21 März 2016

Wie ein Spiel mich zum Schreiben brachte

Aloha

Der Beitrag über Gaming hat mich zu meinem alten Lieblingsspiel »Lionheart« von Thalion zurückgebracht. Nicht nur für ein Let’s play, bei dem man mir dabei zuschauen darf, wie ich in den Geschicklichkeitssequenzen heillos versagte, sondern auch zum Spiel selbst. Mein ungebrochener Ehrgeiz, die Geschichte endlich einmal zu schaffen und vor allem, zu verstehen. Als ich das Spiel nämlich das erste Mal spielte, war ich acht oder neun und des Englischen noch nicht weit genug mächtig, um die Bildschirmtexte zu verstehen.

Jump’n’Run Action mit Story

Valdyn (Covver Art/ Dieter Rottermund)

Das hat mich als Kind schon gestört, vor allem, da in der Anleitung (die ihr hier runterladen könnt) die Vorgeschichte des Spiels auf Deutsch abgedruckt stand. Die Geschichte war so gut, dass sie mich tatsächlich dazu animiert hat, das Spiel zu spielen, obwohl ich das Genre eigentlich gehasst habe (und in der Art, wie es in dem Spiel umgesetzt ist, heute noch hasse). Aber die Figur in der Geschichte hat mich tief berührt, vielleicht tiefer als jede andere fiktive Figur vorher und nachher, inklusive Ash Lynx aus Banana Fish.

 

 

 

Der traurige Anti-Held


Die Geschichte strikt sich um den Katzenmenschen Valdyn, der aufgrund seines Charakters auch Lionheart genannt wird und den eben dieser Spitzname in Probleme bringt. Er soll nämlich das gleichnamige Juwel, das Zeichen der Königsmacht, zurückbeschaffen, welches von Norka, dem Herrscher des Nachbarreichs, gestohlen wurde. Eigentlich hat Valdyn darauf überhaupt keine Lust, dummerweise war seine Freundin aber zur Zeit des Diebstahls im Tempel und wurde von Norka kurzerhand versteinert. Valdyn bricht daher doch in das feindliche Land auf, um neben dem Juwel auch einen Gegenzauber zu finden. Bis hierhin die Geschichte im Handbuch.
Den weiteren Verlauf habe ich tatsächlich gestern erst so richtig verstanden, da mein Englisch mittlerweile doch recht brauchbar ist.

Meine allererste Fanfiction

Der erste Bossgegner

Es war jedoch nicht schlimm, dass ich damals außer »Dragon«, »Ship« und »Sword« nicht viel verstanden habe. Das Spiel hat eine wunderbare Optik und zumindest die Level, die ich gespielt habe, konnten auch in Bildern sprechen. Deswegen habe ich kurzerhand die Geschichte so nacherzählt, wie ich sie verstanden habe. Irgendwann kam dann eine Vorgeschichte hinzu, dann habe ich Valdyns Leben nach dem Abenteuer weitergesponnen und ausgefüllt. Mein Held mag zahmer gewesen sein, als das Original, aber dafür wurde er auch heldenmutiger. Mit der Zeit, jedenfalls.
Und irgendwann kam der Moment, den ich im Rückblick nicht mehr ausmachen kann. Irgendwann war Valdyn nicht mehr Valdyn, sondern Eduard, der auserwählte Knabe. Noch später, nach über 20 Jahren existiert auch Eduard nicht mehr. Aber Valdyn hat den Grundstein für meine eigene Fantasy-Welt gelegt und für meinen Helden Feig, der mir so viel geholfen hat. Allerdings haben Feig und Valdyn kaum noch etwas gemein, Äußerlichkeiten, wenn überhaupt. All die Jahre, die ich das Spiel missverstanden habe und die noch längere Zeit, die ich es nicht spielen konnte, haben viel verändert und das ist gut so.

So kann ich sagen, dass Feig mir gehört, mir allein. Auch wenn ich noch immer weiß, aus was er geboren wurde. Auch das ist gut so, denn so kann es nicht passieren, dass ich ihn zu nahe an seinem Paten lasse. Ich will Jurie Horneman nicht seinen Valdyn stehlen.


Jurie Horneman


Wo ich dabei bin: Nachdem ich das Spiel beendet hatte, fühlte ich das tiefe Bedürfnis, mich nach dem Verbleib des Entwicklerteams zu erkundigen. Ich wollte mich bei ihnen für das Spiel bedanken, speziell bei Jurie, der die Geschichte geschrieben hatte. Zu meiner großen Überraschung hat Jurie einen Twitter-Account und ich habe ihm in der Nacht um kurz vor zwei ein dickes Dankeschön geschrieben.
Es sah einfach nur gut aus

Was noch schöner war: Jurie hat sich darüber gefreut und mir geantwortet. Es war kein ausladendes Gespräch, nicht einmal ein langer Twitter-Kontakt, aber ich bin sehr glücklich darüber. Immerhin hat mich Juries Geschichte nicht nur zum Schreiben gebracht, sondern auch charakterlich geprägt, mir einige Male das Leben gerettet und Jurie auf diese Weise zu meinem ersten großen Idol gemacht.

Gut, genug über mich geredet. Das musste einfach mal raus. Ich werde jetzt auch keine abschließende Frage stellen, nur um eine Diskussion loszutreten, die nie ins Rollen kommt. Danke, dass ihr diese langen Ausführungen gelesen habt und bis zum nächsten Mal.

Jo

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