06 März 2025

Top Ten Thursday: Zehn Bücher mit Ü im Titel

 

Hallo meine Mitgefangenen in der Welt der Buchstaben!

Nachdem ich ewig nicht mehr am TTT teilgenommen habe, geht es diese Woche mal wieder weiter. Und das bei einem wirklich schwierigen Thema, zumindest für mein Bücherregal. Denn die Aufgabe diese Woche lautet: 

Zeige uns 10 Bücher mit einem Ü im Titel!

Als ich über mein Bücherregal hier im Zimmer gegangen bin, habe ich ganze zwei Bücher mit Ü gefunden:
(Und vorsicht, der Artikel enthält Werbung in eigener Sache!)

Lois Lowry: Hüter der Erinnerung

Wir haben das Buch damals im Englisch-Unterricht gelesen und es war ungelogen das einzige Buch, dass wir je in Englisch gelesen haben, mit dem ich etwas anfangen konnte. Steinigt mich, aber Jane Austen war Folter. "To Kill a Mockingbird" war zu schwer für mein Niveau, Shakespear hat unserer Lehrerin glücklicherweise von Anfang an ausgeschlossen, weil unsere Klasse sehr unterschiedliche Kenntnisse in Englisch hatte.
Also blieben nur noch Jugendbücher, die eigentlich nicht für Zwölfklässler angedacht waren. The Giver.
 
Ich mochte dieses Buch sehr gerne. Es war gerade leicht genug, dass ich es verstehen konnte und schwer genug, um reizvoll zu sein. Die Geschichte von Jonas und seiner Flucht aus dem "Paradies" ist in meinen Augen einer der besten dystopischen Romane überhaupt. Und eine der besten Coming-of-Age Geschichten. Ich habe damals die deutsche Fassung gekauft, weil ich unbedingt wollte, dass meine Mutter das Buch auch liest. Was sie getan hat. Und sie ist auch begeistert - eine Tatsache, die sehr für das Buch spricht, denn SciFi/ Dystopie ist nicht unbedingt ihr Genre.
 
Wir haben auch gemeinsam den Film geschaut, der technisch wirklich schön umgesetzt ist und Meryl Streep allein ist ein Pluspunkt. Leider hat das Drehbuch die Geschichte sehr hollywoodifiziert. Mit unnötigem Liebesdreieck und Verfolgungsjagden. Die aber wenigstens in Südafrika stattfinden. An einigen der Drehorte bin ich schon vorbeigefahren.
 
Wer das Buch noch nicht kennt, sollte ihm definitv eine Chance geben. Und wer Zirkulum gelesen hat, wird vermutlich die eine oder andere Parallele erkennen. Ich gebe gerne und offen zu, dass der Hüter eine der großen Inspirationen hinter dem Buch war.
 
 

Harry Harrison: Rückkehr nach Eden

Wer mich inenrhalb des letzten Jahres kennengelernt hat, weiß, dass ich:
a) meine Liebe zu Fantasy wiederentdeckt habe und
b) jedem, der es hören und jedem der es nicht hören will, vorschwärme, wie großartig ich Harry Harrisons Eden-Trilogie finde. Macht euch also auf etwas gefasst.
Rückkehr nach Eden ist der dritte Teil der Reihe (Diesseits von Eden und Winter in Eden sind die beiden Vorgänger) und handelt vom Ende des Krieges zwischen Echsenwesen (fälschlich als Dinosaurier bezeichnet) und Menschen in einem Nordamerika einer alternativen Zeitlinie, in der Ichthyosaurier nie ausgestorben sind. Stattdessen haben sie sich zu einer dominanten Landspezies entwickelt, die ihre Welt mit biotechnologischen und genetischen Werkzeugen beherrscht. Die Gesellschaft dieser Wesen, deren höchste Stufe Yilané heißen, ist extrem komplex, weshalb ich hier nicht zu sehr darauf eingehen möchte. Wer sich für Details interessiert, der Kanal Dino Diego hat eine Videoserie über die Trilogie gemacht (allerdings auf Englisch). So bin ich auch auf die Bücher aufmerksam geworden.
Der Menschenjunge Kerrick wird von den YIlané gefangengenommen und zu einem Studienobjekt. Er schafft es, ihre Sprache und Gebräuche zu lernen und nutzt dieses Wissen über die drei Teile, um einen Krieg zwischen Yilané und Menschen (deren Technologie auf Steinzeitniveau ist) für die Menschen zu entscheiden. Wer wirklich durchdachtes Worldbuilding und eine breite Reihe gesellschaftlicher Themen (und Kritik) mag, sollte den Büchern eine Chance geben. Sie sind alle recht günstig antiquarisch zu finden und völlig anders als (heutige) Mainstream Fantasy/ SciFi. Von wegen seit Tolkien wird nur noch sein Ansatz kopiert ;-)
 
Für die restlichen acht Bücher musste ich zunächst auf meinen Kindle ausweichen, auf dem ich mir seinerzeit eine Reihe deutscher und östrreichicher Klassiker geladen hatte. Darunter:
 

Franz Grillparzer: Die Jüdin von Toledeo/ Lion Feuchtwanger: Die Jüdin von Toledo

Leider kann ich zu dem Theaterstück nicht viel sagen, da ich es tatsächlich noch nicht gelesen habe (ebensowenig wie den gleichnamigen Roman). Ich habe damals einfach die "Klassiker"-Bibliothek durchgeblättert und Bücher von Autoren heruntergeladen, deren Namen ich kenne. Wobei ich Grillparzers Namen auch nur deshalb zuordnen konnte, weil er mit Franz Schubert befreundet war.


Was mich zur nächsten Kategorie überleitet. Bücher, die ich in der Sammlung meiner Freundin gefunden habe. Die Freundin mit der Faszination für Komponistenbiografien.
 

Oliver Hilmes: Herrin des Hügels. Das Leben der Cosima Wagner

Ach, die Familie Liszt-Wagner. Cosimas Biographie habe ich noch nicht gelesen, nur die ihres Vaters vom selben Autor und Liszts kann ich nur empfehlen. Sein Leben war so wild, dass man es für einen Roman herunterbrechen und vereinfachen muss, weil die Leser gewisse Dinge vermutlich nicht glauben werden. All die Intrigen, Kapriolen und diese seltsamen, meist weiblichen, Figuren, mit denen er in kuriose Konflikte geraten ist. Seine Tochter dagegen ... Cosima Wagner war eine schwierige Person, um es freundlich auszudrücken und - zumindest in meinen Augen - auch eine große treibende Kraft hinter Richard Wagner. Nicht, dass sich die beiden in irgendeinem Punkt einander nachgestanden hätten. Das Buch ist definitv noch auf dem "Zu Lesen"-Stapel, für wenn ich einmal Lust auf eine wenig sympathische Hauptfigur habe.
 

Ulrich Rühle: "... ganz verrückt nach Musik." Die Jugend großer Komponisten

Noch ein Buch, zu dem ich leider gar nichts sagen kann. Diesmal vor allem auch, weil es nicht meins ist und meine Freundin mit noch nicht nahegelegt hat, es zu lesen. Laut dem Klappentext erzählt es von der Jugend der Komponisten Händel, Bach, Haydn, Mozart, Beethoven, Weber, Schubert, Chopin, Wagner, R. Strauss, Prokofjew, Orff, Gershwin und Bernstein.

Die Tatsache, dass Wagner erwähnt wird aber Liszt nicht, macht das Buch in meinen Augen schon sehr uninteressant. Falls es aus dem letzten Abschnitt nicht hervorgeht: Ich bin kein großer Fan von Wagner, weder menschlich noch musikalisch (auch wenn er durchaus einige interessante Neuerungen und Ideen in die westliche Musik gebracht hat).
 

M. Joh und J. Jansen: Sinfonien, Konzerte, Overtüren


Ja, langsam greife ich nach Strohhälmen. Ein Sammelband, der Erklärung und Geschichte verschiedener Musikstücke enthält. Reingeschaut habe ich mal, aber es ist ein Nachschlagewerk. Nicht unbedingt was zum Lesen. Aber he, es hat ein Ü im Titel. Das sechste in der Reihe.




Damit ist dieser Büroraum durchgearbeitet. Mehr Bücher mit Ü im Titel finde ich hier nicht mehr. Bei der Suche nach einem guten Bild für Cosimas Biographie bin ich allerdings noch über diesen Titel gestolpert, der direkt auf meiner Leseliste gelandet ist:
 

Oliver Hilmes: Das Verschwinden des Doktor Mühe

Zusammenfassung von Amazon.de:
Ein angesehener Arzt verschwindet über Nacht. Sein Sportwagen wird verlassen am Ufer eines Sees bei Berlin gefunden. Die Mordkommission ermittelt und stößt hinter der sorgsam gepflegten Fassade des ehrenwerten Doktors auf die Spuren eines kriminellen Doppellebens, das von Berlin nach Barcelona führt. Oliver Hilmes hat die Akten dieses aufsehenerregenden Kriminalfalls aus der Spätzeit der Weimarer Republik im Berliner Landesarchiv entdeckt. Auf der Basis dieser Dokumente und angereichert mit fiktionalen Elementen, setzt er das mysteriöse Puzzle zusammen. Auf packende Weise und höchst raffiniert erzählt er von der Suche nach Wahrheit und von den Abgründen der bürgerlichen Existenz am Vorabend der Diktatur.
 
Für die restlichen drei Bücher musste ich tatsächlich die Bibliothek meiner Mutter bemühen:
 

Elizabeth George: Doch die Sünde ist scharlachrot

Ich kann mit Inspector Lynley erstaunlich wenig anfangen, generell geht der Geschmack in Ermittlern bei meiner Mutter und mir etwas auseinander, wobei viel vermutlich daran liegt, dass ich ein Faible für ältere Literatur (1980 und älter) habe. Deswegen kann ich weder zu diesem Eintrag noch zu dem nächsten viel sagen. Aber ich gehe davon aus, dass Elizabeth George den meisten Krimilesern ohnehin geläufig sein dürfte. Und sie ist durchaus eine Person, an deren Erfolg ich mich orientiere. Habe ich schon Die Kobra von Kalkutta erwähnt? ;-p
 

Elizabeth George: Glaube der Lüge

Siehe oben.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Und dann ist mir noch etwas eingefallen, während ich den Artikel geschrieben habe. Was euch darum bringt, noch einen Titel von Elizabeth George zu sehen, zu dem ich nichts erzählen kann. Und zwar befinden sich auf dem Dachboden noch fast alle meine alten Kinderbücher, darunter die komplette Reihe "Blitz, der schwarze Hengst" von Walter Farley. Und wie es das Schicksal so will, gibt es in der Reihe tatsächlich auch einen Titel mit Ü. Jedenfalls dachte ich das bis gerade eben. "Der schwarze Hengst kehrt zurück" (mit Ü) ist allerdings nur der Titel der Verfilmung. Das Buch heißt:
 

Walter Farley: Blitz kehrt heim

Ganz eindeutig ohne Ü.
 
In dem Buch geht es um den jungen Jockey Alec und den schwarzen Araberhengst Blitz. Nach den Ereignissen im ersten Teil, die damit enden, dass Blitz nach Arabien zurückkehrt, holen Alec und sein Trainer das Pferd wieder zurück in die USA. Zumindest, wenn ich mich recht erinnere. Ich habe das Buch gerade nicht zur Hand um nachzuschauen.
 
Da die Bücher jedoch deutlich älter als die Filme sind und mehrfach neu aufgelegt wurden (und dabei den Verlag gewechselt haben) ist die Version des Titels ohne Ü (in meinem Regal) nicht die einzige, die existiert.
 
2018 (also noch gar nicht so lange her) wurde die Reihe neu aufgelegt und der zweite Band hat den Titel der Verfilmung erhalten:
 
 

Blitz - Der schwarze Hengst kehrt zurück

Übrigens: Die Blitz-Verfilmungen sind damit die ersten Coppola-Filme, die ich in meinem Leben gesehen habe. Wusste ich vorher auch noch nicht. Der nächste Film von ihm, den ich kenne, ist "Der Pate". Das ist schon ein thematischer Sprung.
                                                 
Und damit zu euch!
Wie viele Titel mit Ü habt ihr in euren Bücherschränken stehen? Ist es für euch genauso schwierig gewesen, zehn zusammenzubekommen oder war es eine leichte Aufgabe? Und kennt ihr die Lynley-Romane und könnt mehr darüber sagen als ich?
 
Bis zum nächsten Mal!

20 Februar 2025

12 Bücher in 12 Monaten: Warum die erste Idee nicht die beste ist.

 Hallo meine lieben Mitgefangenen in der Welt der Buchstaben!

Bild von Pete Linforth auf Pixabay
Ich bin endlich auf der Zielgeraden für das Februarprojekt. Ich habe mich sehr auf die Geschichte gefreut. Harry Potter, aber für Dämonen, wäre vielleicht der richtige Pitch gewesen. Wie üblich habe ich eine Outline für die Geschichte erstellt (schon letzten Dezember) und einige Szenen recht deutlich vor Augen gehabt. Ich habe einen netten Cast an Figuren für alle wichtigen Rollen, einen Plot und das nötigste Worldbuilding.

Klingt nach einem einfachen ersten Entwurf, oder nicht? Einfach nur die Outline ausarbeiten, Szenenübergänge einfügren und - TADA - ich habe ein schönes Skelett.

Ja. Nein.

Nach dem überwältigenden Tempo, dass ich im
Januar-Projekt
an den Tag gelegt hatte, hatte ich eigentlich damit gerechnet, den ersten Entwurf für den Februar schon vor einer Woche fertig zu haben und mich in die erste Überarbeitung zu stürzen. Mir ist ja klar, dass der Plot der Outline nicht dem des fertigen Buches entsprechen wird. Meine Outline hat immer ein paar Ungenauigkeiten und Schlaglöcher.

Diesmal waren es jedoch keine Schlaglöcher. Dieser Plot hält nur deswegen zusammen, weil schwarze Löcher so viel Anziehungskraft haben, dass ihnen nichts mehr entkommen kann. Ehrlich. An dieser Geschichte ist die Idee das einzig gute - und die Idee funktioniert (noch) nicht.

Was tue ich also?

Nachdem ich Mitte des Monats einige Tage mit mir und dem Projekt gehadert habe (ich habe sogar den kompletten Anfang eines zweiten Projektes in der Zeit geschrieben, denn Stehenbleiben war keine Option), habe ich beschlossen, gegen alle Widrigkeiten den ersten Entwurf zu Ende zu bringen. Auch wenn ich weiß, dass ich höchstwahrscheinlich nichts davon behalten werden.

Warum?

Ganz einfach. Damit ich in einer späteren Fassung die schwarzen Löcher im Plot in einfache Schlaglöcher verwandeln kann, muss ich sie erst einmal finden. Und das kann ich nur, wenn ich sie sichtbar mache. Sicher hätte ich auch an der Outline arbeiten können, um Zeit zu sparen und mir wären dort einige Probleme aufgefallen. Vielleicht sogar alle. Aber jetzt habe ich sie konkreter vor mir und erkenne einmal mehr, dass ich nicht mit dem ersten Gedanken mitlaufen sollte, der mir zu einer Geschichte kommt.

Versteht mich nicht falsch, das kann gut gehen, wenn die Geschichte mich wirklich Tag und Nacht begleitet, wie es das Januar-Projekt getan hat. Aber das Februar-Projekt ist so holprig, dass ich selbst kein großes Interesse daran habe. Es sind einfach zu viele Löcher, zu viele Knoten, zu wenig Konsistenz. Aber immerhin kann ich die Probleme jetzt benennen. Und es sind immer dieselben. Ehrlich.

Welche?

Mein Hauptcharakter ist ein Idiot. Sie trifft keine einzige nachvollziehbare Entscheidung, wenn sie überhaupt etwas selbst entscheidet. Erstaunlicherweise ist die holprige Romanze mit dem Nachbarsjungen noch das, was am besten funktioniert. Und ich kann keine Romanzen.

Meine Nebencharaktere sind sinnlos. Und damit meine ich alle. Der Nachbarsjunge? Kaum vorhanden. Die Freunde? Nutzlos in jeder Hinsicht. Der Antagonist? Zu durchschaubar. Die anderen Nebenfiguren? Inkonsistenter als ein Pudding mit zu viel Milch.

Der Plot mäandert und ergibt wenig Sinn. Und das ist freundlich ausgedrückt. Hier bin ich noch unsicher, ob ich zu viel oder zu wenig will oder ob Thema und Setting einfach nicht richtig zusammenpassen. In der Outline hatte der Plot tatsächlich funktioniert, aber in der Umsetzung zeigt sich, dass ich mich wohl getäuscht habe. Der Konflikt ist langweilig und repetitiv, wenn er überhaupt vorhanden ist. Für die Szenen, auf die ich mich gefreut habe, ist eigentlich kein Platz. Und die Nebenhandlungen verteilen sich auf zu viele Figuren.

Wie geht es weiter?

Das Februar-Projekt wird jetzt erstmal zu Ende geschrieben mit dem, was ich habe. Ich notiere mir jeden Stolperer, jedes Loch, das ich finde. Und dann mus ich zurück zur Outline. Vielleicht die Geschichte aus der Sicht des Antagonisten planen. Überlegen, ob ich die Freundesgruppe verkleinern kann. Einige andere Nebenfiguren können dafür etwas mehr Raum haben.

Und ich muss Worldbuilding betreiben. Das, was ich getan habe, reicht nicht, um die Geschichte glaubwürdig zu machen. Nicht mal vor mir selbst. Das ist alles deutlich mehr Arbeit als im Januar-Projekt und führt dazu, dass ich Februar dieses Jahr vermutlich nicht fertig mache.

Aber einen Lichtblick hat das Ganze. Die Geschichte, die ich in der Pause vom Projekt angefangen habe, ist über 13k Wörter weit. Das ist ein solides Stück Anfang, das ich nicht mehr schreiben muss, wenn ich dahin komme. Und wenn ich bedenke, dass der Anfang mein größtes Hindernis ist, wird die Geschichte, wann immer ich sie umsetze, mir sicherlich einfacher fallen.

Andere Erkenntnisse?

Wenn ich an einer Geschichte arbeite, durch die ich mich durchquälen muss, um die Fehler zu finden, bekomme ich viel zu viele neue Ideen. Ausnahmsweise habe ich keine davon aufgeschrieben. Es sind so viele und zu Teil so vage Ideen, dass ich abwarten will, welche von selbst steckenbleibt.

In diesem Sinne frohes Schreiben!

03 Februar 2025

12 Bücher in 12 Monaten: Wie Musik Romanen helfen kann

Hallo meine lieben Mitgefangenen in der Welt der Buchstaben!

Foto von Expect Best von Pexels
Kennt ihr das eigentlich auch? Man liegt nichtsahnend im Bett, schaut sich ein YouTube-Video zum Einschlafen an und plötzlich trifft einen die Erkenntnis wie ein Schlag und hält vom Schlafen ab?

Das ist mir letzte Nacht passiert.

Der Hintergrund:

Mein Januar-Projekt lief hervorragend. Ich habe die Entwürfe eins bis drei in neunundzwanzig Tagen geschrieben und einen guten Plan für Entwurf Nummer vier zurechtgelegt. Die hoffentlich letzte Plotversion. Alles lief so schnell und so ungewohnt glatt - vor allem verglichen mit dem ersten Teil (Die Kobra von Kalkutta), der etliche Jahre gebraucht hat.

Ich habe mich bewusst entschlossen, zwischen Version 3 und 4 eine Pause zu machen, um ein wenig Abstand zu gewinnen. In dieser Pause wollte ich an einem Projekt arbeiten, dass sich in Genre, Zielgruppe und Ton möglichst weit von Montgomerys Ermittlungen entfernt, weswegen meine Wahl auf meinen Harry-Potter-Klon gefallen ist. Ein Jugendbuch in einer Schule für magische Wesen, das die Themen Tod, Familie und Verantwortung behandelt. (Jetzt, wo ich das so aufschreibe, gibt es vielleicht doch eine Überschneidung, aber egal.)

Das Problem ist nur: Eigentlich ist die Planung noch nicht weit genug gewesen, die Charakterarbeit, um genau zu sein. Das hat sich zum einen daran gezeigt, dass ich am Anfang unsäglich langsam vorangekommen bin (ich hasse Anfänge), aber noch mehr daran, dass nach den ersten drei Szenen aus Jakob Debora geworden ist, weil mir auffiel, dass ein Mädchen der bessere Protagonist ist. Ich habe schon früher Protagonisten gewechselt, aber ich habe bisher noch nie einen neuen Protagonisten eingebaut und die alte Figur restlos rausgenommen.

Was hat das mit YouTube zu tun?

Zum Einschlafen habe ich mir ein Video von Sideways angeschaut, einem Kanal, der sich mit Musikanalyse beschäftigt (und leider seit Jahren brachliegt). In dem Video ging es speziell um den Goofy-Movie und moderne Musicals mit all ihren Song-Typen und wie Musicals Disney-Filme beeinflusst haben. Speziell die Analyse des I-Want-Songs und des Villain-Songs haben mich zum Nachdenken gebracht.

Dabei ist mir dann - um Mitternacht, im Bett - aufgefallen, das ich vielleicht die ganze Zeit den Want (das Ziel) meines Charakters und dadurch den Villain (Gegenspieler, Antagonist - im Gegensatz zu Feind, Rivale, Bösewicht) falsch verstanden habe. Mein Kopf hat all die Disney-Renaissance-Filme durchgespielt und versucht, die Lieder auf diese beiden Konzepte zu mappen. Eigentlich ganz einfach, würde man meinen?

König der Löwen zum Beispiel:

"Ich will jetzt gleich König sein" - I-Want-Song des Protagonisten
Was will Simba? Erwachsen werden.

"Seid bereit" - Villain-Song des Antagonisten
Was will Scar? Die Macht an sich reißen.

Die beiden Wünsche stehen in direktem Gegensatz, denn beide Figuren wollen - im Endeffekt - König werden. Und sind sehr deutlich darin.

Arielle:

"In deiner Welt" - I-Want-Song
Arielle will die Oberwelt kennenlernen.

"Arme Seelen in Not" - Villain-Song
Ursula will ... Moment. Dieser Song drückt kein Ziel des Antagonisten aus, sondern stellt den Charakter einer Figur vor. "Arme Seelen in Not" ist Selbstdarstellung, nicht Ziel. "Arme Seelen in Not" ist nicht der Villain-Song, sondern das, was John Kerrick als "I-Am-Song" bezeichnet.
Bedeutet das, dass nicht Ursula der Antagonist ist? Und wenn nicht sie, wer dann?

Okay, vielleicht nehmen wir ein anderes Beispiel. Arielle ist der erste Film, der nach diesem Muster geschrieben wurde. Vielleicht sind deswegen bestimmte Dinge noch nicht deutlich.

Die Schöne und das Biest:

"Belle" - I-Want-Song
Belle will aus dem kleinstädtischen Leben fliehen.

"Gaston" - Villain ...
Moment, nein. Auch "Gaston" ist nur die Vorstellung, nicht sein Ziel. Der tatsächliche Villain-Song ist der "Mob-Song", als Gaston das Dorf zum Angriff auf das Schloss zusammenruft. Hier wird sein Ziel erst klar - er will der Held des Dorfes sein und Belle (und alle anderen) mit Gewalt an sich binden.

Noch ein Beispiel, bevor ich zu meiner Erkenntnis komme:

Mulan:

"Reflection" - I-Want-Song
Mulan will zu sich selbst finden und sich nicht einer Rolle beugen, in der sie sich nicht wohl fühlt.

... ... ...
Die Hunnen haben kein Lied. Die Hunnen nicht, aber Shang.

"Sei ein Mann" - Villain-Song (!)
Shang will aus den sehr unterschiedlichen Burschen im Lager "echte Männer" machen.

Ja, das bedeutet, dass nicht die Hunnen die Antagonisten in Mulan sind, sondern Shang. Wenn man darüber nachdenkt, ergibt es Sinn. Shang verkörpert die rigide Gesellschaft, gegen die Mulan ankämpft (und einen alternativen Weg als Kind, das seine Eltern stolz machen will). Er ist die Gesellschaft, die Mulan am Ende ändert. Die Hunnen dagegen sind eine Naturgewalt, ein Hindernis, ein Mac-Guffin in gewisser Weise. Sie sind nötig, um die Geschichte ins Rollen zu bringen und dienen an wichtigen Stellen als Boost. Aber die Hunnen sind nicht Mulans Gegenspieler, zu keinem Zeitpunkt.

Die Erkenntnis:

Diese viel zu lange Überlegung zu Song-Typen in Disney-Filmen hat mich dazu gebracht, noch einmal über die Wants und Gegenspieler meiner aktuellen Geschichte nachzudenken. Dabei ist mir aufgefallen, wie sehr meine Hauptfigur eigentlich ihr eigener Antagonist ist. Sicher habe ich auch einen Bösewicht, aber er ist mehr wie die Hunnen in Mulan - ein Katalysator, nicht das eigentliche Problem.

Aus dieser Überlegung heraus habe ich jetzt in meinen Charakterbögen den recht abstrakten Punkt "Want" geändert zu:

[Protagonist] will [Ziel], aber [etwas steht dem im Weg].

Die Änderung ist klein, aber mir hilft sie, von dem Bösewicht des Plots zum eigentlichen Antagonisten der Figur zu kommen. Montgomery wird das als klassischen Krimi-Ermittler eher weniger berühren, aber für die Fantasy-Ideen ist es Gold wert. Es hat mir gestern Nacht einen neuen Blick auf den alten Feig ermöglicht, was seiner Geschichte auch nur zu Gute kommen kann.


Ich werde Musical-Struktur ab jetzt fest in meine Planung mit einbauen. Mir hilft es, in Musik zu denken und tatsächlich sind Lieder ja auch nichts anderes als Gedichte und Gedichte sind nichts anderes als eine Szene oder Sequenz in Versmaß. Ich werde ab jetzt einen "I-Want" und einen "Villain" "Song" einbauen. Als eine Szene für mehr Klarheit - für mich und die Leser.

Wenn es später zu deutlich ist, kann man es ja in einer Überarbeitung immernoch wieder rausnehmen.

In diesem Sinne frohes Schreiben!


17 Januar 2025

12 Bücher in 12 Monaten: Der erste Entwurf


 Hallo meine lieben Mitgefangenen in der Welt der Buchstaben!

Eigentlich hatte ich mir das alles ganz anders vorgestellt. Ich wollte euch an Neujahr schon zu der Challenge begrüßen und täglich auf dem Laufenden halten. Ich wollte Streams und ein Vlog starten. Aber dann kam, wie so oft, das Leben dazwischen. Zum einen werden meine Schüler in den Weihnachtsferien grundsätzlich kirre und wollen so viel Nachhilfe wie menschlich nur möglich ist (das meine ich ernst, ich habe Nachhilfeschüler, die ich nur zwei Mal im Jahr sehe: In den Weihnachtsferien und nach den Sommerferien. Sonst nie), zum anderen ist meine Oma Anfang des Jahres verstorben, so dass ich zwar nicht das Projekt, aber das Blog etwas zurückstellen musste.

Aber jetzt hat sich die Lage etwas entspannt und ich kann meinen ersten Eindruck geben:

Ich glaube, ich bin wahnsinnig. Aber es läuft.

Die erste Fassung für mein Januarprojekt ist abgeschlossen und ich lerne immer mehr über meinen Schreibtyp. Ich bin eindeutig ein Editor 😂

Ich mag es zwar, im Voraus zu planen und es hilft mir sehr dabei, die erste Fassung schnell und einigermaßen zufriedenstellend aufzuschreiben, aber das Überarbeiten ist es, was mir tatsächlich Spaß macht. Die erste Fassung des Januarprojekts ist nur knapp 32k Wörter lang geworden, was nur der halbe Umfang ist, den sie erreichen soll. Bei diesem Projekt ist der Umfang tatsächlich wichtig, da es sich um den zweiten Teil meines Verlags-Krimis handelt, das heißt, der Verlag hat mir Vorgaben zur Länge gemacht.

Aber das ist nicht schlimm, denn ich bin gleich in die erste Überarbeitung gestartet, immerhin habe ich noch fast den halben Monat Zeit dafür. Mit der ersten Fassung im Kopf habe ich jetzt eine wesentlich bessere Idee davon, wo die Geschichte eigentlich hin will. Der zweite Plan wird also schon wesentlich besser als der erste und ich denke, die zweite Fassung kann als Vorab sogar an den Verlag gehen. Mal sehen.

Das Projekt für Februar habe ich noch nicht festgelegt, ich weiß nicht, ob ich wieder an einem Krimi schreiben will oder nicht doch an Fantasy. Aber vielleicht kann ich im Februar wenigstens das Vlog angehen oder gar den morgendlichen Co-Working-Stream auf Twitch. Bis dahin müsst ihr euch Dienstag und Samstag abends mit The Elder Scrolls Online begnügen 😁

Was habe ich über das Projekt selbst gelernt?

Über 12 in 12 noch gar nichts, wenn ich ehrlich bin. Bis jetzt fühlt es sich noch an wie mein normaler Workflow, nur mit größerem Fokus darauf, dass ich meine Schreibzeiten (zwei bis vier Stunden am Vormittag) einhalte. Und zwar so rigoros wie es möglich ist, selbst mit Grippe und anderen Verpflichtungen. Ist sicher nichts für jeden, aber ich will und werde das Schreiben als Beruf ansehen und den kann ich auch nicht nach meinem Alltag richten.

Über mein Januar-Projekt habe ich ein paar neue Erkenntnisse gesammelt, die sich aber auch nicht von dem Üblichen unterscheiden. Die Reihenfolge meiner Hinweise und Verdächtigen muss optimiert werden und ich brauche wenigstens eine Parallelhandlung, damit ich meinen Inspector zur richtigen Zeit an die passende Orte schicken kann. Nichts, was die Überarbeitung nicht hinbekommt.

Witzigerweise hat mir die Arbeit an dem Projekt ein paar Ideen zu etwas völlig anderem beschert, nämlich meinem NaNo-Projekt von 2023. Im Moment versuche ich allerdings, mich damit nicht zu sehr zu beschäftigen, da es nicht Teil von 12 in 12 ist. Aber Notizen mache ich trotzdem und ich halte meine Gedanken nicht davon ab, dorthin zu schweifen, wenn sie wollen.


Jetzt bin ich erstmal neugierig ob und wann sich das Projekt in Stress auswächst. In diesem Sinne:

Frohes Schreiben!

04 Dezember 2024

12 Bücher in 12 Monaten: Mein Schreibprojekt und der Versuch, das Unmögliche zu schaffen

Hallo meine lieben Mitgefangenen in der Welt der Buchstaben!

 


Alles klar bei euch? Ich habe ja schon in meinem Post über die Neujahrsvorsätze angedeutet, dass ich ein großes und potentiell dummes Projekt plane. Eine Idee, die ich von einem anderen Schreibblog geklaut habe: 

12 Bücher in 12 Monaten

Was das bedeutet, ist simpel, zumindest auf dem Papier. Ich schreibe, überarbeite und veröffentliche (vielleicht) 12 Bücher in einem Jahr. Das Veröffentlichen ist das einzige, das ein wenig auf der Kippe steht (oder schlicht nicht erreichbar ist), da nicht nur Ideen mit Verlagspotential dabei sind, sondern zwei Bücher, die ich tatsächlich für einen Verlag schreibe. Auf die müsst ihr also etwas länger warten.

Aber der Rest? Wenn ich das neben der Arbeit schaffe, sie wirklich veröffentlichungsreif zu bekommen und meine Cover-Designerin die Cover neben ihrer Arbeit auch fertigstellen kann, dann werden es mit etwas Glück 10 Bücher in 12 Monaten. Keine schlechte Quote.

Außerdem doppele ich das Projekt, denn nachdem ich mein Bücherregal neu sortiert habe, ist mir aufgefallen, dass eines der Regale voll mit Büchern ist, die ich noch nicht gelesen habe. Das ist auch ein Stapel, der abgearbeitet werden will! Keine Ahnung, ob das Jahr überhaupt genug Stunden dafür hat, wenn ich nach der Hälfte in einen Vollzeit-Job wechsele. Aber wir werden sehen, wie weit ich komme.

Hier werde ich euch jedenfalls über beide Projekte auf dem Laufenden halten und fange auch gleich damit an.

Die Vorarbeit

Ich bin ein Planer, meistens jedenfalls. Was bedeutet, dass ich das Projekt vergessen kann, wenn ich nicht genug Vorarbeit hineinstecke. Ob das jetzt bedeutet, dass es 12+1 Monate werden oder ob die Planung, die ich jetzt mache, mir am Ende Zeit schenkt, werden wir sehen. Jedenfalls suche ich für mein Leseprojekt eine schöne Vorlage für ein Lesetagebuch und für das Schreibprojekt mache ich gerade parallel die Vorarbeit zu 15 Ideen.

Wieso 15? Weil sie mich alle ansprechen und ich so im Zweifel ein wenig Auswahl habe. Das unterscheidet mein Projekt auch von schriftsteller-werdens Original, denn Jackie hat damals wirklich den kompletten Prozess Buch für Buch, Monat für Monat durchgezogen. Von der Idee zur Veröffentlichung. Den Stress spare ich mir, mir geht es nur um das Schreiben, Überarbeiten und vor allem Veröffentlichen am Ende. Die Ideen und die Planung dürfen ruhig schon älter sein.

Wie sieht meine Vorarbeit aus?

Grundsätzlich gehe ich mit jeder Idee etwas anders um, denn jedes Projekt ist ein eigener kleiner Planet. Aber für dieses Mal habe ich mich dazu entschieden, mit der Schneeflocken-Methode anzufangen. Das bedeutet, dass ich jede Idee erst in einem Satz formuliere (eigentlich zwei, einen für die Idee und einen für den Plot) und diesen dann zu einem Absatz und schließlich einer Seite Zusammenfassung ausarbeite. Dabei überlege ich mir auch schon das mögliche Thema der Geschichte, da dies das Schreiben und vor allem das Überarbeiten später erleichtert.

Für ein (fiktives) Projekt sieht das in Etwa so aus:

Idee in einem Satz:

Ein Regenwurm macht sich auf die Suche nach dem Ende des Regenbogens, um dort Hilfe gegen die Vögel zu finden, die seine Familie bedrohen.

Plot in einem Satz:

Nachdem sein Nachbar von einer Amsel gefressen wurde, macht sich ein ängstlicher Regenwurm auf den Weg zum Ende des Regenbogens, um den mythischen Kobold, der dort lebt, um Hilfe zu bitten, die Vögel zu vertreiben, ehe seine Familie gefressen wird. Wer genau hinschaut, findet alle wichtigen Elemente in diesem Satz wieder: Protagonist (ängstlicher Regenwurm), auslösendes Ereignis (Nachbar wird gefressen), Ziel der Geschichte (Hilfe holen) und den Zeitrahmen (bevor die Familie gefressen wird).

Thema:

Durchhaltevermögen, Mut, Freundschaft

Für mich selbst würde ich versuchen, das Thema als Frage zu formulieren, aber eine grobe Idee reicht schon aus.

Plot in einem Absatz:

Ein ängstlicher Regenwurm namens Hans lebt mit seiner Familie auf einem Feld, das jeden Tag von einem Schwarm Amseln heimgesucht wird. Als der Nachbar des Regenwurms von einem der Vögel gefressen wird, entscheidet sich Hans, etwas zu unternehmen und macht sich auf den Weg zum Ende des Regenbogens. Doch als er dort ankommt, erweist sich der Kobold, den er um Hilfe bittet, als unfreundlich. Hans muss drei Prüfungen für den Kobold erledigen, ehe dieser mit ihm auf das Feld zurückkehrt. Unter großer Anstrengung und mit der Hilfe eines freundlichen Marienkäfers schafft Hans es, die Prüfungen rechtzeitig zu bestehen und seine Familie vor den Amseln zu retten.

Soviel Vorarbeit habe ich jetzt für alle 15 Ideen innerhalb von zwei Tagen geleistet. Als nächstes werde ich den Absatz zu etwa einer bis zwei Seiten ausweiten, was etwas mehr Zeit in Anspruch nimmt und dann in den nächsten Schritt übergehen: Die Geschichte in Szenen oder Kapiteln skizzieren. Damit ist die wichtige Vorarbeit getan und ich kann mich ans Schreiben setzen.

Eventuell erfordern einige Ideen, dass ich meine Figuren vorher ausarbeite, aber tatäschlich ist das ein Schritt, den ich persönlich nicht gehe. Ich mag es, wenn mir die Geschichte die Figuren diktiert und schaue sie mir erst in einem späteren Schritt genauer an.

So, das war es dann für das erste Update. Ich würde mich freuen, wenn ein paar von euch dem Projekt folgen un dmich unterstützen würden (Kommentare und Anfeuern reichen mir schon ^^).

Und wer weiß, vielleicht fühlt sich jemand berufen, mitzumachen? Am Ende sehen wir, wer dem Ziel näher gekommen ist!

In diesem Sinne frohes Schreiben!

Rhada

27 November 2024

Zwischen leeren Seiten und großen Träumen: Mein Autorenjahr 2024 im Rückblick

Hallo meine lieben Mitgefangenen in der Welt der Buchstaben!

Es ist soweit, der NaNoWriMo 2024 neigt sich dem Ende zu und damit ist auch das Schreibjahr wieder vorbei. Nach einem für mich erfolgreichen November wird es also Zeit, ein Resümee zu ziehen. Wie ist 2024 insgesamt gelaufen? Was habe ich 2025 vor?

Inspiriert von




werde ich mir auch die 14 Fragen vornehmen. Als eigenes kleines Autorentagebuch (Jahresbuch?) sozusagen.


Was war deine größte Herausforderung?

Keine. Ich habe das letzte Jahr (wie die meisten) sehr sicher innerhalb meiner Komfortzone verbracht. Wenn ich ein Buch beendet habe und nicht sicher war, habe ich es in meiner Schublade geparkt. Ich habe mich weder schreib- noch lesetechnisch aus den Genre entfernt, die mich üblicherweise interessieren. Für 2025 werde ich das vielleicht endlich ändern und einem guten Rat nachgehen. Außerdem beinhaltet mein Plan für nächstes Jahr, dass ich ein par Bücher veröffentliche, sobald ich mit dem Prozess fertig bin. Keine Ausreden mehr!

Was war die beste Investition ins Schreiben in diesem Jahr?

Dolores Gordon-Smiths kleiner Ratgeber "How to Write a Classic Murder Mystery" hat mir viel über den Aufbau und die Planung von Krimis im Stil von Agatha Christie beigebracht. Soviel, dass ich während der Proben zu unserem Theaterstück (Mord im Orientexpress) ständig unbewusst das Stück analysiert habe. Damit ist das Büchlein der beste Schreibratgeber, den ich bisher gelesen habe.

Habe ich meine Schriebzeit sinnvoll verbracht?

Ja und nein. Einige Monate in diesem Jahr, vor allem am Anfang und jetzt gegen Ende, waren sehr produktiv. Gentlemen's Game (Die Kobra von Kalkutta) hat mir sehr viel abverlangt. Das Buch musste neu geplant, neu geschrieben und erneut überarbeitet werden und gerade sitze ich noch daran, die Vorschläge vom Lektorat einzubauen. Abgesehen davon war meine Schreibzeit allerdings eher mau. Ich hoffe, dass sich das nächstes Jahr anders anfühlt. Dass mein Plan ein Erfolg wird!

Habe ich in diesem Jahr neue Autorenfreundschaften geschlossen?

Ja. Ich habe mich schon im Oktober 2023 dem Online-Stammtisch des Lektorats Satzbaum angeschlossen, wo ich ein paar sehr nette und ambitionierte Leute kennenlernen durfte. Auch wenn die Theaterproben unglücklicherweise an denselben Tagen wie der Stammtisch stattgefunden haben, konnte ich zumindest an ein paar Treffen teilnehmen und hatte immer Spaß und neue Einsichten gewonnen.

Was ist eine Angewohneit, die ich 2025 fallen lassen sollte?

Ich muss aufhören, mich ablenken zu lassen, wenn die Dinge nicht gut laufen. Ich komme nicht in mein Manuskript? Lass mich lieber Sims spielen. Ich habe gerade keine Lust, mich mit der Überarbeitung zu befassen? Ich starre zwei Stunden leer auf den Bildschirm. Schreibzeit ist Arbeitszeit. Außerdem sollte ich mich nicht von Terminen stressen lassen, die in der Zukunft liegen.

Ehrlich, welchen Sinn hat es, um 10 Uhr aufzuhören zu schreiben, weil ich um 14 Uhr einen Termin habe? Das sind vier Stunden, die mir verloren gehen. Für nichts als schlechte Laune.

Was war der beste Ratschlag, den ich dieses Jahr erhalten habe?

"Lies Romanzen, um zu lernen, wie man Emotionen schreibt!"

Ich habe ihn noch nicht umgesetzt, aber ich glaube trotzdem, dass er ein sehr guter Ratschlag ist. Ich tendiere zu plotlastigen Geschichten, Rätsel und Abenteuer, was manche Leute dazu bringt, zu sagen, dass sich meine Figuren unglaubwürdig oder unvorhersehbar verhalten. Das ist etwas, woran ich arbeiten will - und außerhalb meiner Komfortzone lesen kann dabei sicher helfen.

Was war mein größter Erfolg?

Dieses Jahr war es strenggenommen, dass ich mir endlich eines meiner großen Fantasy vorgenommen habe und dabei sogar ein Knoten geplatzt ist. Ich glaube immer noch, dass diese Geschichte das Zeug hat, das "Herr der Ringe" des 21. Jahrhunderts zu werden. Aber bis dahin ist es noch ein langer Weg.

Der allergrößte Erfolg ist aber im letzten Jahr passiert. Gentelmen's Game hat mir einen Verlagsvertrag beschert. Über eine Reihe von drei Teilen zu meinem Inspector Montgomery. Hatte ich erwähnt, dass es nächstes Jahr unter dem Titel "Die Kobra von Kalkutta" erscheinen wird?

Was war mein schlimmstes Versagen?

Tsuru-gumi. Also, nicht das Buch selbst (das auch schon 2023 fertig geworden ist), sondern, dass ich mich gegen eine Veröffnetlichung entschieden habe. Nicht, weil ich die Idee oder das Buch für schlecht halte. Nein, es liegt daran, dass ich Angst habe, es nicht verbessern zu können, wenn es auf dem Markt ist. Dass ich vielleicht lieber eine Nebenfigur zur Hauptfigur machen und die Geschichte neu schreiben will. Dass ich Ryu plötzlich sehr viel interessanter finde als Ichi.

All der Zweifel hat dazu geführt, dass sich Tsuru-gumi jetzt anstatt auf amazon auf wattpad findet. Zu meinem Plan für nächstes Jahr gehört daher vor allem auch: Geschichte fertig - Geschichte raus! Denn das beste Marketing ist ein neues Buch.

Was war das beste Buch, dass ich 2024 gelesen habe?

Oh, die Antwort ist einfach. Harry Harrisons "Rückkehr nach Eden", den letzten Teil der Trilogie. Ich bin 2023 auf diese Bücher aufmerksam geworden, über ein Video des Kanals DinoDiego und habe mir gleich alle drei Teile gekauft. Die Bücher sind so gut, die Charaktere, das Worldbuilding und die ganze Idee von Menschen, die gegen Echsenwesen (landlebende, humanoide Ichthyosaurier) Krieg führen. Ich habe den dritten Teil lange vor mir hergeschoben, weil ich nicht wollte, dass Kerrick und sein Sammad noch einmal in Schwierigkeiten geraten, nach allem, was er in den beiden anderen Teilen durchgemacht hat.

Aber als ich es dann gelesen habe, hat es keinen halben Tag gedauert, es zu Ende zu bringen. Ich konnte nicht aufhören. Teil 3 ist in meinen Augen der beste der Trilogie - aber ohne die beiden Vorgänge absolut nicht zu verstehen. "Eden" hat mir darüber hinaus auch gezeigt, dass es nicht Fantasy (oder SciFi? Dieses Buch verwischt die Grenzen mehr als Star Wars) als Genre ist, dass mich langweilt, sondern nur die moderne Umsetzung. Es war der Push, den ich gebraucht habe, um mich wieder den Fanatsy-Projekten zuzuwenden, die in meiner Schublade gammeln.

Was war das schlechteste Buch, dass ich 2024 gelesen habe?

Leider noch eine sehr einfache Antwort: Markus Alexanders "Chimäre - Silben der Macht". Ich hatte das Buch zusätzlich zu "Rückkehr nach Eden" und Agatha Christies "Die Mausefalle" mit im Gepäck, als ich in Afrika war. Grundsätzlich eine gute Sache, da es zwei Tage so sehr geregnet hat, dass ich außer Lesen nicht viel machen konnte.

Das Problem war nur, dass ich mit dem Buch überhaupt nicht warm geworden bin. Zum einen hat mir der Stil nicht gefallen, doch darüber hätte ich vielleicht wegsehen können (hatte ja nichts zu tun), wenn der Rest nicht gewesen wäre. Die Figuren waren da, aber abgesehen von den beiden Goblins habe ich keine sonderlich sympathisch gefunden. Außerdem muss ich gestehen, dass ich nach den ersten drei oder vier Kapiteln den Plot noch nicht gefunden hatte. Ich habe das Buch in Kapstadt im Hostel gelassen, vielleicht findet jemand anderes es spannender als ich. Mich hat es jedenfalls aktiv aggressiv gemacht - und ich habe mir dann kurzerhand noch einen Agatha Christie Roman für meine kindle-app gekauft.

Womit hatte ich als Autor dieses Jahr am meisten Spaß?

Ich überarbeite gerne, schleife und feile an dem Text, den ich schon geschrieben habe. Und entsprechend war der Re-write und die Überarbeitung der Kobra der spaßigste Teil dieses Jahres. Ich habe mich mit jedem Arbeitsschritt mehr in das Buch verliebt, selbst dann, als ich dachte, es würde mir nur noch auf die Nerven fallen.

Für nächstes Jahr freue ich mich jetzt schon auf Teil 2. Und vielleicht auch schon den Entwurf von Teil 3, wer weiß.

Was habe ich über mich als Autor gelernt?

Ich habe mich weiterentwickelt. So sehr, dass mir die Worte, die ich 2016 in meinem Fantasyprojekt geschrieben habe, fremd vorkommen. Ich erinnere mich an den Plot und die Figuren, aber du meine Güte, ist der Stil schlecht 😅

Aber nichts, was man nicht mit ein wenig Arbeit ordentlich bekommt. Herr der Ringe des 21. Jahrhunderts. Oh, das habe ich vielleicht auch über mich gelernt. Ich bin als Autor schlagartig sehr ambitioniert geworden. Vielleicht braucht man in der heutigen Welt keinen Verlag, aber für das Ego ist es schon richtig gut.

Und die dritte Lektion in diesem Jahr war: "Er spannte sich" ist eine extrem dumme Phrase. Aber sie überbrückt sehr schön den Moment, indem ich mir über Emotion und Körpersprache einer Figur (noch) nicht im Klaren bin.

Auf einer Skala von 1-10, wie zufrieden bin ich mit meiner Arbeit?

6. Das Jahr hätte besser laufen können, aber wenn es lief, lief es rund. Die Kobra ist so weit fertig geworden und das Fanatsy-Projekt ist jetzt auch in einem Zustand, dass ich es ordentlich überarbeiten kann, ohne Ausschlag zu kriegen 😆

Wenn ich so darüber nachdenke, ist das Jahr vielleicht doch eher eine 8.

Habe ich meine Ziele für 2024 erreicht?

In Hinblick auf die Kobra auf jeden Fall. Das Buch ist in einem ordentlichen Zustand (ich würde "veröffentlichungsreif" sagen, aber das muss der Verlag entscheiden) und ich bin immer noch verliebt in meine Idee. Ich habe eine Übersicht für mögliche weitere Teile und schon Rücksprache mit dem Verlag, welche Ideen am meisten interessieren. Gute Vorarbeit für 2025.

Was die anderen Projekte angeht, habe ich meine Ziele (noch) nicht erreicht. Das Fanatsy-Projekt ist nur zum Teil durchgearbeitet und alles, was ich im Laufe des Sommers angefangen habe, ist im Sand verlaufen. Aber das sind kleine Fehlschläge im Schatten des wichtigen Projekts.

Bonusfrage:

Was sind meine Ziele für 2025?

Da ist zum einen "Das Projekt", zwölf Romane in zwölf Monaten. Ich weiß, dass ich das schaffen kann, zumindest den handwerklichen Teil. Mir geht es bei dem Versuch vor allem darum zu lernen, loszulassen. Ein paar Ideen für das Jahr stehen schon fest, andere kommen dann dazu, wenn ich sie brauche.

Außerdem würde ich gerne ein wenig mehr lesen, speziell Romane. In den letzten Jahren habe ich vor allem Ratgeber verschlungen, aber die bringen einen auch nur so weit. Nächstes Jahr will ich wieder mehr Input haben. Krimis, Fantasy und vielleicht auch eine Romanze. Mein Büchereiausweis ist jedenfalls erneuert!


Und nun zu euch!

Ich würde jedem raten, die 14 (+1) Fragen einmal für sich selbst zu beantworten. Schätzt euch selbst ein, schaut, was gut und was schlecht lief. Sich einen Überblick über das eigene Schaffen (nicht nur als Autor) zu verschaffen, kann einem dabei helfen, sich neu auszurichten.

Und Ziele setzen hilft dabei, am Ende des nächsten Jahres zu schauen, wie weit man gekommen ist. Es geht dabei nicht unbedingt darum, sie zu erreichen (das ist der beste Fall), sondern nur darum, einen Leuchtturm zu haben, der einem Orientierung gibt. Ansonsten treibt man nur ziellos durch die Monate und plötzlich ist ein weiteres Jahr vorbei.


In diesem Sinne frohes Lesen und frohes Schreiben!

Rhada


25 November 2024

Neujahrsvorsätze im November

Hallo meine lieben Mitgefangenen in der Welt der Buchstaben!

Habt ihr auch schon davon gehört, dass Vorsätze, die man sich an Silvester fasst, meistens nicht umgesetzt werden? Warum das so ist, weiß ich nicht, aber es gibt wissenschaftliche Artikel darüber (z.B. diesen hier: https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S0899328988800166). Oft wird davon geredet, dass man sich die Vorsätze aus den falschen Gründen fasst oder sich Dinge vornimmt, die einen eigentlich nicht interessieren. Vorsätze, die man im Laufe des Jahres fasst, sollen - angeblich - eher umgesetzt werden.

Deshalb fasse ich meinen Vorsatz heute, Ende November. Ob ich ihn wirklich durchziehen kann oder ob mein restliches Leben dazischenkommt, wird sich zeigen. Aber angeregt von schriftsteller-werdens "12 Romane in 12 Monaten" will ich das nächste Jahr auch dafür nutzen, meine Ideen abzuarbeiten. Darunter ist mindestens ein Buch, dass in einem Verlag erscheinen wird (wenn ich es nicht völlig verhaue), eventuell Zirkulum 3 und einige andere Ideen, über die ich hier noch nicht sprechen will.

Jackies selbstgesetzte Challenge bestand dabei darin, dass sie zwölf vollständige Romane (50k+ Wörter) in einem Jahr plant, schreibt, überarbeitet, lektoriert und veröffentlicht. Ein Roman pro Monat. Und da ich eine ganze Festplatte an Ideen habe (und alberne Challenges liebe), werde ich mich auch daran versuchen. Das Ganze wird darauf hinauslaufen, dass ich höchstvermutlich drei bis vier Stunden pro Tag (!) auf's Schreiben verwende, daneben läuft natürlich mein Halbtagsjob und das Streamen mit Freunden weiter. Oh, und nächstes Jahr steht ein großes Theaterstück an.

Ob ich 12 veröffentlichungsreife Romane schaffe? Das werde ich nächstes Jahr im Dezember wissen. Aber 12 Rohfassungen halte ich auf jeden Fall für machbar. Und wer weiß, vielleicht erweist sich die eine oder andere Idee eher als wattpad- denn als amazontauglich.

In diesem Sinne:

Frohes Schreiben und noch einen schönen Rest-Nano!