28 Februar 2023

Der Hexenturm (Flashfiction; Fantasy; Abenteuer; Hexen)

 Sie hatte das Gelände erreicht, auf welchem sie ihren Auftrag erledigen sollte. Es war ein alter Flugplatz, der Asphalt der Startbahn war an vielen Stellen aufgebrochen und die Natur trat wieder zutage. Ein flacher Stacheldrahtzaun schütze das Gelände vor Eindringlingen, vor allem vor Füchsen und Kaninchen. Oder er hatte es zumindest einmal getan. Mittlerweile war er alt und rostig und fiel an einigen Stellen in sich zusammen. Sie hatte auf diese Weise keine Probleme, das Gelände zu betreten und den Asphaltresten zu folgen. Am hintersten Ende des Flugplatzes befand sich der alte Tower, daneben eine kleine Halle. In diesem Gebäude sollte er leben, der alte Hexenmeister. Sie glaubte nicht an Hexerei und die Geschichten, die man sich von diesem Mann erzählte und hielt den Titel mehr für das alberne Pseudonym eines geltungssüchtigen Verbrechers. Aber gleichgültig, wer oder was er in Wirklichkeit war, sie war hier, um ihn festzunehmen. Oder zu erschießen, sollte er sich allzu sehr zur Wehr setzen. Sie blieb hinter einem wilden Busch stehen, Himbeeren oder Brombeeren oder Sonst-irgendetwas-Beeren und überprüfte ein letztes Mal ihre Waffe, dann eilte sie geduckt in die Halle des alten Flugplatzes. 

Image by Hans from Pixabay

Hier war es leer und trostlos. Der Wind pfiff durch die gesprungene Panoramascheibe, durch die man einst den Flugverkehr beobachten konnte. Der PVC-Boden mit dem seltsamen, grau-weißen Muster war aufgequollen und wölbte sich unter ihren Füßen. Ihre Schritte fühlten sich schwammig und unsicher an. Auf dem Boden lagen die rostigen Überreste des ehemaligen Inventars: Teile von Mülleimern, Metallbänken, ein Stück Gummi einer Maschine, ein implodierter Computerbildschirm. Von der Decke tropfte eine schmierige Flüssigkeit, die vermutlich einmal Kühlwasser der Klimaanlage gewesen war. Mit einer Mischung aus Faszination, Furcht und Ekel sah sie sich in der Halle um. Rechts von ihr befanden sich die Überreste der Toiletten und etwas, das vor langer Zeit ein Schreibtisch gewesen sein musste. Gegenüber lag der eigentliche Eingang des Gebäudes. Eine alte Tür lehnte müde in den Angeln und schien verklemmt und sich nicht mehr öffnen zu lassen. Sie beschloss, dies nicht weiter zu überprüfen, und wandte sich nach links, zum Tower. Die einstige, elektrische Tür war zerstört und stand an einer Seite offen. Sie war vermutlich mit Gewalt aufgedrückt worden. Wer lebte überhaupt freiwillig an einem so trostlosen Ort? 


Sie seufzte und machte sich daran, die Treppen im Tower nach oben zu steigen. Sie hatte einige Stockwerke vor sich. Nach den ersten beiden Treppen vernahm sie ein Geräusch aus einem Raum neben dem Treppenhaus. Sie trat vorsichtig auf die halb geöffnete Tür zu und lugte, mit gezogener Waffe, durch den Spalt. In dem Raum, der vielleicht einmal eine Art Aufenthaltsraum für die Lotsen in der Pause gewesen war, befanden sich noch zwei alte, durchgesessene Sofas und ein abgewetzter roter Teppich. Davon abgesehen wirkte der Raum genauso tot und trostlos wie die Halle. Sie hörte das Geräusch erneut. Ein Kratzen, wie das Geräusch einer großen Spinne nur um einiges lauter. Und sie war sich nun sicher, dass das Geräusch aus diesem Raum kam. Sie öffnete langsam die Tür und sah sich einer gigantischen, goldenen Spinne gegenüber. Für einen Moment war sie gebannt, glaubte an eine Halluzination, bis sich die Spinne auf sie zu bewegte. Ihre Bewegungen waren langsam, ruckartig und unnatürlich. Sie hob die Waffe und schoss. Die Kugel sprang mit einem metallischen Geräusch von der Oberfläche der Spinne ab. Erst jetzt wurde ihr klar, dass sie einem Roboter gegenüberstand. Vielleicht eine Art Wachsystem oder eine mechanische Spielerei. Immerhin kein Hexenwerk. Die Spinne blieb zischend stehen und klackte mir ihren Mundwerkzeugen. Das Klacken wurde leiser, die Bewegungen langsamer. Sie hob schwerfällig eines ihrer Beine, dann ein weiteres, drehte sich herum und schleppte sich in den Raum zurück. Neugierig sah sie dem Gerät nach. Eine widerwillige Bewunderung für den Schöpfer dieses Wesens machte sich in ihr breit. Egal, was er war, er war ein begnadeter Mechaniker. Und das, obwohl er in diesem Loch lebte. Oder gerade deswegen. Für einen Moment fragte sie sich, warum man diesen Mann eigentlich festnehmen sollte. Er schien ihr verschroben, einsiedlerisch und nicht mehr ganz richtig im Kopf, aber ungefährlich.


Das Geräusch von Schritten ließ sie aufschrecken. Kam der Hexenmeister zurück? Die Schritte waren schlurfend, leise, konnten aber durchaus von einem erwachsenen Mann stammen. Sie sah sich um. In dem Raum mit der Spinne gab es keine geeigneten Verstecke. Über den Gang jedoch befanden sich die Toiletten. Sie eilte auf die Herrentoilette zu, die keine Tür mehr besaß und dort in die einzige Toilettenbox. Sie versuchte, die Tür zu verschließen, doch diese sprang immer wieder auf. Als die Schritte näher kamen, kletterte sie auf den Klodeckel und von dort auf die Wand der Toilettenbox. Der Hexenmeister ging zuerst in den Raum mit der Spinne, kam aber bald zu den Toiletten. Sie sah sein Gesicht und erschrak. Das alterslose und dennoch von Falten geprägte Gesicht, der raue Bart, das lockige Haar. Die unergründlichen, grauen Augen. Sie kannte diesen Mann. Auf den Bildern, die man ihr gezeigt hatte, war es ihr nicht aufgefallen. Aber hier wusste sie plötzlich, dass sie den Mann in dem schwarzen Mantel, mit dem fleckigen Hemd und der alten Jeans kannte.


Er schien sie zu suchen, blickte sich genau in dem Raum um:
"Ich weiß, dass du hier bist! Komm zu mir!"


Sie fühlte, wie der Hexenmeister sie in seinen Bann zog. Sie durfte es nicht zu lassen, auch wenn sie ihn kannte. Gerade, weil sie ihn kannte. Sie konnte ihn nicht laufen lassen. Er würde sie nicht laufen lassen. Es gab nur noch einen Ausweg. Sie zog ihre Waffe und richtete sie auf den Mann. In diesem Moment sah er sie an und entblößte seine gelben Zähne in einem gelogenen, bösen Lächeln:
"Da bist du ja. Ja, ich bin es. Komm zu mir, dir wird nichts geschehen!"
Sie schloss die Augen und schoss.


26 Februar 2023

Eine dystopische Krimi-Reihe. Zirkulum und Neshka

 Hallo, liebe Lesende


Fällt jemandem auf, wo ich mich für die Begrüßung angelehnt habe? Na? Na?

Egal, dann eben nicht. Darum geht es ja auch gar nicht.


Nachdem ich heute den Blog (das Blog? Wie heißt es jetzt eigentlich richtig?) aufgeräumt habe, ist mir aufgefallen, dass ich sehr wenig Beiträge habe, die mich selbst bewerben. Ja, richtig. Ursprünglich sollte dieses kreative Chaos mal meine eigene Werbeplattform sein.

Stattdessen?

Wirre Posts über Struktur (welch Ironie), eine Sammlung schlecht überarbeiteter Flashfiction und immer mal wieder so etwas wie private Statusupdates. Damit sich das ändert folgt jetzt


WERBUNG WERBUNG WERBUNG


Ok, genug gewarnt. Spielt die Jingle und macht Platz für Edward Gregory Bell und Hassan Mo Lucas in


Zirkulum

 

Zirkulum auf amazon
Edward Bell, Sicherheitspolizist, liebt Zirkulum und sein Leben in der computergesteuerten Stadt. Aber die Maschinen, die dieses Leben ermöglichen, werden zu seiner Bedrohung, als die Systeme Zirkulums von innen heraus manipuliert werden. Nur zusammen mit Hassan Lucas, der sozialfernen Nummer zwei der Technikbehörde, verspricht die Suche nach dem Saboteur erfolgreich zu werden. 

Allerdings profitiert ausgerechnet die Technikbehörde von der Sabotage. Manchmal muss man neue Wege gehen und mit denen zusammenarbeiten, die man für am wenigsten vertrauenswürdig hält, um das gemeinsame Ziel zu erreichen.



 

 

 

Neshka

Neshka auf amazon

Ein Verstoß gegen das Familiengesetz ist kein Fall für einen Agenten der Sicherheit. Dies ist zumindest die Einstellung Edward Bells, als sein Chef ihm den Fall und die Aufsicht über seinen Neffen Viktor überlässt. Doch schon bei den ersten Nachtorschungen wird Bell klar, dass mehr hinter der illegalen Adoption steckt, als die Sicherheit annimmt. Das Kind, um das es geht, stammt aus der Welt außerhalb Zirkulums. Einer Welt, die es laut dem Wahrheitsministerium nicht geben kann ...
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Und für alle, die auf dem Laufenden bleiben wollen:

Folgt mir direkt auf amazon, Instagram oder Facebook. Ich entdecke auch gerade TikTok für mich. Alle relevanten Links findet ihr entweder in der Sitebar oder am Ende der Seite.

In diesem Sinne
Frohes Lesen!

Meine Lieblingsfiguren, ihre Probleme und ich - Drama, Baby!

Aloha

Ich habe eine gewisse Vorliebe, meinen Charakteren Lieder zuzuschustern. Die Idee der so genannten Image-Songs habe ich aus diversen Animes und ich muss gestehen, es macht Spaß, Lieder zu finden, die zu bestimmten Charakteren (oder deren Lebensumständen) passen. Angefangen hat das alles vor Jahren, als ich versucht habe, das Leben meines geliebten Feig quasi in ein Musical zu verwandeln. Seit diesem Tag rennen mir die Assoziationen zwischen Charas und Liedern wirklick manchmal die Türen ein. In dem Zusammenhang erstelle ich auch gerne AMVs, Musikvideos aus Schnipseln einzelner Serien zu jedweder Musik.

Das betrifft sowohl eigene Charaktere und Stories als auch fremde, zu denen ich eine gewisse Beziehung aufgebaut habe. Berüchtigt dürften wohl meine Enzai-CDs in meinem Lieblings-RPG-Forum sein *lach* Hier versuche ich mich an der musikalischen Charakterisierung aller beteiligten Charas.



Aber eigentlich wollte ich mit der Geschichte auf etwas Anderes heraus. Weil ich gerade daran sitze, meinen liebsten "geklauten" Chara zu vertonen: Aslan Jade Callenreese aka Ash Lynx aus "Banana Fish" (Manga von Akimi Yoshida). Ash ist ein unglaublich lebendiger und inspirierender Charakter, den ich auch gerne mal als "Testobjekt" ausleihe und der in meinem Kopf entsprechend viele Facetten bekommen hat. Wobei das Original schon sehr vielschichtig ist. Entsprechend viele Ideen für passende Lieder habe ich für den guten Mann (der im RPG Masters auch schon eine gewisse Berühmtheit erlangt hat. Er bzw. auf ihm basierende Charas passen halt einfach überall rein ^^).

Beim durchgucken meinder Liederliste für ein kleines Fanvideo (für mich und meine Hauptspielpartnerin) ist mir aber etwas aufgefallen: Die Lieder, die zu Ash passen, passen häufig auch zu anderen Charakteren, die ich wirklich gerne habe. Vor allem zu solchen, die nicht aus meiner Feder stammen, sondern deren "Leiden" ich mir einfach gerne ansehe. Ikki und Saga aus "Saint Seiya" (Masami Kurumada) vor allem.


Natürlich habe ich angefangen, darüber nachzudenken, was die verschiedenen Charaktere eigentlich gemeinsam haben. Vor allem, weil ich Ikki und Saga nicht so verinnerlicht habe und sie entsprechend "flach" und einseitig in meinem Kopf vorliegen. Die Ähnlichkeiten sind eigentlich augenfällig: Alle drei Charaktere sind unglaublich tragisch. Ash wurde als Kind Opfer von Missbrauch und kam Zeit seines Lebens aus der Opferrolle nicht heraus. Ikki musste im Alter von vier Jahren die Verantwortung für seinen kleinen Bruder übernehmen, wurde später misshandelt und kann zu allem Überfluss nicht einmal sterben. Saga leidet darunter, dass er in seiner Jugend versucht hatte, seine Königin zu töten, um selbst Herrscher zu werden (von dem Problem mit sienem Bruder ganz abgesehen).

Für alle drei Charas ist das Leid essenziell für die Story. Mehr noch *SPOILER* alle drei Charas zerbrechen daran. Ikki überlebt es zwar (klar, wenn man unsterblich ist), aber auch er ist ein gebrochener Charakter.

Die Frage für mich ist jetzt: Warum habe ich offensichtlich eine Affinität zu kaputten Charas? Hat es mit dem Sadismus zu tun, den man als Autor besitzen muss? Immerhin geht es darum, seine eigenen Kreationen durch die Hölle zu schicken, auf die eine oder andere Art. Haben Yoshida und Kurumada ihre Arbeit so gut erledigt, dass man die Kreationen einfach nur bewundern kann für das, was sie sind? Wenn ja, warum bewundere ich dann bei Kurumade nur zwei von etlichen tragischen Charakteren (die zum Teil viel besser ausgearbeitet sind als Saga)?


Oder ist es Mitleid mit den Charakteren? Eine Art "Mutter-Theresa-Komplex"? Habe ich das Bedürfnis das Leid dieser Charas zu beenden, weil es so unglaublich groß erscheint? Bei Ash vielleicht. Immerhin adaptiere ich Teile seines Charakters, teilweise auch Teile seiner Story für meine RPG-Charas. Dagegen spricht, dass ich ihn dann wieder in dieselben oder sehr ähnliche Situationen hineinlaufen lasse (aus denen er noch kaputter hervorgeht, als das im Original der Fall ist).
Will ich von den Darstellungen lernen?

Warum ziehen manche Charaktere überhaupt die Aufmerksamkeit der Leser/ Zuschauer so sehr auf sich, während andere untergehen? Ich weiß, dass ich nicht der einzige Fan dieser drei Charas bin, sondern sie mit einer wirklich sehr großen Fangemeinde teile.

Eine Antwort kann ich darauf nicht geben. Ich kann nur hoffen, durch die Beschäftigung mit solchen offenbar herausragenden Charakteren selbst bessere Charaktere erschaffen zu können. Saga ist ein schönes Beispiel, dass man nicht unnötig viel über einen Charakter wissen muss, um ihn zu bewundern.
Und keine Angst, ich werde Charaktere, die mich begeistert und inspireirt haben, in meinem persönlichen Charakterkurs vorstellen. Ich glaube nämlich, dass man durch nichts Charaerstellung so gut lernen kann wie durch Charakteranalyse ^^

Zu euch:
Welche Charaktere faszinieren euch? Warum? Was sind ihre Gemeinsamkeiten? Was unterscheidet sie? Seid ihr schon einmal einem (fremden) Chara begegnet, der euch einfach nicht mehr losgelassen hat?

25 Februar 2023

Schicksals-Schatten - Eine Kuriosität aus dem Dritten Reich

Schicksalsschatten. Bücher. Alt. Vintage.
Schicksals-Schatten. Esoterischer Liebesroman von 1940

 

 Basierend auf meinem letzten Instagram-Post wollte ich hier etwas Ausführlicher eine kleine Kuriostiät aus meinem Regal vorstellen. Denn ich schreibe nicht nur, ich lese natürlich auch. Und am Liebsten stöbere ich in obskuren Kuriositäten. Seien es unbekannte Namen auf Amazon - eine Kuriosität, zu der ich auch zähle - oder alte Bücher, die schon lange nicht mehr in Druck sind. Buch-Antiquariate und Flohmarktstände von Senioren sind wunderbare Fundgruben für mich. Genauso wie Nachlässe und Haushaltsauflösungen.

Aber nun zu "Schicksals-Schatten" von M.V. Mascherek, erschienen 1940 im Baum-Verlag. Und da fängt die Kuriosität schon an.
 

Baum-Verlag


Laut wikipedia wurde der Verlagsgründer 1935 von den Nazis inhaftiert und der Verlag bestand nach dessen Tod nur noch bis 1941. Das Buch erschien also realtiv zum Ende seiner Lebenszeit. Johannes Baum war Anhänger der Neugeist-Bewegung und verlegte entsprechend gefärbte spirituelle, esoterische und okkulte Bücher - zu denen Schicksals-Schatten gehört. Die Verlagsgeschichte setzt sich mit einer Lücke zwischen 1941 bis 1948 bis ins Jahr 2002 fort, zuletzt als Teil des  Hermann Bauer Verlages. Heute besteht nur noch die Versandabteilung für Bedarfsgüter eines spirituellen Lebensstils, der Verlag wurde mit der Insolvenz des Mutterkonzerns aufgelöst.

Schicksals-Schatten

Auf dem Foto sieht man bereits das erste, einigermaßen kuriöse Merkmal des Romans. Er ist in sieben Teilen erschienen, allerdings kam meine Ausgabe in einem Schuber - ähnlich wie alle Ausgaben, die antiquarisch zu finden sind. Ich kann also nicht sagen, ob die Hefte unabhängig voneinander herausgebracht wurden oder ob es eine Art "Designentscheidung" war, die einzelnen Teile der Geschichte in unterschiedliche Hefte zu drucken.

Die einzelnen Hefte sind in sich abgeschlossen. Sie erzählen  die spirituelle Reise eines beseelten Steines (ja, Stein. Wie Fels) und einer Königin. Es handelt sich um eine Liebesgeschichte, die sich vom alten Ägypten bis zum Wilden Westen erstreckt. Der Stein reinkarniert dabei in immer höhere Sphären, bis er schließlich als Mensch seine ewige Geliebte ehelicht.
Die Liebesgeschichte ist tatsächlich interessant zu lesen, wenn auch mäßig geschrieben (dazu in altdeutscher Schrift, man muss sich also etwas einlesen). Interessant finde ich, dass tatsächlich nur der Stein reinkarniert (zunächst als Blume, dann als Tier und schließlich als Mensch - entsprechend verschiedener hinduistischer Ideen. Die Königin bleibt in allen ihren Leben immer eine Frau, der Geegnspieler des Steins immer ein sehr gewaltbereiter Mann.
 
 
Der kuriose Teil ist allerdings das Nachwort. Der Autor hat hier doch tatsächlich versucht, indische Glaubens- und Philosophiesysteme als distinkt deutsch zu verkaufen. In seinen Worten sei der Reinkarnationsglaube in exakt der im Buch beschriebenen Weise bereits in der germanischen Religion angelegt und der Hinduismus habe diesen übernommen.
 
 
Was für #kuriositäten finden sich in eurem #bücherregal ?

21 Februar 2023

Hänsel und Gretel ...

 Sie war auf dem Nachhauseweg in den Zug eingestiegen. Es dämmerte bereits, als der Zug ab fuhr. Eine Station, zwei Stationen. Sie gähnte. Eine Stimme erklang von irgendwoher:


"Wir begleiten heute ein normales Mädchen auf ihrem Weg vom Bahnhof nach Hause. Die Dokumentation soll zeigen, wie sich Menschenweibchen in der Nacht verhalten."


Drei Stationen. Der Zug hielt, sie stieg aus. Vor ihr lag der alte Bahnhof, um den sich seit Jahren niemand mehr kümmerte. Das Bahnhofsgebäude zierten Graffiti jeglicher Art, zerschlagene Fensterscheiben und ein altes Wirtshausschild, welches sich nur noch halb an seiner Aufhängung halten konnte. Der Unterstand war mal wieder zerschlagen worden, der Fahrkartenautomat defekt, wie immer. Sie stellte diese Sachen beiläufig im Vorbeigehen fest. Immerhin gingen die Straßenlaternen.


"Sie macht sich auf den Weg zur Straße. Diese ist etwas stärker befahren",


kommentierte die Stimme. Sie störte sich nicht daran, sondern folgte ihrem täglichen Weg. Er führte sie zur Straße, die Straße entlang eine Anhöhe hinauf. Rechter Hand passierte sie einen Supermarkt, der bereits geschlossen hatte. Ihr gegenüber lag ihre alte Grundschule. Ein hässlicher Bau aus den Fünfzigern. Oder Siebzigern, sie wusste es nicht und es war ihr gleich. Das Gebäude war fast rundherum mit gelben Kacheln gefliest. Eines der hässlichsten Gebäude, das sie kannte. Sie bog links ab und folgte nun der Hauptstraße, vorbei an einer Bäckerei. Hielt auf einen Zebrastreifen zu.


"Sie geht die Straße entlang. Sie wirkt gelangweilt, kaum angespannt. Dieses Mädchen war das beste Forschungsobjekt, welches wir uns aussuchen konnten. Sie kennt ihren Weg genau und scheint ihn wirklich jede Nacht zu gehen. Man sollte nicht vergessen, dass es stockdunkel ist. Hier ist es so bewölkt, dass nur die Straßenlampen Licht spenden. Nun überquert unsere Menschin den Überweg und wendet sich wieder nach links."

Image by Ralph Lindner from Pixabay


Auf der Höhe eines Zeitschriftenladens, den sie als Schülerin häufig aufgesucht hatte, um Klebebildchen und Süßigkeiten zu kaufen, hielt sie inne und sah gen Himmel:


"Du könntest deine Klappe halten!", knurrte sie der Stimme zu, die daraufhin verstummte. Sie folgte der Straße zu einem weiteren Zebrastreifen, überquerte diesen und befand sich nun vor der Kirche des Ortes. Ein alter Bau aus Kalkstein, vom Zahn der Zeit schon völlig verdunkelt. Hier war es endlich völlig dunkel. Die Straßenlaternen waren ausgegangen, kaum, dass sie die andere Straßenseite erreicht hatte. Sie wandte sich nach rechts, ging an der Kirche vorüber und hielt bei der Buche an, die sich davor erhob. Sie strich zärtlich über die Blätter und schickte sich an, am Pfarrhaus vorüber zu gehen. In diesem Moment gaben die Wolken den Mond frei. Fahles Licht fiel auf den Boden und erst jetzt fiel ihr auf, wie kontrastlos die nächtliche Umgebung war. Am Ende der Straße bogen zwei Kinder um die Ecke, vielleicht sieben oder acht Jahre alt. Sie hielten einander an den Händen und hüpften den Weg entlang. Sie schauderte. Kindern um diese Uhrzeit allein auf der Straße, wer ließ sie jetzt nur hier laufen. Kopfschüttelnd ging sie weiter. Wind kam auf und brachte ihr den Gesang der Kinder ans Ohr:


"Hänsel und Gretel
Verliefen sich im Wald.
Es war so finster.
Und auch so bitterkalt.
Sie kamen an ein Häuschen ..."


Je mehr sie sich den Kindern näherte, desto stärker wurde ihr Schaudern, bis sie vor Angst kaum mehr weiter gehen konnte. Eine Straßenlaterne flackerte und brachte wieder Licht. Noch immer war die Szene völlig farb- und kontrastlos. Die Kinder hopsten an ihr vorbei. Ihre Köpfe waren weiß, völlig ohne Gesicht. Sie sog tief die Luft ein und zwang sich, einfach ruhig weiterzugehen. Der Gesang der Kinder entfernte sich von ihr. Sie hatte gerade die Ecke erreicht, die sie Linkerhand nach Hause führte, als der Wind drehte und wieder Wolken vor den Mond brachte. Nun war es wieder dunkel. Mit dem Wind kam auch der Gesang zurück:


"Doch als die Hexe
Zum Ofen schaut hinein.
Ward sie gestoßen.
Von Hans und Gretelein ......"


Sie beschleunigte ihre Schritte, hörte hinter sich das Hopsen der Kinder. Sie bog um die Ecke, zu ihrem Haus waren es nur noch wenige Meter. 


"Die Hexe musste braten.
Die Kinder geh’n nach Haus ..."


Sie begann zu rennen.


14 Februar 2023

Die Lavavögel

Vor dem jungen, rothaarigen Mann erhob sich ein alter Turm. Er sprang vom Rücken seines Rosses hinab und trat auf den Turm zu. In diesem dichten Wad voll alter, dunkler Bäume gab es keinen Weg, kein Leben. Nur diesen alten Turm mit gigantischem Durchmesser. Seine hinteren Wände 

verschwanden wieder im Dunkel des Dickichts. Der junge Mann war allein, nur sein Pferd hatte ihn bis hierher begleitet, all seine Freunde hatten ihn verlassen. Selbst sein Gedächtnis war nicht mehr mit ihm, er hatte vergessen, warum er zu diesem Turm vorgedrungen war. Dennoch betrat er ihn. Er folgte den Steinplatten im Inneren durch ein Labyrinth aus alten Wänden. Alles im Inneren des Turmes war kahl. Es gab keine Teppiche, keine Fenster, kein Mobiliar. Noch nicht einmal Fackeln, dennoch war es warm und hell im Inneren des Turmes. Sein Weg führte ihn immer im Kreis, spiralig tiefer in den Turm hinein. Er lief und lief und lief. Schließlich erreichte er einen Raum. Über ihm, viele zig Meter hoch, klaffte ein Loch in der Decke des Turms. Hinter ihm schlossen sich die Türen in den Raum, vor ihm befand sich ein geschlossenes Fallgitter, welches den Zugang zum nächsten Raum versperrte.


"Der Ausgang befindet sich im nächsten Raum. Wenn wir die Tür irgendwie öffnen können, können wir den Turm wieder verlassen. Ansonsten werden wir hier drin sterben."


Erschrocken fuhr der junge Mann herum, er hatte niemanden in dem Raum bemerkt, der mit ihm hätte sprechen können. Hinter ihm trat lächelnd ein weiterer Mann hervor. Er war ebenfalls jung, trug blonde Locken und eine silberglänzende Rüstung. Im Gegensatz zum Rothaarigen trug er zudem Pfeil, Bogen und Schwert bei sich. Der Rothaarige schnappte nach Luft:


"Wer seid Ihr?"


"Das tut nichts zur Sache", der Blonde schüttelte den Kopf: "Hier, nehmt! Ich hoffe, Ihr könnt damit umgehen. Wir werden bald Besuch bekommen." 

https://pixabay.com/vectors/gryphon-mythological-bird-lion-5602735/

Er reichte dem Rothaarigen sein Schwert und deutete auf das Loch in der Decke, während er in Ruhe eine Sehne auf seinen Bogen spannte. Durch die Öffnung kreisten langsam fünf fliegende Gestalten näher. Der Rothaarige erprobte einen Moment sein Schwert und sah dann auf die Wesen. Diese hatten mittlerweile den Boden erreicht und die jungen Männer eingekreist. Es waren Greife, rot mit schwarzen Mähnen und bösen, goldenen Augen. In ihren Adlerschnäbeln befanden sich Schlangenzungen. Der Größte von ihnen trat vor:


"So, da haben wir ja unsere Beute. Wie schön, gleich zwei Menschen in unserem Labyrinth!"


Die anderen Mischwesen gaben lachende, keckernde Laute von sich, die dem Rothaarigen einen Schauder über den Körper jagten. Der Blonde hingegen blieb ruhig, überprüfte die Befiederung seiner Pfeile und wandte sich an den Rothaarigen:


"Bleibt ruhig. Sie können Euch nichts anhaben, wenn wir sie töten. Ich hoffe, Ihr seid bereit."


Der Rothaarige nickte und stürzte sich mit einem lauten Schrei auf einen der Greife. Dieser stieß sich vom Boden ab, erhob sich etwas in die Luft und fiel, von einem Pfeil durchbohrt, wieder zu Boden. Er war tot. Dieses Schicksal teilte ein zweiter, ein dritter und ein vierter Greif. Der fünfte, der größte, derjenige der Greifen, der zu Anfang gesprochen hatte, wich rücklings zurück. Das Gittertor öffnete sich und gab den Durchgang in den nächsten Raum frei. Der Greif knurrte.


"Ihr seid gut, ihr dürft gehen. Futter wie euch verschmähen wir, solange es noch lebt!"


Die beiden jungen Männer steckten ihre Waffen ein und betraten den nächsten Raum. Der Boden war mit wabenförmigen Platten bedeckt, sieben an der Zahl. Sie alle trugen Symbole. Der Blonde sprang behände auf eine der Platten und rief den Rothaarigen zu sich:


"Kommt her! Das sind Elementplatten. Es werden sich diejenigen zu heben beginnen, deren Greifen wir erschlagen haben. Das hier ist die Platte der Erde. Der Erdhüter ist sicherlich tot."


Zögernd folgte der Rothaarige der Aufforderung, kurz darauf hob sich die Platte gen Himmel. Mit ihr brachen auch drei andere Platten auf. Aus den Löchern begann Lava aufzusteigen. Der überlebende Greif lachte schallend.


"Ihr begreift schnell. Doch Ihr habt etwas vergessen, mein Freund! Wir sind unsterblich und wenn meine Gefährten aufwachen, wird Eure Plattform in die Lava stürzen, ehe Ihr den Ausgang erreicht!"


Die jungen Männer konnten bereits den Ausgang, eine Tür an der Spitze des Turms, erblicken, als die ersten Platten ihren Zauber verloren und in die Lava stürzten. Zitternd sank der Rothaarige zusammen:
"Er hatte recht! Wann ereilt uns das Schicksal? Wann stürzen wir ab?"


"Keine Angst", der Blonde strich ihm über das Haar: "Wir werden springen, wenn die Platte an Flug verliert. Wir schaffen es aus dem Turm."


Nun begann auch die Erdplatte zu wanken. Tief unter ihnen sahen die beiden jungen Männer alle fünf Greife wieder versammelt. Der Flug der Platte wurde langsamer, sie schien nun in der Luft zu stehen. Der Blonde griff den Rothaarigen und sprang. Wie durch ein Wunder erreichten sie die Tür, als die Platte in die Lava stürzte. Die Greife jaulten auf, ihrer Beute beraubt. Der Rothaarige verließ den Turm und stand am Waldrand, neben ihm sein Ross. Er blickte sich um, um sich zu bedanken, doch sein Gefährte war verschwunden. Er war wie zuvor allein mit seinem Ross.