Ein außergewöhnliches Souvenir
Ich bin durch die Google+ Communities auf die Blogparade von Herrn Kussin auf seinem Blog Sprachrhythmus aufmerksam geworden. Er hatte aufgerufen, die Geschichte eines Lieblingsdings zu beschreiben. Ich habe auf diese Weise einige interessante Geschichten gefunden und möchte nun, so kurz vor Schluss, meine eigene mit einreihen. Es geht um ein Souvenir von meiner Exkursion in Südafrika.
Souvenirs
Ich habe eine Menge Sachen aus Namibia und Südafrika mit nach Deutschland gebracht. Allen voran Reste von rotem namibischem Sand in sämtlichen Schuhen und Kleidungsstücken. Das Wichtigeste für mich ist allerdings der Stachel eines Stachelschweins. Das liegt nicht daran, dass ich eine besondere Begegnung mit einem dieser Tiere gehabt hätte, denn Stachelschweine gehörten zu den Tieren, die wir nicht zu Gesicht bekommen haben, sondern an der Art, wie ich den Stachel bekommen habe.
Lawrence
Wir hatten in Südafrika zwei Busfahrer, einer von ihnen trug den Namen Lawrence und war wirklich bemüht, uns sein Land näher zu bringen, und interessiert an allem, was wir über Deutschland, über Biologie und über Geologie zu erzählen hatten. Vor allem war Lawrence aber interessiert an den Menschen, die er den ganzen Tag in seinem Bus durch die Drakensberge und die Umgebung von Pretoria und Johannesburg kutschiert hat.
Ich fühlte mich zu dem Zeitpunkt trotz oder gerade wegen der vielen neuen Eindrücke depressiv und einsam. Ich war einerseits überwältigt von der Landschaft und den unglaublich offenen und freundlichen Menschen überall, andererseits hatte ich nach drei Wochen Afrika und einer Menge Stress mit Dozenten und Kommilitonen einfach nur Heimweh.
Ich weiß nicht, ob und wenn ja, woran Lawrence gemerkt hat, dass ich ein wenig Unterstützung gebraucht habe, aber er hat sich mich offensichtlich als Lieblingsfahrgast auserkoren. Wann immer wir abends zusammengesessen hatten, kam er zu mir und hat mich aufgefordert, mich mehr einzubringen. Er hat mir einige Kleinigkeiten über die Kultur Südafrikas beigebracht, wir hatten anregende Diskussionen über Natur und Politik und ich habe durch ihn gelernt, dass Vanillelikör mit Cola das wohl abstoßendste Getränk ist, dass man jemals erfunden hat, dafür aber grüne Kürbisse mit Zucker etwas sehr Leckeres sind.
Er war immer da, die ganzen zwei Wochen in Südafrika und als wir am Flughafen waren, hatte ich den Mann schon vermisst, bevor er außer Sicht war.
Was hat es mit dem Stachel auf sich?
Das ist er, der Stachel. |
Eines Tages, wir waren in einem stillgelegten Granitsteinbruch, kam Lawrence auf mich zugelaufen und streckte mir den Stachel entgegen. Ich bekomme seine genauen Worte nach sechs Jahren nicht mehr zusammen, aber er meinte etwas wie: »Du mochtest doch die Stachelschweine gerne, oder? Den habe ich gefunden, behalte ihn als Andenken.«
Das habe ich getan. Ich habe eineinhalb Wochen lang den Stachel eines Nagetiers im Gepäcknetz eines Busses transportiert, ihn mit nach Deutschland genommen und ihn seitdem immer in meiner Nähe gehabt. Der Stachel ist mittlerweile etwas lädiert, aber er ist noch da.
Wann immer ich mich wirklich schlecht fühle, nehme ich den Stachel und denke an Lawrence. Mit Sicherheit ist der Glaube an das Gute im Menschen keine Illusion. Der Stachel ist der Beweis.
Danke, Lawrence.
Wollte mir nun auch Deinen Beitrag für die Blogparade anschauen, auch ein schönes Lieblingsding. Du hattest wohl von uns allen das am weitesten gereiste.
AntwortenLöschenLG
Kirsi
Vielen lieben Dank für den Kommentar ^^
LöschenDurch dich hatte ich die Blogparade erst gefunden, das sollte ich vielelicht noch nachtragen. Als ich den Artikel geschrieben hatte, war ich mir nämlich unsicher. ^^