26 August 2024

Ratgeber: Die Macht des Anfangs

 Hallo, meine MItgefangenen in der Welt der Buchstaben!

Seit einiger Zeit bespricht Jacky von schirftsteller-werden.de in ihrem sonntäglichen Schreibstream Geschichtenanfänge, die ihr von der Community zugesandt werden. Sie konzentriert sich dabei darauf, die erste Seite der Geschichte so effektiv wie möglich zu gestalten. Daraus folgt eigentlich jedes Mal eine aufschlussreiche Diskussion über die möglichen Stolpersteine und über Dinge, die man in seinem Schreiben allgemein verbessern kann.

Für mich persönlich liegt die Spannung jedoch nicht so sehr in einer besseren Effektivität, sondern in einem kleinen Ratespiel:

Welches Genre hat die Geschichte?

Denn zusammen mit den Fragen nach dem Ort, der Zeit und der
Hauptfigur sollte der Anfang auch das Genre eingrenzen. Natürlich hat ein "echtes" Buch oder ein "echter" Film dafür noch andere Möglichkeiten:

By: tirachard kumtanom (pexels.com)
- Cover/ Plakat

- Titel

- Klappentext/ Beschreibung/ Pitch

 

Gerne wird auch das Genre sehr direkt auf dem Titelblatt angegeben, zumindest wurde das früher so gehandhabt.

Das Problem dabei, sich auf die Verpackung zu verlassen, um den Inhalt zu kategorisieren, ist dabei Folgendes: Was passiert, wenn die Verpackung verloren geht oder ineffektiv ist? Gerade visuelle Standards und Titelvorlieben ändern sich mit den Jahren. Einmal ist ein einzelnes Auge auf dem Cover Krimi, dann Fantasy. Das Vermischen von Genre führt auch zu einem Verwässern der Cover.

Zwei Menschen, die sich umarmen, vor einem rosa Sonnenuntergang mit Voeglsilhuetten? Romanze, ganz klar. Aber mit oder ohne Fantasy-Anteil? Unter den Covervorschlägen für meinen viktorianischen Krimi "Die Kobra von Kalkutta" (ehemals "Gentlemen's Game") war ein Cover dabei, das wunderbar historisch aussah, aber überhaupt nicht nach Krimi.

Womit wir beim Titel sind:

"Die Kobra von Kalkutta" ohne jeden Untertitel schränkt das Genre nicht wahnsinnig ein. Dasselbe mit "Zirkulum". Könntet ihr vom Titel allein auf Cyberpunk Krimi schließen? Wohl eher nicht. Ist Gonzalo Giners "Der Reiter der Stille" Fantasy? Abenteuer? Drama? Historisch? Vom Titel allein kann ich das nicht sagen.

Das sicherste Zeichen für das Genre ist also der Klappentext. Aber wie wahrscheinlich liest jemand den kleinen Text auf dem Umschlag in Zeiten von Amazon und "Blick ins Buch"? Ich bin ehrlich, ich springe nach Cover und Titel meistens zur Leseprobe, wenn ich mir ein Buch digital ansehe. Den Klappentext lese ich eher danach, wenn ich aus der Leseprobe nicht schlau werde. Und Verlagslektoren und Agenten haben in der Regel keinen Klappentext, da dieser vom Verlag erstellt wird.

Und hier kommt die Aufgabe des Anfangs ins Spiel, die Hauptfigur und das Genre einzuführen. In einer idealen Welt schafft dies bereits der erste Satz:

"Das Einhorn lebte in einem Fliederwald, und es lebte ganz allein." - Fantasy, mit einem Einhorn als wichtige Figur. Peter Beagles "Das letzte Einhorn" bleibt mein liebster erster Satz, allein aus diesem Grund.


Aber gut, genug über die Theorie hinter der Sache geredet:

Lasst euch von Freunden, Partnern oder Kollegen einige erste Seiten oder Absätze aus Büchern vorlesen, die ihr nicht kennt und versucht, das Genre zu erraten. So genau wie möglich. Erklärt hinterher, warum ihr an genau dieses Genre dachtet. Was waren die Details, die verraten ob es Urban Fantasy oder historisches Familiendrama ist? SciFi Abenteuer oder Cozy Krimi?

Und dann nutzt dieses Wissen, um eure eigenen Anfänge damit besser zu machen!

In diesem Sinne frohes Schreiben!

Rhada

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