.

Danke, Foren, auf dass ihr als Totgesagte auf ewig weiterleben werdet!

16 März 2016

Blogparade: Gaming - Nur was für Nerds?



Aloha

Ich werde diesen Post parallel auf beiden Blogs veröffentlichen, also hier und auf gameatorium, da ich ja nun einmal ein und dieselbe Person bin und da auch keinen Hehl draus mache. So viel nur dazu.

Die Blogparade wurde von Die Prüfkiste ins Leben gerufen und dreht sich, wie der Titel schon sagt, ums Zocken. Natürlich muss ich mich da einklinken, denn ich bin leidenschaftliche Zockerin. Vielleicht sogar etwas zu leidenschaftlich, aber das hat seine Gründe.

Von Kleinauf

 

Ich war ein schüchternes Kind, vielleicht war das der Grund, warum ich schon früh zu Computern kam. Vielleicht lag es auch daran, dass meine Eltern geschieden waren. Mein Vater besaß einen Computer, einen Amiga 500+, und meine Mutter fand Computerspiele gleichzeitig absolut dumm und überflüssig. Die Situation führte dann dazu, dass ich neben meinem Vater auch (vielleicht eher vor allem) seinen Computer glorifiziert hatte. Erschwerend kam hinzu, dass alle meine Freunde Gameboys und Nintendos hatten, nur ich nicht, weil meine Mutter das ja, wie gesagt, dumm fand.

Meine ersten Spiele waren alte Adventures von LucasArts gewesen, zusammen mit den Gianna Sisters. Ja, dieses Spiel mit dem großen Rechtsstreit mit Nintendo, wo noch immer gemunkelt wird, dass Nintendo geklaut hat, aber den Prozess gewann, weil sie mehr Geld hatten. Ich habe da keine Meinung zu, außer der, dass offensichtlich einer den anderen dreist kopiert hat. Wer wen ist mir egal, ich mag Jump’n’Runs auch nicht besonders.

Adventures, diese interaktiven Geschichten, sind dagegen bis heute mein Lieblingsgenre, weit vor anderen storylastigen Spielen. Rollenspiele, Strategiespiele und Simulationen schließen sich aber direkt an und schon als kleines Mädchen von fünf Jahren hatte ich viel Spaß an Risiko und Battle Isle.

Lionheart und das Schreiben

 

Über Videospiele bin ich auch zum Schreiben gekommen, mehr oder weniger. Meine großen Vorbilder aus dem Fernsehen waren lustigerweise schon immer Schriftstellerinnen gewesen und ich habe auch immer gerne Geschichten erzählt. Richtig los ging es mit dem Schreiben aber tatsächlich erst mit »Lionheart«, einem Jump’n’Run der Firma Thalion. Es war das letzte Spiel der Firma, die aufgrund von Raubkopien bankrott ging. Auch das gab es in den Neunzigern schon.

Dem Spiel lag jedenfalls eine Anleitung bei, in der eine kurze, etwa dreiseitige Vorgeschichte abgedruckt war, wie der Protagonist Valdyn überhaupt zu seiner Aufgabe gekommen war. Diese Geschichte und das unglaublich schwere, aber erstaunlich storylastige Spiel, haben mich dazu bewogen, die Geschichte selbst aufzuschreiben. Die Vorgeschichte habe ich noch weiter ausgebaut, den Speilverlauf und Valdyns Ängste und Gedanken beschrieben. Später wurde er zu einem wichtigen Helden, die Geschichte des ganzen Landes ging weiter. Ich habe ihm Figuren aus anderen Spielen als Freunde an die Hand gegeben.

Irgendwann hat sich Valdyn dann verselbstständigt und die Pfade seiner Herkunft verlassen, heute ist von dem Fanfictioncharakter wenig übrig, dafür hat er mich zu einer ganzen Menge neuer Figuren geführt. Viel wichtiger war aber, dass er mir gezeigt hat, dass man Geschichten schrieben kann, die länger als zweioder drei Seiten sind. Lionheart hat den Berufswunsch in mir gefestigt und nur deswegen sitze ich vermutlich hier und schreibe überhaupt irgendetwas auf.

Pokemon und das Leben

 

Ein weiteres Spiel, das den Verlauf meines Lebens ebenso beeinflusst hat wie Lionheart, war die Pokémon-Serie. Wie schon erwähnt, war und bin ich eher ein introvertierter Typ und hatte schon immer viel mit Mobbing zu kämpfen. Das steigerte sich noch, als ich von der Realschule auf das Gymnasium gewechselt bin. Ich hatte zu dem Zeitpunkt noch genau eine Freundin, die aber auf der Realschule geblieben war. Die Freundschaft verlief sich dann leider auch mit der Zeit und im siebten Schuljahr stand ich alleine da. Ein junges Mädchen gegen den Rest einer sehr feindlichen Welt.

Der einzige Lichtblick war die Tatsache, dass wir mittlerweile 1999 hatten und Pokémon auf den Markt kam. Ich hatte in der Zeit im Gymnasium mehr und mehr Zeit mit meinem Gameboy verbracht und war durch eine Zeitschrift auf das Spiel aufmerksam geworden. Ich habe mich, nachdem ich das Spiel hatte, regelrecht in diese Welt geflüchtet, bis hin zum Realitätsverlust. Es kamen damals einfach so viele Dinge zusammen.

Aber Pokémon hatte etwas Gutes. Da ich zu dem Zeitpunkt noch kein N64 besaß, aber gerne die Konsolenableger spielen wollte, trieb ich mich in meiner Freizeit bei einem Kaufhaus in der Stadt herum. Dort fand ich vor dem Ausstellungsgerät tatsächlich eine neue Freundin, mit der ich viel Zeit verbrachte. Leider hat sich der Kontakt heute auch etwas verlaufen.

Daneben hat Pokémon mir direkt und indirekt noch mehr Freunde aus ganz Deutschland und sogar in Bulgarien gebracht. Ich kann also nicht unterschreiben, dass man durch Videospiele in irgendeiner Form soziopathisch oder soziophob werden würde, um Gegenteil. Gerade ich als introvertierter Mensch habe gelernt, mich dadurch zu öffnen. Auch und vielleicht vor allem, weil ich als Mädchen an einer Mädchenschule mein doch eher seltenes Hobby ständig verteidigen musste.


Mortal Kombat und die Wut

 

Das Mobbing hatte noch ein anders Problem mit sich gebracht, bei dessen Bewältigung mir Videospiele geholfen haben: Wut und Aggression.

Vornehmlich war ich gegen mich selbst aggressiv, aber zumindest mit Worten und meinem Verhalten konnte ich auch verletzend auf andere Menschen reagieren. Außerdem hatte ich lange einen tiefen mörderischen Drang in mir, vor allem gegen die Leute, die mich gemobbt haben. Ich glaube, das ist normal, aber sicherlich muss man lernen, diesen Drang zu beherrschen. Auch dabei haben mir Videospiele geholfen, und zwar ausgerechnet solche, denen man gerne nachsagt, dass sie Teenager zu Gewalttätern machen.

Ich bin bekennender Mortal Kombat Fan und vergleichsweise gut in diesem Spiel. Als Frau. Aufgrund meiner eigenen Erfahrungen sehe ich die Sache mit den »gewaltverherrlichenden Spielen« auch sehr differenziert. Ich hatte ein hohes Aggressionspotenzial, dass ich mit brutalen Spielen, die eine hohe Reaktionsfähigkeit und Auffassungsgabe erfordern, gut in den Griff bekommen habe. Wenn ich heute so wütend bin, dass Laufen nicht hilft, schalte ich ein Prügelspiel an.

Allerdings kann ich mir vorstellen, dass die gleiche Situation bei einem anders gepolten Menschen dazu führt, dass er irgendwann aus dem Spiel nicht mehr herauskommt und es mit in die Realität nimmt. Dafür kann aber das Spiel nichts, die Situation, die das Verhalten soweit hat eskalieren lassen, liegt immer früher im Leben als das exzessive Zocken. Solange die Leute sich selbst mit ihrer Realitätsflucht kaputt machen, kommen die Medien ja auch nicht auf die Idee, ihren Hilfsmitteln die Schuld zu geben.

»Alkohol treibt Mann in den Selbstmord« habe ich zumindest noch nie als Schlagzeile gelesen.

Fazit

 

Sorry erst mal für diesen langen Post, aber wie man sieht, ist das ein Thema, das mich sehr bewegt. Vor allem, weil Spieler immer noch falsch bewertet werden. Dabei gibt es mittlerweile kaum noch Leute, die keine Videospiele spielen. Selbst, wenn man mit Elder Scrolls, Counter Strike, Sims und Street Fighter nichts anfangen kann: Ganz viele Leute spielen Dinge wie Candy Crush auf Facebook oder ihrem Handy. Gamer sind keine schmierhaarige Minderheit in dunklen Kellerräumen mehr.

Vor allem rasten wir nicht irgendwann grundlos aus, kaufen uns ein Gewehr und erschießen wahllos Leute. Oder mauern sie ein, weil wir Tetris statt Call of Duty spielen.

Videospiele können großartige Geschichten erzählen, auf eine ganz andere Weise als ein Film oder ein Roman. Sie sind ein Zwischending zwischen diesen beiden Medien. Und sie können Leben verändern, positiv wie negativ.

Vielleicht spiele ich ein bisschen mehr, als gesund für mich wäre, das mag sein. Aber die Spiele haben mir eine breite, offene Weltsicht beigebracht, sie haben mir Freunde beschert, die ich im »echten Leben« nie gefunden hätte, sie haben mir meinen Weg gezeigt und mich mehrmals von Mord und Selbstmord abgehalten.

Ganz davon abgesehen, ist Spielen ein Grundzug des Menschen. Spielen ist ein Zeichen von Lernen und je länger die Spielphasen andauern, desto intelligenter ist angeblich die spielende Spezies. Das klingt doch alles ganz brauchbar, oder nicht?
Alles Gute
Jo

15 März 2016

Eine kleine Übung - Teil 2

Aloha

Im letzten Teil (hier) hatte ich euch bereits einen kleinen Vorgeschmack auf das gegeben, was euch hier erwartet. Ihr kennt die Szene jetzt im Entwurf und in der ersten überarbeiteten Fassung, jetzt kommt die eigentliche Übung.
Dieselbe Szene in drei unterschiedlichen Perspektiven und einmal in Futur II (vollendete Vergangenheit). Vor allem die eher ungewöhnliche Form der direkten Ansprache war lustig zu schreiben. Interessant finde ich auch, wie mir ganz andere Details auf- und eingefallen sind. Aber weg vom Blabla, hier ist die Szene.

Der Fuchs und die Leiche - Ich-Erzähler

Ich sah auf den Toten herab. Da war sie wieder, diese beängstigende Ruhe, wie die Stille vor einem schweren Sturm. Von den Geräuschen des Hafens nahm ich nichts mehr wahr, nicht die Matrosen, nicht die Möwen, nur meinen eigenen, regelmäßigen Herzschlag. Was war hier nur passiert? Was hatten meine Jungs angerichtet? Ich hatte es ihnen eingeschärft, nicht auffällig zu werden. Es war unsere Lebensgrundlage, dass man uns in Ruhe ließ und trotzdem hatten sie sich zu einem Mord hinreißen lassen. Ich hoffte so inständig, dass sich mich täuschte und keiner von meinen Leuten damit zu tun hatte, aber ich wusste, dass die Hoffnung trügerisch war. Ich konnte jetzt nur noch dafür sorgen, dass es bei diesem einen Vorfall blieb. Keiner meiner Leute würde einen Mord begehen, nicht mehr. Nicht, wenn ich mit ihnen fertig war.
Ich seufzte und wandte mich von der Leiche ab. Meine Arme und Beine fühlten sich hohl und leicht an, die die Glieder einer Puppe. Meine Füße schlurften fast von alleine auf den hellen Umschlagplatz zwischen den Schiffen. Wenn keine Morde geschahen, war der Hafen für die Polizei uninteressant. Wir hatten unsere Gesetze und wir sorgten dafür, dass man sie einhielt. Meist geschah das unauffällig oder so sehr im Einklang mit dem Gesetz, dass sich kein Außenstehender darum kümmern musste. Meistens, nicht immer. Hin und wieder gab es Ausreißer, die das wirre Geflecht aus zerbrechlichen Regeln nicht verstanden oder verstehen wollten. Docks war einer von ihnen. Er stand unter meiner Aufsicht, also musste ich dafür sorgen, dass er lernte, den Regeln zu folgen oder ihn dazu bringen, zu gehen. Allerdings wusste ich nicht, wo er sich im Moment aufhielt. Er hatte sich vor einiger Zeit offen von mir abgewandt und hielt sich seitdem versteckt. Gut genug versteckt, dass selbst der Fuchs ihn nicht aufspüren konnte.

Der Fuchs und die Leiche - Du-Form

Du standest vor dem Toten und sahst ausdruckslos auf ihn herunter. Was auch immer hier passiert war, musste aus dem Ruder gelaufen sein. Du wusstest, was ein Toter in deinem Revier für dich bedeutete. Jeder von euch wusste das. Ihr musstet euch friedlich verhalten, wenn ihr in Zeiten wie diesen nicht auffallen wolltet. Trotzdem hatte einer deiner Leute gegen die Regeln verstoßen und einen Mann getötet. Alles, was du noch tun konntest war, den Schaden so gering wie möglich zu halten. Du musstest den Mörder ausfindig machen und bestrafen. Wenn es eine Leiche gab und keinen Mörder dazu, würde die Polizei den Hafen in Ruhe lassen und ihr alle konntet euren üblichen Werken nachgehen. Für den zweiten Toten würden sie sich nicht interessieren, es war ja nur ein Straßenjunge.
Du seufztest und gingst zurück auf den Handelsplatz am Hafen. Eine Zurechtweisung des Mörders war nötig, auch, damit die anderen in deiner Bande nicht vergaßen, wer das Sagen hat. Es waren deine Jungs, deine Bande und dein Revier, nicht das dieses Taugenichts Docks. Du warst dir sicher, dass Docks mit dem Mord zu tun hatte und du würdest ihn auch noch zur Rede stellen. Wenn du ihn finden würdest. Seit eurem Streit hatte er sich nicht mehr bei dir und deinen Getreuen blicken lassen, niemand kannte sein Versteck. Selbst für dich, Adam, den Fuchs, war es fast unmöglich, Docks zu finden, wenn er nicht gefunden werden wollte. Aber du hattest einen Plan.

Der Fuchs und die Leiche - Neutraler Erzähler

Adam Miller stand vor dem Toten und sah ihn an. Er wiegte den Kopf, beugte sich einige Male zu der Leiche und zuckte wieder zurück, ehe er sie berührte. Er seufzte, wandte sich ab und ging aus der Gasse. Er sah sich um. Im Hafen wimmelte es vor Matrosen aus aller Herren Ländern, ringsherum waren Waren in Kisten und Fässern aufgetürmt und Möwen jagten durch die Luft. Es war laut und roch nach stehendem Wasser, Schweiß und totem Fisch. Adam wandte sich ab und folgte einer Straße hinunter zu den Lagerhäusern am Wasser.

Der Fuchs und die Leiche - Futur II

Adam Miller wird vor dem Toten gestanden und ihn ausdruckslos angestarrt haben. Er wird darüber nachgedacht haben, dass seine Jungs, die Mitglieder seiner Bande, einen gefährlichen Fehler begangen haben werden. Er wird beschlossen haben, die Verantwortlichen zu bestrafen. Er wird geseufzt und daran gedacht haben, wie er am besten vorgehen wird. Er wird Angst gehabt haben, dass die Polizei sich zu sehr für den Mord interessieren wird. Er wird überzeugt gewesen sein, dass Docks mit dem Mord zu tun haben wird. Er wird in den Hafen zurückgegangen sein und einen Plan gefasst haben, Docks zu finden.


Nur zur Information: Die Szene war ursprünglich in der Form eines personalen Erzählers und im Präteritum geschrieben. Die Zeit wurde nur in der letzten Variante verändert, die gleichzeitig im Stil eines allwissenden Erzählers geschrieben ist, da sich andere Stile tatsächlich nicht dafür anbieten.
Hier seid ihr gefragt: Welche Variante hat euch am Besten gefallen und warum?
Habt ihr auch schon mal ausprobiert, dieselbe Szene aus verschiedenen Erzählperspektiven zu schreiben? Hat es euch geholfen?

Ich freue mich auf eure Antworten und bis dann
Jo