Hallo meine lieben Mitgefangenen in der Welt der Buchstaben!
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Bild von Pete Linforth auf Pixabay |
Klingt nach einem einfachen ersten Entwurf, oder nicht? Einfach nur die Outline ausarbeiten, Szenenübergänge einfügren und - TADA - ich habe ein schönes Skelett.
Ja. Nein.
Nach dem überwältigenden Tempo, dass ich im
Januar-Projekt an den Tag gelegt hatte, hatte ich eigentlich damit gerechnet, den ersten Entwurf für den Februar schon vor einer Woche fertig zu haben und mich in die erste Überarbeitung zu stürzen. Mir ist ja klar, dass der Plot der Outline nicht dem des fertigen Buches entsprechen wird. Meine Outline hat immer ein paar Ungenauigkeiten und Schlaglöcher.
Diesmal waren es jedoch keine Schlaglöcher. Dieser Plot hält nur deswegen zusammen, weil schwarze Löcher so viel Anziehungskraft haben, dass ihnen nichts mehr entkommen kann. Ehrlich. An dieser Geschichte ist die Idee das einzig gute - und die Idee funktioniert (noch) nicht.
Was tue ich also?
Nachdem ich Mitte des Monats einige Tage mit mir und dem Projekt gehadert habe (ich habe sogar den kompletten Anfang eines zweiten Projektes in der Zeit geschrieben, denn Stehenbleiben war keine Option), habe ich beschlossen, gegen alle Widrigkeiten den ersten Entwurf zu Ende zu bringen. Auch wenn ich weiß, dass ich höchstwahrscheinlich nichts davon behalten werden.
Warum?
Ganz einfach. Damit ich in einer späteren Fassung die schwarzen Löcher im Plot in einfache Schlaglöcher verwandeln kann, muss ich sie erst einmal finden. Und das kann ich nur, wenn ich sie sichtbar mache. Sicher hätte ich auch an der Outline arbeiten können, um Zeit zu sparen und mir wären dort einige Probleme aufgefallen. Vielleicht sogar alle. Aber jetzt habe ich sie konkreter vor mir und erkenne einmal mehr, dass ich nicht mit dem ersten Gedanken mitlaufen sollte, der mir zu einer Geschichte kommt.
Versteht mich nicht falsch, das kann gut gehen, wenn die Geschichte mich wirklich Tag und Nacht begleitet, wie es das Januar-Projekt getan hat. Aber das Februar-Projekt ist so holprig, dass ich selbst kein großes Interesse daran habe. Es sind einfach zu viele Löcher, zu viele Knoten, zu wenig Konsistenz. Aber immerhin kann ich die Probleme jetzt benennen. Und es sind immer dieselben. Ehrlich.
Welche?
Mein Hauptcharakter ist ein Idiot. Sie trifft keine einzige nachvollziehbare Entscheidung, wenn sie überhaupt etwas selbst entscheidet. Erstaunlicherweise ist die holprige Romanze mit dem Nachbarsjungen noch das, was am besten funktioniert. Und ich kann keine Romanzen.
Meine Nebencharaktere sind sinnlos. Und damit meine ich alle. Der Nachbarsjunge? Kaum vorhanden. Die Freunde? Nutzlos in jeder Hinsicht. Der Antagonist? Zu durchschaubar. Die anderen Nebenfiguren? Inkonsistenter als ein Pudding mit zu viel Milch.
Der Plot mäandert und ergibt wenig Sinn. Und das ist freundlich ausgedrückt. Hier bin ich noch unsicher, ob ich zu viel oder zu wenig will oder ob Thema und Setting einfach nicht richtig zusammenpassen. In der Outline hatte der Plot tatsächlich funktioniert, aber in der Umsetzung zeigt sich, dass ich mich wohl getäuscht habe. Der Konflikt ist langweilig und repetitiv, wenn er überhaupt vorhanden ist. Für die Szenen, auf die ich mich gefreut habe, ist eigentlich kein Platz. Und die Nebenhandlungen verteilen sich auf zu viele Figuren.
Wie geht es weiter?
Das Februar-Projekt wird jetzt erstmal zu Ende geschrieben mit dem, was ich habe. Ich notiere mir jeden Stolperer, jedes Loch, das ich finde. Und dann mus ich zurück zur Outline. Vielleicht die Geschichte aus der Sicht des Antagonisten planen. Überlegen, ob ich die Freundesgruppe verkleinern kann. Einige andere Nebenfiguren können dafür etwas mehr Raum haben.
Und ich muss Worldbuilding betreiben. Das, was ich getan habe, reicht nicht, um die Geschichte glaubwürdig zu machen. Nicht mal vor mir selbst. Das ist alles deutlich mehr Arbeit als im Januar-Projekt und führt dazu, dass ich Februar dieses Jahr vermutlich nicht fertig mache.
Aber einen Lichtblick hat das Ganze. Die Geschichte, die ich in der Pause vom Projekt angefangen habe, ist über 13k Wörter weit. Das ist ein solides Stück Anfang, das ich nicht mehr schreiben muss, wenn ich dahin komme. Und wenn ich bedenke, dass der Anfang mein größtes Hindernis ist, wird die Geschichte, wann immer ich sie umsetze, mir sicherlich einfacher fallen.
Andere Erkenntnisse?
Wenn ich an einer Geschichte arbeite, durch die ich mich durchquälen muss, um die Fehler zu finden, bekomme ich viel zu viele neue Ideen. Ausnahmsweise habe ich keine davon aufgeschrieben. Es sind so viele und zu Teil so vage Ideen, dass ich abwarten will, welche von selbst steckenbleibt.
In diesem Sinne frohes Schreiben!