15 März 2016

Eine kleine Übung - Teil 1

Aloha

Ich hatte in letzter Zeit viel mit Überarbeiten und Plotten zu tun. Immerhin, "Zirkulum" ist jetzt an die Verlage rausgegangen und ich bin mal gespannt, ob ich eine positive Rückmeldung bekomme. Es wäre schon schön, zumal der Roman sich ein bisschen von dem SciFi abhebt, das ich kenne.

Die letzten Tage habe ich dann damit verbracht, an meinem Gangsterroman zu arbeiten. Teil 1 wird überholt, Teil 2 wird vorbereitet, damit ich Teil 1 besser überarbeiten kann. Komplizierte Sache, aber auch, wenn ich den ersten Teil so abschließen will, dass es nicht unbedingt ein Episodentitel wird, muss trotzdem später der Übergang stimmen. Eine Reihe mit umspannender Rahmenhandlung ist doch nochmal was anderes als zwei Bücher,die dieselben Protagonisten haben.

Satanskerker

Zur Entspannung zwischendurch habe ich dann mit der Überarbeitung meiner ersten Veröffentlichung angefangen und ich muss sagen: Ich verstehe die Kritik daran sehr gut. Ich möchte mich hiermit öffentlich bei den Leuten entschuldigen, deren Kritik ich nicht ernstgenommen habe. Ich war ein wenig blind. Tut mir leid. Das Buch ist mittlerweile vom Markt und wird kernsaniert, die erste Szene steht schon.
Während der Überarbeitung habe ich mir dann auch gedacht, dass ich diese erste Szene gleich als Übungsstück verwenden werde, um diverse Erzählperspektiven auszuprobieren, und meine eigene Neugier zu befriedigen. Die Ergebnisse will ich euch nicht vorenthalten. Auch, damit ihr die Entwicklung sehen könnt von der Entwurfszene zur ersten Überarbeitung.

Der Fuchs und die Leiche - Der Entwurf

Die Sache war vollkommen aus dem Ruder gelaufen. Es hatte einen Toten gegeben. Auch ohne Zeugen grenzte die Situation für den platinblonden Jungen mit den wassergrünen Augen an eine lebensbedrohliche Katastrophe. Ein Toter. Fassungslos sah er auf den leblosen Körper eines Mannes, der ihm zu Füßen lag. Was hatte er getan?
Adam war bekannt in den Häfen entlang der Themse. Jeder Hafenarbeiter, jeder Seemann und jeder Wirt hatte Kontakt mit dem Siebzehnjährigen gehabt. Er verdingte sich als Alles, womit man am Hafen Geld machen konnte. Seine Haupteinnahmequelle waren kleine Gaunereien und Botengänge. Er stellte niemals Fragen und erledigte seine Arbeit immer zufriedenstellend. Da er bekannt und beliebt war, hatte er sich bald eine Schar anderer Jungen gesucht, um Aufgaben weiterzureichen. Adam, den man seiner Gerissenheit wegen auch den Fuchs nannte, war jedoch noch aus anderen Gründen beliebt. Er machte niemals Ärger. Er begann keine Schlägereien, er stieg selten in welche ein. Und er tötete keine Menschen. Sicher, seine Gewandtheit in den wenigen Schlägereien, an denen er teilhatte, hatte das Gerücht genährt, der Junge wäre fähig, zu töten. Doch eigentlich diente das alte Messer, das er mit sich herumtrug, anderen Zwecken.
Doch in dieser Nacht war etwas schief gelaufen und es hatte einen Toten gegeben. Zwar hatte Adam den Mann nicht getötet, allerdings fühlte er sich verantwortlich. Er war sich sicher, dass einer seiner eigenen Leute der Mörder war. Sollte sich die Polizei in die Angelegenheiten seiner Bande einmischen, war dies existenzbedrohend. Solange niemand starb, ließ man den Hafen in Ruhe. Ein Umschlagplatz von Waren und Tummelplatz verschiedener Nationalitäten folgt seit jeher eigenen Gesetzen. Adam seufzte und beschloss, die Sache selbst in die Hand zu nehmen. Die Leiche war sicherlich schon vor ihm gefunden worden. Irgendjemand hatte vermutlich auch schon die Polizei informiert. Doch wenn es keinen Mörder gab, würden ihre Ermittlungen im Sande verlaufen. Und für den Fuchs standen die möglichen Mörder bereits fest. Seit einiger Zeit herrschte Uneinigkeit zwischen ihm und einigen seiner Leute, allen voran ein gleichaltriger Junge, der am Hafen Docks gerufen wurde. Er war ehrgeizig und skrupellos. Schwieriger war es, selbst für den Fuchs, ihn ausfindig zu machen.

Der Fuchs und die Leiche - Erste Überarbeitung

Adam Miller stand vor dem Toten und starrte ihn ausruckslos an. Was auch immer hier passiert war, war aus dem Ruder gelaufen. Egal um was es ging, es hätte niemals einen Toten geben dürfen. Was hatte er nur getan? Er war doch bekannt dafür, sich friedlich zu verhalten, und mied Ärger, wo er nur konnte. Er hatte seine Leute immer angewiesen, dasselbe zu tun. Jetzt stand er vor einer Leiche, die auf seine eigenen Leute zurückführte. Er musste herausfinden, wer von seinen Leuten diese Tat begangen hatte und warum. Anschließend musste er dafür sorgen, dass ein solcher Vorfall sich niemals mehr wiederholen würde. Er seufzte. Dann wären es mindestens zwei Tote, mit dem Unterschied, dass sich die Polizei der Stadt niemals für den zweiten Toten interessieren würde. Immerhin handelte es sich bei diesem dann um einen Straßenjungen. Davon abgesehen war eine harte Zurechtweisung des Übeltäters notwendig. Vielleicht hielt es die Polizei nicht von ihren Nachforschungen ab, aber wo es keinen Mörder gab, gab es keine Festnahmen und kein unnötiges Aufsehen. Die Obrigkeit würde den Hafen wieder vergessen und sofern nicht in der näheren Zukunft wieder jemand starb, würde man den Hafen in Ruhe lassen. Immerhin folgte er seit jeher seinen eigenen Gesetzen, wie jeder Ort, an dem sich Menschen aller Nationalitäten und Gesellschaftsschichten trafen, um Waren und Dienstleistungen aus allen Sparten zu handeln.
Adam, den man seiner Gerissenheit wegen auch den Fuchs nannte, wandte sich von der Leiche ab. Er hatte einen Verdacht, mit wem der Mord zusammenhing. In seiner Bande gab es seit einiger Zeit Unstimmigkeiten. Docks, ein rücksichtloser Draufgänger in Adams Alter, machte Anstalten, die Bande anführen zu wollen. Seine Alleingänge sorgten bei dem Fuchs schon seit Längerem für Unmut. Außerdem war er gut darin, sich versteckt zu halten. Adam musste sich etwas einfallen lassen, wenn er ihn zur Rede stellen wollte.



Weiter geht es in Teil 2.

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