01 September 2023

Schreiben und Musik oder: Warum ich ohne Musik kaum Ideen finde.

 Hallo meine lieben Mitgefangenen in der Welt der Buchstaben!

Vor einiger Zeit bin ich durch einen Freund auf das Thema "Songlisten in Büchern" gestoßen. Er stört sich an der Verbindung, aus dem Gedanken heraus, dass die Auflistung von Liedern eine Abkürzung zu Emotionen darstellt, die eigentlich durch das Schreiben erreicht werden sollen. Und obwohl ich die Idee, eine Playlist in ein Buch zu schreiben, aus mehreren Gründen seltsam finde, stimme ich ihm nicht zu. Warum? Ganz einfach, weil die Musik mir als Autor hilft, überhaupt erst das richtige Gefühl, die richtige Stimmung oder - im schlimmsten Fall - die richtige Idee zu finden. Ich bin nämlich zu gleichen Teilen hyperemotional und gefühlsblind *lacht*

Es gibt kaum eine Idee, für die ich nicht ein Set an Liedern habe, die mich in die passende Stimmung bringen oder mir aus einer Ideen-Sackgasse helfen können. Und wenn ich diese LIede rnicht habe, ist das Projekt tot. Einfache Sache. Manche - eigentlich sogar die meisten - meiner Ideen entstehen aus Liedern oder Lyrik. Die Kombination von Worten und Rhythmus ist ein mächtiges Werkzeug, um Menschen Emotionen zu entlocken, vielleicht sogar ein noch mächtigeres als die Kombination von Bild und Ton. Sorry, Hollywood.

Kann Musik also helfen, Bücher besser zu machen?

Ich bin der festen Überzeugung, dass ja. Allerdings nicht, indem ich Playlists ins Nachwort schreibe. Nicht einmal, indem ich Songzeilen als Kapiteltitel verwende - was ich übrigens für eine legitime Lösung halte und in vielen meiner ursprünglichen Drafts mache. Ich sortiere die Ereignisse meiner Bücher gerne zu entsprechenden Liedern, im fertigen Werk seht ihr davon jedoch ziemlich wenig. In der Regel. Was ihr vielleicht sehr, sind die Unterschiede, ob ich zu einem Ereignis, einem Kapitel, einer Wendung ein passendes Lied hatte oder nicht. Ich bilde mir nämlich ein, dass diese Stellen besser geschrieben sind. Aus dem einfachen Grund, dass ich in dem Lied eine Erinnerung habe, wie ich die Szene gerne hätte. Ich höre mir in der dröfzigsten Überarbeitung das Lied an und weiß wieder, wo ich hinwollte. Mehr noch, ich habe meine alte Begeisterung wieder, die mich ansonsten so spät im Prozess auch durchaus verlassen haben kann.

Musik hilft mir also bei der Planung und bei der Überarbeitung. Nicht unbedingt so sehr beim Schreiben selbst, denn ich kann nicht Musik hören und schreiben. Die Musik lenkt mich zu sehr ab. Ich kann aber stoppen, das Lied dreimal (oder auch dreißigmal) hören, mitgröhlen und dann weiterschreiben. Musik ist ein wenig wie eine fremde Sprache für mich, ein anderer Weg, zu denken und zu fühlen. Ich habe nie erwähnt, dass ich einzelne Teile meiner Geschichten zwar auf Deutsch schreibe, aber durchaus auf Englisch, manchmal auch in gebrochenem Japanisch denke? Oder in Deutsch, das aber chinesischer Grammatik folgt? Was gerade besser zur Szene, Stimmung und den Figuren passt. Mein Prozess ist vielleich überkomplex. Aber er funktioniert für mich.

Sprache ist wichtig, es ist das wichtigste Werkzeug für einen Schriftsteller. Und man sollte sich nicht nur auf die Sprache festlegen, in der man schreibt. Insbesondere nicht nur auf die Grammatik. Und Musik - vor allem auch klassische Musik und Musik, die klassischen Mustern folgt - bringt ein ganz eigenes Verständnis dafür mit. Musik ist Emotion in Struktur, das macht sie stark. Und Schreiben - insbesondere Lyrik - emuliert diesen Zugang. Deswegen ja, Musik macht Bücher besser. Aber nicht mit einer Werbung für mein Spotify.

Worauf wollte ich eigentlich hinaus?

"Gentlemen's Game" (Erscheinungsdatum: Okober 2023) profitiert auch von Musik, obwohl sie im Buch slebst keine Rolle spielt. Shanties, britische Weihnachtslieder, irische Balladen, alles, was mich irgendwie in ein 1800er Mindset bringt (ja, selbst Anno 1800) haben mir dabei geholfen, dieses Monstrum aus fünf verschiedenen Versionen zu einem Werk zusammenzusetzen.

Und ganz zuletzt hat mir ein einziges Lied die Augen dafür geöffnet, was an einer meiner Höhepunktszenen eigentlich schiefläuft. Nicht eine meiner Höhepunktszenen, meiner persönlichen Lieblingsszene. Dem Teil des Buches, den ich perfekt machen möchte. Alle Versionen fühlen sich für mich flach an, ohne, dass ich sagen konnte, warum. Die Szene funktioniert, keine Testleser haben sich beschwert. Aber sie funktioniert nicht für mich. Dann bin ich auf METAKLAPA gestoßen, eine Band, die in dalmatischem Harmoniegesant Iron Maiden Songs covert. Und ich habe gefunden, was der Szene fehlt. Etwas, das nur in dem Cover von "Hallowed be Thy Name" vorhanden ist, aber nicht im Original (und um ehrlich zu sein finde ich die Originale von Iron Maiden durchweg schlechter als die Cover von METAKLAPA *hüstel*): Kraft und Verzweiflung, dicht nebeneinander.

Die Szene hatte Lieder, die mir geholfen haben. Aber sie hatte vorher nicht die richtigen, und das hat sie schwach gemacht. Dieses Wochenende steht die letzte Überarbeitung an und die Szene wird stark. Sie ist relativ weit hinten im Buch, also müsst ihr es lesen, um sie zu finden, aber ich verspreche euch, es wird sich lohnen. Und damit ihr einen kleinen Vorgeschmack bekommt, hier ein Video des Songs:

 
 

COMMUNITY TIME!

Wie sieht es bei euch aus? Nutzt ihr Musik zum Schreiben? Seid iht kleine Verrückte, wie ich, die sich ganze Soundtracks anlegen? Oder trennt ihr die Dinge voneinander?


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