13 Oktober 2022

Von Szenen und Pantsern

 Hallo meine Mitgefangenen in der Welt der Buchstaben!

Heute will ich über eine Kleinigkeit reden, die mir bei der Erstellung eines Überarbeitungs-Plans (siehe dieser Post) aufgefallen ist. Wer meine anderen Posts verfolgt hat, wird vermutlich festgestellt haben, dass ich irgendwo in der Mitte des Plotter-Pantser- (Plander-Drauflosschreiber-) Spektrums liege. Ich brauche eine gute Idee davon, wo ich mit meiner Geschichte hinmöchte und welche Schritte auf diesem Weg liegen. Dabei helfen mir häufig - aber nicht immer - gewisse Struktur-Templates.

Das betrifft aber nur die grobe Struktur. Idealerweise kann ich mir die Geschichte in einer kurzen Zusammenfassung selbst erzählen und erarbeite mir von da aus meine Karte, an der ich mich beim Schreiben entlanghangele. Eine Liste von Ereignissen, seltener ganze Szenen, entsteht, die ich irgendwie miteinander verknüpfe. Idealerweise ist dieser Prozess einigermaßen organisch, ansonsten bleiben häufig große Lücken im ersten Entwurf zurück, die später irgendwie gefüllt werden müssen.

In der ersten Überarbeitung geht es dann darum, dem ganzen noch mehr und vor allem eine solidere Struktur zu verleihen. Ich kenne mein Ende besser, aus den Ereignissen sind Szenen geworden und ich kann die Lücken sehen, die sich in der Erstfassung eingeschlichen haben. An dieser Stelle muss ich zugeben, dass ich die Lücken grundsätzlich als solche stehen lasse. Ich mache mir auch wenn sie mir beim Schreiben auffallen selten Gedanken oder Notizen dazu, weil diese mich beim Überarbeiten blockieren können. Ein Phänomen, das bei der Flucht sehr häufig aufgetreten ist und schließlich zum vorläufigen Abbruch des Projekts geführt hat.

Ein Überblick über den Prozess
Ich lese also das Werk noch einmal und mache mir meine Szenenübersicht, einen neuen Strukturplan und ein paar Notizen zu Ereignissen, die fehlen. Häufig handelt es sich dabei um Informationen, die beschafft werden müssen (meine Charaktere haben im ersten Entwurf häufig sehr magische Erkenntnisse, die ihnen aus dem Äther entgegenschweben) oder um Szenen, die zur Charakterisierung oder dem Set-Up beitragen. SetUp (also der Anfang vom Anfang) und das Finale sind die Teile einer Geschichte, mit denen ich die meisten Probleme habe, aber das Finale bekommt als mein größtes Problemkind grundsätzlich einen eigenen Arbeitsschritt.

Nach diesem Schritt habe ich also eine Liste von einigermaßen fertigen Szenen und dazwischen neue Ereignisse, die ausformuliert werden müssen. Und genau da habe ich ein Problem. Ich habe große Schwierigkeiten damit, von meinen Notizen eine Szene zu bauen, die sich zwischen die bestehenden einfügt. Selbst dann, wenn ich mir sage, dass es nur ein Schritt auf dem Weg ist und man die Ecken später glätten kann. Ich kann stundenlang da sitzen und das Ereignis oder sogar die Szenenzusammenfassung ansehen und mich darüber wundern, wie ich von dort zu einer fertigen Szene gelangen will.

Ich kenne all die Definitionen und kleinen Tricks, um eine Szene zu gestalten. Die interne Struktur der Szene (die mir nicht hilft) oder die Frage nach Ziel, Konflikt und Einsatz (die mir hilft, wenn ich die Szene selbst überarbeite, aber zum Schreiben für mich nichts taugt). Also habe ich leider selbst keine Antwort auf die Probleme, die ich hier genannt habe. Sollte ich eine finden, werde ich sie gerne teilen. Ansonsten interessiert es mich:


Habt ihr ähnliche Probleme? Wenn ja, wie löst ihr sie? Wie geht ihr vor, wenn ihr Lücken in eurer Erzählung entdeckt?

In diesem Sinne

Frohes Schreiben!

06 Oktober 2022

Flucht aus dem Schloss; oder: Auch Struktur will gelernt sein


Hallo meine Mitgefangenen in der Welt der Wörter und Buchstaben

Wie ihr gesehen habt, habe ich seit einigen Wochen wieder keinen Post geschrieben, obwohl ich mehrere Ideen zu Themen hatte. Ich möchte nicht allzusehr auf die Gründe eingehen, aber einer davon war, dass ich mich nicht an meine Ankündigung halten konnte.

Ich habe angefangen, "Flucht aus dem Schloss" zu überarbeiten und relativ schnell wieder damit aufgehört, da ich das Gefühl habe, dass es zu nichts führt. Stattdessen habe ich die letzten beiden Wochen vermehrt mit der Planung meines NaNo-Projektes und allgemein dem Ausarbeiten von verschiedenen Ideen verbracht. Tatsächlich springt mein Kopf gerade wie ein Pinball in meinem fast fünfzig Ideen langen Dokument herum - zusätzlich zur NaNo-Vorarbeit und der Revision (jetzt allerdings von "Das Orakel" - ich hoffe daran erinnert sich niemand 😅).

Gründe für Scheitern

Allerdings ist der Versuch, die Flucht zu überarbeiten keine völlig verlorene Zeit. Es zeigt mir nur, wie schlecht die Geschichte in dieser ersten Fassung war und wieviel Grundlagenarbeit ich jetzt hineinstecken muss. Die Flucht wird im neuen Draft keine Überarbeitung, sondern höchst vermutlich ein Re-Write, ein Neuanfang bei nahezu Null. Ein großes Problem sind aktuell die Motivationen der verschiedenen Figuren, insbesondere des neu hinzugekommenen Erzherzogs, der die politische Situation - glücklicherweise - verkompliziert. Aber auch die Motivation der Königin, die aus dem ersten Entwurf übriggeblieben ist, und die des Protagonisten sind noch sehr schwammig. Ich weiß, dass alles darauf hinausläuft, den König zu töten (oder zu retten, im Fall des Protagonisten), aber ich weiß nicht, warum.

Und dann sind da die Drachen, die unbedingt mit in die Geschichte wollen. Die Flucht war ursprünglich keine klassische Fantasy-Story, sondern ein historisches Drama. Die Drachen einzubauen wird also auch ein gutes Stück Arbeit, immerhin kommt das mit einem Genre-Shift.

Und zu guter Letzt hat die Flucht keine gute Struktur. Obwohl ich dort zum ersten Mal versucht habe, mit Struktur zu schreiben (ich habe keine Kapitelüberschriften verwendet, nur strukturelle Begriffe) hat der erste Entwurf weniger Halt als jedes drauflos-geschriebene Werk davor. Warum, kann ich nicht klar sagen, aber ich vermute es liegt daran, dass ich keine Ahnung habe, wie die Geschichte ausgeht. Ich wusste, dass ich eine Flucht brauche (das war die Grundidee, daher der Name), dass es einen kranken König und einen Verräter bei Hof gibt. Alles andere folgt zwar in den Begrifflichkeiten dem gewählten Modell, ist aber tatsächlich nicht mehr als ein Haufen Notizen. Die ganze Art der Arbeit, die der Flucht zugrunde liegt, entspricht nicht meinen persönlichen Vorlieben und hat entsprechend zu einem Ergebnis geführt, das vielleicht unrettbar ist. Vielleicht auch nicht, niemand weiß, ob der große Heureka-Moment nicht noch kommt, und Erzherzog und Drachen plötzlich perfekt in die Geschichte passen.

Und wenn nicht, ist es ein Schritt auf dem Weg zu mehr Erfahrung. Nicht jede Idee muss eine fertige Geschichte werden. Und manche Ideen brauchen sehr viel mehr Arbeit als andere.

In diesem Sinne

Fröhliches Schreiben!