13 Januar 2016

Filmkritik: Unfriend

Aloha

Ich ringe mich gerade tatsächlich einmal zu einer Filmkritik durch. Nachdem ich ein Weilchen überlegt habe, ob ich nicht lieber über Träume und Traumbilder reden soll. Der Film hat mich aber seit gestern nicht losgelassen, also schreibe ich lieber darüber. Es geht um:

Unfriend

 

Der Horrostreifen läuft seit letztem Donnerstag im Kino. Meine Freundin und ich haben im Moment einen gewissen Drang, uns alle möglichen Horrorfilme anzusehen, vor allem im Kino und da mir »The Revenant« für gestern Abend zu lang war, haben wir uns »Unfriend« angesehen.

Handlung (Spoilerfrei)

Offizielles Filmplakat

Laura ist eine beliebte junge Frau, Psychologie-Studentin im ersten Semester und süchtig nach Facebook. Ihre Freundeszahl liegt im oberen dreistelligen Bereich und steigt immer weiter.

Eines Tages taucht Marina in Lauras Kurs auf. Sie ist ein seltsames Mädchen, sehr still und zurückgezogen mit einem düsteren Kleidungsstil. Marina trägt nur schwarz und nimmt nie die Kapuze ihrer Pullover oder Jacken ab.

Die Blicke der beiden Mädchen begegnen sich und kurz darauf erhält Laura von Marina eine Freundschaftsanfrage via Facebook. Laura nimmt sie an, woraufhin Marina sie mit Nachrichten bombardiert. Marinas Suche nach Freundschaft weitet sich bis zum Stalking aus.

Lauras Freunde finden das Verhalten Marinas unheimlich und bitten Laura mehrmals, Marina zu »unfrienden«, doch Laura will dem Mädchen helfen. Allerdings eskaliert die Situation nach Lauras Geburtstag.

Sie feierte mit Freunden und ihrer Mutter in einem Restaurant, erzählte Marina jedoch von einem Abend nur mit ihrem Freund. Bilder der Feier landen auf Facebook und Marina wird eifersüchtig. Sie greift Laura in der Mensa an, es kommt zum Handgemenge und schließlich »unfriended« Laura Marina.

Diese bedroht Laura daraufhin. »Du wirst schon sehen, wie es ist, keine Freunde zu haben!«

Nach der Drohung begeht Marina Selbstmord, nimmt den Vorgang auf Video auf und überträgt das Video an Laura. Nur wenig später taucht das Video zusätzlich auf ihrer Timeline bei Facebook auf. Erste virtuelle Freunde beginnen, die Freundschaft zu Laura zu kündigen. Kurz darauf sterben Leute aus Lauras näherem Umfeld, nachdem sie Wahnattacken bekamen.

Laura und ihre verbliebenen Freunde versuchen, die Ursache des Fluchs zu finden und ihn zu brechen.

Technik


Der Film ist ein erzählter, nach Drehbuch geführter Horrorfilm. Also keine Pseudodokumentation wie »The Blair Witch Project« oder eine Aneinanderreihung von Überwachungskameras wie  »Paranormal Activity«. Dies hat den Vorteil, dass man die Sicht mehrer Figuren aufnehmen und auch in das Innenleben Marinas eindringen kann.

Der gesamte Spannungsbogen wie auch die kleineren Spannungsbögen sind sehr gut angelegt. Überblendungen von SMS und Facebooknachrichten passen zum Charakter des Films und der Geschichte.

In Marinas Timeline gibt es mehrere animierte Videos von sehr guter Qualität. Überhaupt wurden Effekte sehr gut und gezielt eingesetzt (dies gilt für Licht, Kamerafahrt und Special Effects).

Der Film setzt allerdings zu sehr auf Schreckmomente in Form von Jump Scares. Zum einen nutzen diese sich im Laufe des Films massiv ab, zum anderen passen sie auch nicht zur Erzählform.

Meine Meinung:


Die Handlung und die Charaktere des Films sind großartig angelegt. Es gibt einen hochinteressanten und für Teenie-Horrorfilme eher unüblichen Plot-Twist gegen Ende, den ich natürlich nicht vorwegnehmen will. Dia Antagonistin Marina ist ebenfalls sehr gut ausgearbeitet und mit einer beinahe herzzerreißenden Vorgeschichte ausgestattet. Um ehrlich zu sein, hat sie mir mehr leidgetan als Laura, die ja das eigentliche Opfer der Handlung dargestellt hat.

Leider haben mich die Jump Scares immer wieder rausgerissen. Mit Ausnahme des Zweiten fand ich sie nicht weiter erschreckend, da viel zu absehbar war, wann sie auftauchen. Zum anderen war der Stil des Films insgesamt eher unterschwellig, ein Psychodrama. Billige Schreckeffekte wirken in solchen Filmen eher lächerlich, meiner Meinung nach.

Zudem war es schade, dass der Film gegen Ende einige wirklich interessante Fragen aufgeworfen hat, die mit Marinas Vorgeschichte in Zusammenhang standen. Diese Fragen wurden nie geklärt. Dasselbe gilt für ein Ereignis aus Lauras Vorgeschichte.

Fazit


Ich bin der Meinung, der Film wäre ohne Jump Scares und vielleicht sogar ohne die letzte Szene besser gewesen. Die gewonnene Zeit hätte man nutzen können, um wenigstens eine oder zwei der anderen Fragen zu beantworten. Da der Film nur etwas über neunzig Minuten gedauert hat, hätte man ihm auch noch mehr Zeit geben können, um die Geschichte ordentlich zu erzählen. Die fehlenden Erklärungen sind besonders schade, weil die Grundidee und die Geschichte eigentlich gut sind.

So steht »Unfriend« leider unter den letzten Horrorfilmen, die ich im Kino gesehen habe, auf einer Stufe mit »Unknown User«. Nicht schlecht, aber auch nicht gut.

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